Ab auf die Straße

von Anja Mia Neumann 19. Januar 2015

Radfahren auf der Danziger Straße, der wichtigsten Ost-West-Verbindung durch Prenzlauer Berg, gleicht einem Überlebenskampf. Das soll sich ändern.

Genau drei Kilometer ist die Danziger Straße lang. Gerade einmal 850 Meter davon zwischen Schönhauser Allee und Prenzlauer Allee sind mit einem Weg für Fahrradfahrer ausgestattet. Richtung Osten ist dann Schluss und die Radler werden auf die Autospur geschickt. Eine gefährliche Angelegenheit. Seit langem planen die Bezirkspolitiker deshalb hinter verschlossenen Türen an einer Verlängerung der Radspuren. In diesem Jahr soll der Bau beginnen.

Für rund 700 000 Euro starte der erste Bauabschnitt erst mal zwischen Kniprodestraße und Landsberger Allee, berichtet Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung Jens-Holger Kirchner (Grüne). Dann solle der Rest der Straße folgen und einen Radstreifen bekommen. Dringend nötig, wie ein kleiner Erlebnisbericht zeigt.

 

Unterwegs zwischen knallgrünem Sprinter und Kindergruppe

 

Es ist ein noch etwas schummeriger Morgen und es ist allerhand los auf der Danziger Straße: Autos, Radfahrer, Trams, Lastwagen, alles dabei, wie immer. Los geht es mit dem Rad von der Schönhauser Allee. Von hier aus komme ich noch recht komfortabel auf die Danziger Straße. Radstreifen sind markiert und ich fahre in einer kleinen Kolonne mit. Das passt soweit, auch wenn Radeln wegen des Verkehrs natürlich wenig Spaß macht. Richtig nervig: Erst blockiert ein Bäckerei-Lieferwagen, dann ein knallgrüner Sprinter, den Fahrradstreifen. Ich muss auf die Autospur ausweichen.

 Dann beginnt der wahre Spaß: Hinter der Kreuzung Prenzlauer Allee endet die rote Fahrrad-Markierung. Ich entscheide mich erst mal für den Gehweg, ganz intuitiv, weil der recht breit ist und mir sicherer vorkommt. Und mit dieser Entscheidung bin ich nicht allein. Vor mir radelt eine Frau. An der Ecke Winsstraße dann: rechts eine Kindergruppe, links ein Lastwagen.

 Also doch rauf auf die Straße und einfädeln. An der Kreuzung Greifswalder Straße gibt es immerhin eine Fahrrad-Markierung zum Überqueren. Sonst schlängele ich mich auf der rechten Autospur durch. Wenn Platz ist, halten sich die Autofahrer brav links und überlassen mir die Spur. Eng wird es trotzdem oft und  überhaupt sind viele Lastwagen unterwegs. An der Landsberger Allee angekommen, bin ich überzeugt: Sicher ist anders.

 

Danziger durchgehend für Radler – frühestens ab 2017

 

In Zukunft soll es auf der kompletten Danziger Straße einen Fahrradstreifen geben – rechts von den fahrenden Autos. An den Kreuzungen kommt eine extra Rechtsabbieger-Spur für die Autos dazu. „Etwa 80 Meter vor den Knoten müssen die Autofahrer die Radspur überqueren während die Fahrradfahrer weiter geradeaus fahren“, erklärt Kirchner. Das habe sich an anderen Stellen der Stadt schon bewährt. Genau wie die Philosophie, Radler nur noch auf der Straße fahren zu lassen. „Das Verkehrskonzept, dass Fahrräder am Gehweg fahren, wie auf der Schönhauser Allee, ist überholt.“ Das habe zu vielen Unfällen beim Rechtsabbiegen geführt.

Im Verkehrsausschuss des Bezirks ist die Bauplanung auf der Danziger Straße schon seit langem ein Thema. „Wir sind uns einig, dass es sinnvoll ist“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Johannes Kraft (CDU) und betont: „Vor allem in den Kreuzungsbereichen ist es eine komplizierte Maßnahme.“

Lichtmasten und Oberleitungsmasten müssen versetzt werden, ebenso Ampeln und Gullydeckel. „Der Bau der Radstreifen bedeutet eben nicht nur einen Strich auf der Straße“, meint Kirchner. „Sie müssen die halbe Stadt umbauen.“ Deshalb rechnet der Stadtrat mit der Fertigstellung der neuen Danziger Straße frühestens im Jahr 2017.

 

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