Bezirk und Kleingärtner streiten um Weg am Mauerdenkmal

von Juliane Schader 27. April 2011

Um vom Mauerdenkmal an der Bösebrücke barrierefrei auf den Mauerweg zu kommen, soll ein Weg durch die Kleingartenanlage „Bornholm I“  gebaut werden – zum Ärger der Gärtner.

Eine Kleingartenanlage ist eigentlich ein Ort der Ruhe. Doch im Norden von Prenzlauer Berg, in der Anlage „Bornholm I“ nördlich der Bornholmer Straße, tobt derzeit ein Streit mit dem Bezirksamt Pankow. Das plant einen Weg durch die Anlage zu bauen, um einen barrierefreien Zugang vom Mauerdenkmal an der Bösebrücke auf den unter der Brücke kreuzenden Mauerweg zu schaffen. Gegen den Willen der Kleingärtner.

Wer bislang vom Denkmal auf den Mauerweg will, muss entweder diverse Stufen bewältigen oder einen großen Umweg fahren: Nur auf der anderen Straßenseite kommt man über die Malmöer Straße, die Finnländische Straße und die Norwegerstraße auf den Mauerweg unter der Brücke (Wem das zu abstrakt ist, kann es sich hier noch einmal bei Google Maps genauer anzuschauen).

 

Ausbau eines bestehenden Plattenweges mit Senatsgeldern

 

Um dies zu vereinfachen, soll nun von der Björnsonstraße abzweigend unterhalb der denkmalgeschützten Mauerreste und parallel zur Bornholmer Straße ein Weg angelegt werden. Oder besser: ausgebaut. Denn ein schmaler Plattenweg besteht bereits, jedoch innerhalb der Kleingartenanlage und bislang an beiden Enden mit einem Tor verschlossen. Mit Senatsgeldern soll dieser nun auf 2,50 Meter verbreitert, asphaltiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein Plan, der die Kleingärtner auf die Barrikaden treibt.

„Der Weg wird direkt an unseren Gärten vorbeiführen“, meint eine Frau, die seit Jahren mit ihrer Familie einen Garten in der Anlage hat. „Wenn Radfahrer dort entlang rasen, wird das gefährlich für unsere Kinder, die sich bislang innerhalb der Anlage frei bewegen können.“ Zudem sei der Bau des Weges, für den ein Teil des nur sieben Meter breiten Hanges hoch zur Brücke abgefräst werden müsste, teuer und kompliziert. „Der Hang ist steil und muss eventuell aufwendig abgestützt werden. Außerdem verlaufen dort Wasser- und Stromleitungen, und im Hang soll sogar noch Flak-Munition liegen“, meint sie. Zwar habe es Gespräche mit dem Bezirk gegeben, wie ein barrierefreier Zugang auch im Sinne der Kleingärtner anderweitig gewährleistet werden könnte. Wirklich konstruktiv und auf einer Ebene seien diese aber nicht verlaufen. „350.000 Euro soll das Ganze kosten. Wir sehen nicht den Nutzen für diesen hohen Preis.“

 

Köhne: „Betroffen sind nur fünf Parzellen“

 

Für Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) stellt sich die Lage etwas anders dar. „Ein barrierefreier Zugang vom Denkmal zum Mauerweg ist wichtig“, meint er. Zwar könne er den Unmut der Kleingärtner verstehen, aber man könne nicht auf jede Befindlichkeit Rücksicht nehmen. Direkt betroffen seien nur die Parzellen von fünf Kleingärtnern, und auch die blieben ja erhalten. Es gehe lediglich darum, den bislang nur von den Gärtnern genutzten Weg öffentlich zugänglich zu machen und in einen angemessenen Zustand zu versetzten. „Der Grund gehört dem Bezirk und wird von den Kleingärtnern nur gepachtet. Das Land, das wir nun für den Weg nutzen werden, wird selbstverständlich aus den Verträgen heraus genommen; dafür müssen sie dann auch nichts mehr zahlen“, so Köhne. Von Flakmunition im Hang wisse er nichts.

Den Kompromissvorschlag der Gärtner von „Bornholm I“, nach dem neben dem öffentlich zugänglichen ein privater Weg für die Kleingärtner angelegt werden könnte, mit dem die Radfahrer aus der Kolonie herausgehalten würden, tut der Bürgermeister ab als Schildbürgerstreich. „Das kommt gar nicht in Frage. Am 1. Juli ist Baubeginn; bis zum Jahrestag am 9. November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.“

Ein Machtwort, das bei den Betroffenen auf wenig Verständnis stößt. „Für viele spielt, teils schon seit Jahrzehnten, das Leben in ihren Gärten eine zentrale Rolle“, meint die Kleingärtnerin. „Für diese sind die geplanten Baumaßnahmen ein Zeichen behördlicher Willkür, was zu Verbitterung und Politikverdrossenheit führt.“

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