Radfahren, aber sicher

von Juliane Schader 22. November 2013

Wo ist Radfahren besonders gefährlich? Das lässt sich der Senat nun von Berlinern im Internet erzählen. In Prenzlauer Berg beschweren sich die meisten übers Radeln an der Schönhauser Allee.

Es erinnert ein wenig an Goethes Zauberlehrling, der die von ihm gerufenen Geister nicht mehr los wird, was da gerade auf der neuen Internetseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung passiert. In der vergangenen Woche ging radsicherheit.berlin.de online, damit jeder dort eintragen kann, an welchen Kreuzungen und Einmündungen es für Radfahrer gefährlich werden kann. Und jetzt kann man vor lauter Hinweisen die Karte kaum mehr sehen.

In Prenzlauer Berg werden vor allem entlang der großen Ausfall- und Ringstraßen Gefahrenquellen gemeldet: An der Greifswalder/Ecke Danziger Straße sind die Vorfahrtsregeln völlig undurchschaubar, in der Wichertstraße parken ständig Autos auf dem Radweg und an der Kanzowstraße versperrt eine Litfaßsäule für Abbieger auf die Prenzlauer Allee den Blick auf den Radweg. So schreiben es zumindest die Nutzer der Seite.

 

Radfahrhölle Schönhauser Allee

 

Auch in den Nebenstraßen sehen sie Unfallpotential: Aus dem Gleimtunnel kommend werden die Radler ausgerechnet an der engsten Stelle vom Radweg auf die Straße geschickt, in der Kollwitzstraße nervt ein kurzes Stück Kopfsteinpflaster und am neuen Zugang zum Mauerpark haben sich die Autofahrer noch nicht an den zusätzlichen Verkehr aus dem Park gewöhnt.

Zwar scheinen manche der Anmerkungen nur den Autoren selbst zu stören und sein Hinweis findet kaum Bestätigung durch andere Nutzer der Plattform. Aber in ihrer Vielzahl lassen sie das Radfahren in Prenzlauer Berg als Teufelszeug erscheinen.

Die Straße mit den meisten Meldungen in Prenzlauer Berg ist die Schönhauser Allee. Die Bitte, dort die Benutzungspflicht für den Radweg komplett aufzuheben und damit das Radeln auf der Straße zuzulassen, ist derzeit unter den Top 5 aller Vorschläge. Schon jetzt gibt es diese Pflicht auf einem Teil der Strecke nicht mehr. Was jedoch die eh schon unübersichtliche Situation mit dem Radweg auf dem Bürgersteig zwischen Tramhaltestellen und parkenden Autos nicht besser macht.

 

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

 

„Wir weisen den Senat seit Jahren darauf hin, dass da etwas passieren muss“, meint Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung. Die Vielzahl der Meldungen sei für ihn eine Bestätigung. Kirchner schlägt sogar vor, zwischen Bornholmer und Choriner Straße eine ganze Autospur für Fahrräder frei zu machen. Die Entscheidung liege aber beim Senat.

Bis zum 10. Dezember sammelt dieser noch Anmerkungen zur Radsicherheit in Berlin. Danach werden die Hinweise ausgewertet und eine Prioritätenliste erstellt. Was jedoch nicht bedeute, dass die Gefahrenquellen auch beseitigt würden, heißt es es auf der Internetseite. Aber so weiß der Senat nun immerhin, für welche nötigen Baumaßnahmen an Radwegen ihm das Geld fehlt, und das ist ja auch schon mal was.

 

 

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