Politur für die Kastanienallee

von Thomas Trappe 15. August 2012

Die Kastanienallee nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand. Händler der Straße wollen zusammen ein „Re-Branding“ auf die Beine stellen. Das sei notwendig fürs Überleben, sagen sie.

Alles in allen hatte die K.u.K.-Monarchie ja doch ihr Gutes, sagt Sebastian Mücke, Inhaber des Modeladens „Heimat Berlin“ in der Kastanienallee. Zwar seien er und viele andere Gewerbetreibende tatsächlich genervt gewesen, dass im Zuge des Umbaus der Kastanienallee Stadtrat Kirchner (erfolgreicher Befürworter des Umbaus) und die Initiative „Stoppt K 21″ (gescheitere Gegner) im vergangenen Jahr die Nachrichtenlage zur Allee bestimmten – „doch immerhin haben wir uns besser kennengelernt“. Wir, das sind er und andere Händler der Straße, die sich im Zuge der hitzigen Debatte über Umbau und Gentrifizierung zusammenfanden, um eine eigene Position zu finden. Die ist inzwischen gelungen: Es braucht eine Imagekampagne, um einem drohenden wirtschaftlichem Niedergang der örtlichen Händler entgegenzuwirken.

Zu lesen ist das in einer Bewerbungsmappe, mit der sich 50 Händler der Allee und angrenzender Straßen gerade um Fördergelder bemühen. Zusammengefasst in der Interessengemeinschaft CastingCarrée haben sie diese Mappe für den Wettbewerb „Mittendrin Berlin“ eingereicht. Diese Initiative des Landes Berlin und der Industrie- und Handelskammer (IHK) vergibt Preisgelder für Projekte, mit der „Berliner Zentren gestärkt werden“, wie es in der Ausschreibung heißt. In den Endausscheid hat es jetzt auch CastingCarée geschafft. Im Herbst wird entschieden, welche der acht Finalisten jeweils mehrere zehntausend Euro Förderung für die eingereichten Projektideen bekommen. 

 

Mode ist kein Alleinstellungsmerkmal

 

Seit zwei Jahren leiden die Einzelhändler in der Kastanienallee unter Umsatzeinbußen, im Durchschnitt von rund einem Zehntel, wie es in der Bewerbung heißt. Das liege auch an der „eindimensionalen Wahrnehmung“ der Straße als „Modemeile“. Die Krux an diesem Ruf: Es gibt auch andere Modemeilen in Berlin, die zunehmend Kundschaft aus Prenzlauer Berg abziehen. Die Lösung laut Sebastian Mücke und seiner Initiative: Aus der Kastanienallee wieder eine Straße zu machen, die nicht als „durchgentrifiziert“, sondern als vielschichtig und flanierenswert erscheint – selbst für Nicht-Touristen. Auch anliegende Straßen sollen von diesem „Re-Branding“ profitieren.

Als konkretes Projekt haben die 50 Händler der Interessengemeinschaft, unter ihnen das GLS Sprachenzentrum, beim „Mittendrin“-Wettbewerb das Festival „CastingCarrée – Gestern, Heute, Morgen“ eingereicht. Im August des kommenden Jahres sollen während einer dreitägigen Veranstaltung unter anderem die Geschichte der Allee während der vergangenen hundert Jahre dargestellt werden, Händler Einblicke in die Hinterzimmer ihrer Geschäfte geben und ein „Öko-Battle“ ausgetragen werden, bei dem der energieeffizienteste Händler gekürt wird. 

 

Mitstreiter willkommen

 

Ein paar Wochen Zeit bleibt der IG jetzt noch, das Konzept präsentationsreif auszuarbeiten. Unterstützt werden sie dabei von der IHK, die auch eine „Kreativwerkstatt“ und Startergeld bereitstellt. Ob CastingCarée nun ein Preisgeld gewinnt oder nicht, betont Sebastian Mücke – zusammenarbeiten wollen die Händler künftig so und so. So könnte es schon fürs Weihnachtsgeschäft gemeinsame Aktionen geben. Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen. „Bis jetzt macht ja nur ein Bruchteil der Händler im CastingCarrée mit“, sagt Mücke.

 

Disclosure: Die Prenzlauer Berg Nachrichten gehören zum Unterstützerkreis des Projekts „CastingCarrée – Gestern, Heute, Morgen“ beim „Mittendrin Berlin“ Wettbewerb der IHK. 

 

NEWSLETTER: Damit unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben, gibt es unseren wöchentlichen Newsletter. Folgen Sie uns und melden Sie sich hier an!

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar