Mieter fühlen sich um Vorkaufsrecht betrogen

von Anja Mia Neumann 29. Juni 2015

Am Humannplatz fühlen sich Mieter getäuscht und um ihre Wohnungen gebracht. Der Grund: Ein ganzer Wohnblock soll ohne ihr Wissen neue Besitzer bekommen haben, nämlich private Investoren.

Im Humannkiez fühlen sich Mieter um das Vorkaufsrecht ihrer Wohnung betrogen. In der vergangene Woche habe ein Schreiben im Briefkasten der Bewohner eines ganzen Wohnblocks gelegen, schreiben Stefanie Fröhlich und Matthias Groh im Auftrag der Mieter. Darin sei ihnen – ohne vorherige Absprachen – mitgeteilt worden, dass ihre Wohnungen neue Besitzer hätten, nämlich private Investoren aus Deutschland und Europa.

Betroffen sind laut Groh die Mieter von über 600 Wohnungen in der Gudvanger Straße, der Wisbyer Straße, Dunckerstraße und Krügerstraße.

In den Schreiben von der optima Living Wohnungseigentums- und Sondereigentsverwaltung vom vergangenen Mittwoch heißt es demnach: „Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass die Umwandlung nunmehr in den letzten Zügen ist und die Wohnanlage ab dem 01.07.2015 als Wohnungseigentümergemeinschaft behandelt wird. Die von Ihnen angemietete Wohneinheit wird mit Wirkung zum 01.07.2015 an den/die Eingentümer/in … übertragen.“

 

Rechtliche Schritte angekündigt

 

Der bisherige Vermieter und Eigentümer, die GSW Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft, hatte die Mieter den Angaben zufolge nie über eine geplante Umwandlung informiert. Dabei sei sie bereits vor drei Jahren beschlossen worden. Auch ein Vorkaufsrecht sei keinem der Mieter angeboten worden. Nachfragen verschiedener Mieter, die sich in den vergangenen Jahren über die Möglichkeit eines Kaufs ihrer Wohnung informieren wollten, seien immer verneint worden.

 

Mieter im nördlichen Humannkiez fürchten um ihre Wohnungen.                                    Karte: mapz.com

 

Die GSW hatte den Komplex eigenen Angaben zufolge als Teil eines Fonds aufgelegt und die Wohnungen eingelagert. Das sei bereits 1997 gewesen, sagte ein Sprecher der Deutsche Wohnen, zu der die GSW inzwischen gehört. 2012 habe sich der Fonds aufgelöst und die Anteilseigner seien Besitzer der Wohnungen geworden.

„Wenn die Eigentümer nun an Dritte veräußern wollen, dann bekommen die Mieter ein Vorkaufsrecht angeboten“, sagte der Sprecher der Deutsche Wohnen. Bislang sei noch gar kein Vorkaufsrecht zum Tragen gekommen. Er kündigte zudem an: Für die Mieter der 40 Wohnungen, die noch der GSW gehörten, werde sich vorerst nichts ändern.

Die Mieter fühlen sich zu den tatsächlichen Eigentumsverhältnissen in ihrem Wohnblock getäuscht und fürchten, dass ihre Mieten steigen oder die neuen Besitzer Eigenbedarf anmelden. Sie wollen mit rechtlichen Schritten gemeinsam gegen die Umwandlung als Wohnungseigentümergemeinschaft vorgehen.

 

Update 30. Juni 2015: Die Meldung ist um die Stellungnahme der Deutsche Wohnen erweitert worden.

 

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