Pankow – Hort der glückseligen Gleichheit?

von Thomas Trappe 13. Januar 2012

Zu diesem Schluss jedenfalls kommt ein neuer Statistik-Bericht. Die Schere zwischen Arm und Reich sei im Bezirk auffallend gering.

Das den Kiez Prenzlauer Berg umfassende Pankow ist einer der am wenigsten von sozialen Unterschieden geplagte Bezirk in Berlin. Das jedenfalls geht aus dem gestern veröffentlichten Regionalen Sozialbericht 2011 des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg hervor. Dass das Armutsrisiko hier im Bezirk fast so gering ist wie nirgends in Berlin, überrascht dabei weniger als ein anderer Sachverhalt. Demnach sind in Pankow und damit auch im von Gentrifizierungs- und Verdrängungsdebatten geprägtem Prenzlauer Berg die Einkommensunterschiede zwischen „Oberschicht“ und dem Rest der Bevölkerung auffallend gering, nimmt man den Rest Berlins zum Maßstab. 

Begründet sei dies vor allem in der Geschichte des Ostbezirks Pankow, so die Erklärung  der Studienverantwortlichen Ricarda Nauenburg. Die Nivellierung der Einkommensverhältnisse zu DDR-Zeiten „wirkt bis heute nach“. Freilich ist auch eine andere Lesart möglich: Nämlich jene, dass der Homogenisierungsprozess in Kiez und Bezirk weitgehend abgeschlossen ist und hier nun kaum noch ärmere Menschen wohnen. Doch dafür, so Nauenburg, gebe es kaum Anhaltspunkte. Tatsächlich könne man in Pankow von einer ausgeglichenen Struktur sprechen, aber nicht etwa von einer exklusiven.

 

Fast so gerecht wie in Neukölln

 

Für den Bericht wurden Daten des „Monitorings Soziale Stadtentwicklung“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und des „Sozialstrukturatlas‘ Berlin“ aus der Senatsverwaltung für Gesundheit und Verbraucherschutz analysiert und auf Grundlage des Indikatorensystems der Europäischen Union zur sozialen Integration ausgewertet. Im Zentrum der Betrachtung standen damit weniger absolute Zahlen zum Einkommen und zur Lebenssituation, sondern der Vergleich zur Umgebung im Bezirk. Daten von rund 40.000 Pankowern flossen in die Bewertung ein.

Laut Statistik müssen zehn Prozent der Pankower als „armutsgefährdet“ gelten. In ganz Berlin fällt jeder Siebte in diese Kategorie, Pankow hat nach Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick die geringste Quote. Dabei gilt, dass die armutsgefährdeten Pankower im Vergleich zum Rest der Stadt immer „noch die höchsten mittleren Pro-Kopf-Einkommen“ haben, ähnlich wie in Lichtenberg.

Das heißt auch, dass im Bezirk die Schere zwischen arm und reich kleiner ausfällt als woanders. Als Indikator dafür gilt das Einkommens-Verhältnis des oberen Fünftels der Bevölkerung im Vergleich zum Rest. In Berlin hat die Oberschicht 4,2 mal soviel Geld zur Verfügung wie die restliche Bevölkerung insgesamt, noch krasser ist das Verhältnis in Steglitz und Charlottenburg. In Pankow hingegen verfüge das obere Fünftel nur über 3,7 mal so viel Geld wie der Rest. Das Ungleichempfinden ist damit ähnlich gering wie sonst nur in – Neukölln. 

 

Kein Rentnerreichtum

 

Was die Einkommensverteilung zwischen Alt und Jung angeht, ist Pankow in der Stadt eine Ausnahme. Gilt in fast allen Bezirken die Regel, dass die Menschen über 60 mehr Einkommen haben als die Jüngeren, ist es hier umgekehrt. Menschen im Rentenalter haben im Vergleich zu den nachwachsenden Generationen nur 95 Prozent des Einkommens zur Verfügung. Ähnlich ist es nur in Treptow-Köpenick; neben Pankow der einzige Bezirk, in dem der Anteil der „Geringqualifizierten“ im mittleren einstelligen Prozentbereich liegt – also von einer günstigen Einkommenssituation bei den Erwerbstätigen ausgegangen werden kann. 

Nach all den Zahlen überrascht wenig, dass es in Pankow relativ wenig Erwerbslose und Hartz-IV-Empfänger gibt, genauer gesagt, die wenigsten in ganz Berlin. Lebte 2011 jeder fünfte Berliner in einer sogenannten Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft, waren es in Pankow nur 13,4 Prozent. Das gleiche gilt für die Arbeitslosenquote, die 2011 fünf Prozentpunkte unter dem Landeswert von 13,3 lag.

 

 

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