Asylbewerberheim: Übergangs- wird zur Dauerlösung

von Thomas Trappe 22. Januar 2013

Das Prenzlauer Berger Asylbewerberheim muss mangels Alternative weiter betrieben werden. Auch wenn die Unterbringung alles andere als ideal ist.

Die Defizite wurden schon zu Beginn eindeutig beschrieben. Unter anderem zu große Räume, die nur eine Sammelunterbringung ermöglichen, und vor allem fehlende Sanitäranlagen sprächen eindeutig dagegen, dass die alte Prenzlauer Berger Schule dauerhaft als Unterbringung für Asylbewerber dienen kann. Das sagte im Oktober der Präsident des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso), Franz Allert. Seine Behörde betreibt die Aufnahme-Station, die bis heute offiziell eine Übergangslösung sein soll. Nur besteht jetzt, fast drei Monate später, immer noch das gleiche Problem: Es findet sich einfach keine Dauerlösung. Die Asylbewerber müssen also weiter in der Notunterkunft bleiben. In spartanisch eingerichteten Räumen. Und mit Duschcontainern auf dem Hof.

Das Haus im Süden von Prenzlauer Berg, die Adresse soll auf Wunsch der Betreiber aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden, ist im Besitz der landeseigenen Berliner Immobilienmanagament GmbH (BIM), die Lageso mietet es an. Bis März läuft der derzeitige Mietvertrag, erkläre BIM-Sprecherin Katja Cwejn auf Anfrage. Danach habe die BIM nach bisherigen Plänen eine andere Nutzung vorgesehen. „Derzeit laufen Verhandlungen zwischen BIM und Lageso, auch darüber hinaus das Haus als Asylbewerberunterkunft zu nutzen“, so Cwejn. Bis jetzt sehe es auch so aus, dass eine Verlängerung möglich sei. Und alles andere würde die Lageso wohl auch vor unlösbare Probleme in Prenzlauer Berg stellen.

 

Privatvermieter melden sich

 

Denn alternative Unterkunftsmöglichkeiten sind offenbar schlicht nicht ausfindig zu machen, wie Jörn Hube, Sprecher bei der Lageso, bestätigt. Zwar sei die Prenzlauer Berger Unterkunft weiterhin als vorübergehende konzipiert, „aber die Akquise neuer Räumlichkeiten gestaltet sich äußerst schwierig“ – während die Zahl der Asylbewerber weiter steigt. Momentan sei nicht davon auszugehen, dass die Übergangslösung bald beendet werden kann. Was nichts daran ändere, dass dies für viele Bewohner nur die „suboptimale“ Lösung sei.

Bereits im Oktober startete die Lageso einen Aufruf, in dem Besitzer größerer Immobilien aufgerufen wurden, Räume zur Verfügung zu stellen. Dem Aufruf folgten offenbar auch einige Privatleute, wie Hube berichtet. Allerdings zeigt sich das Amt hier zurückhaltend – da viele Vermieter sich mit der Unterbringung von Asylbewerbern offenbar sichere Einnahmen versprechen, ohne sich um die Belange der Bewohner kümmern zu müssen.

 

Kinder „freundlich aufgenommen“

 

Eine Ausweichvariante im Bezirk Pankow ist derzeit nicht in Sicht, wie die für Soziales zuständige Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) erklärte. „Aus unserem bezirkseigenen Bestand haben wir nichts anzubieten“, sagte sie. „Wir haben ja auch in anderen Bereichen hohe Not, genügend Wohnraum zu finden, zum Beispiel wenn es um Obdachlose geht.“ Sie räumte ein, dass „die bisherige Unterbringung in der Schule nicht dauerhaft“ funktioniere. Auch in Stadtteilen am Rande des Bezirks gebe es kaum Ressourcen. 

Die Beschulung der Asylbewerber-Kinder sei inzwischen angelaufen, sagte die Stadträtin. „Die Kinder sind alle in den Schulen, in die sie kommen sollten, und wurden dort sehr freundlich aufgenommen.“

 

 

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