Medizin für Bildungsmuffel

von Thomas Trappe 14. Februar 2013

Der Kulturbereich im Bezirk soll weniger Miese machen. Das funktioniert mit mehr VHS-Gesundheitskursen. Und einem verbesserten Bibliothekskonzept.

Die Pankower wollen nicht lernen. Ziemlich deutlich jedenfalls sind die Zahlen, die der vor Kurzem von der Senatsverwaltung für Finanzen vorgestellte Bericht „Was kostet wo wie viel in Berlin“ ausweist. Demnach kostet Kultur in Pankow vor allem, verglichen mit dem Berliner Schnitt: viel. Und Volkshochschulen: Am meisten. Letzteres liegt vor allem daran, dass die Menschen unseres Bezirks in die Volkshochschule gehen: am seltensten. Und auch wenn laut dem für Kultur zuständigen Stadtrat Torsten Kühne (CDU) die im Bericht genannten Zahlen nur bedingt Aussagekraft haben, will man sie ändern. Die Pankower sollen gebildeter werden, jedenfalls in der Statistik.

Der Bericht beruht vor allem auf Zahlen der sogenannten Kosten-Leistungs-Rechnung, mit der der Senat die Kosten für alle Bereiche bezirklicher Ausgaben miteinander vergleicht. Daraus ergibt sich, dass berlinweit vor zwei Jahren 197 Volkshochschulstunden auf tausend Einwohner kamen. In Pankow waren es nur 105, so wenig wie in keinem anderen Bezirk. Auch bei den Kosten pro Unterrichtsstunde lieferte Pankow Rekord. Mit 74 Euro wurde hier mehr ausgegeben als irgendwo sonst und 13 Euro mehr als im Berliner Schnitt. Fiktive Summen, „schön für Buchmacher“, sagt Kühne. Denn wie viele Stunden Volkshochschule pro Bewohner es sind, entscheidet zum Beispiel die Zahl der Kurse – aber nicht die der Schüler. Was nichts daran ändere, dass in Volkshochschul-, Bibliotheks- und Musikschulbereich mehr Besucher akquiriert werden sollen. Denn schlechte Vergleichszahlen senken die Landeszuweisungen für die kommenden Jahre.

 

Neue Medien sind die Zukunft

 

Bereits in seinem ersten Amtsjahr, also 2012, hätten sich die Zahlen erheblich verbessert, erklärte Kühne. Statt eines Minus von 1,7 Millionen Euro, wie noch 2011, gebe es 2012, aller Voraussicht nach, nur noch die Hälfte des Defizits. Das habe vor allem daran gelegen, dass die Verwaltung einen Weg eingeschlagen habe, der auch weiter verfolgt werden soll. Dazu gehöre als wichtiger Baustein die Erhöhung der Volkshochschulstunden. 2012 gab es deshalb erstmals wieder Kurse in den Sommerferien. Beim Pankower Museum setzt man auf verlängerte Öffnungszeiten. Und an der Musikschule werden die Erwachsenenkurse ausgeweitet, „so erhöhen wir die Auslastung in den Vormittagsstunden“. Und in den Bibliotheken soll es tiefgreifende Änderungen geben, wie eine jetzt vorgestellte Studie des Bezirks zeigt (zu unserem heutigen Bericht).

Um all dies leisten zu können, „sei Kreativität nötig“, so Kühne. Schließlich muss das Angebot ausgeweitet werden, die Kosten dürfen aber nicht steigen. Man setze daher verstärkt auf Honorarkräfte statt auf Festangestellte. Das vergangene Jahr habe gezeigt, dass dies ein guter Weg zur Konsolidierung im Kulturbereich sei. „Wir werden diesen Weg weitergehen.“

 

Bericht „Zentralbibliothek in Gefahr“

 

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