Neue Fahrradstraße lässt Autofahrern Platz

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 24. Mai 2011

Sie soll die Kastanienallee vom Radverkehr entlasten – doch die Choriner Straße suggeriert auch nach dem Umbau Autofahrern freie Fahrt.

Die Choriner Straße ist der Joker im Streit um die Kastanienallee. Während sich auf der Kastanienallee nicht erst seit den Bürgerprotesten dort Autofahrer, Radler und Tram in die Quere kommen, strahlt die Parallelstraße verkehrsmäßig Gelassenheit aus. Passionierte Radfahrer warten schon lange darauf, dass die Straße zur Fahrradstraße umgebaut wird. Angekündigt wurde das bereits 2009, seit einigen Tagen stehen auch die entsprechenden blauen Schilder, Fahrradpiktogramme wurden auf der Fahrbahn angebracht.

Dennoch sind Kenner des Berliner Radverkehrs enttäuscht vom Umbau – zumindest was den Bereich betrifft, der im Bezirk Pankow liegt. Hier beschränkten sich die Umbauten auf das Anbringen der Schilder und zwei Gehwegvorstreckungen zwischen Oderberger Straße und Schwedter Straße. Ambitionierter ging man in jenem Teil der Straße ans Werk, der bereits in Mitte liegt. Hier wurde gleich der ganze Straßenquerschnitt verändert. Auf der östlichen Seite parken die Autos nun schräg, was einerseits die Straße schmaler macht und andererseits mehr Parkplätze schafft.

 

Die Straße teilt sich an der Bezirksgrenze

 

Um den Straßenquerschnitt dreht sich unter anderem auch der Streit in der Kastanienallee. Denn breitere Straßen verleiten in der Regel zu höheren Geschwindigkeiten, unabhängig von der Beschilderung. Am Beispiel der Choriner Straße lässt sich das jetzt gut studieren. Während im oberen Teil nördlich der Schwedter Straße die Radfahrer meistens von Autos überholt werden, kommt das im südlichen Teil offensichtlich seltener vor. Allerdings scheint die Fahrradstraße auch insgesamt (noch) nicht richtig zu funktionieren. Eigentlich darf sie nur noch von Anliegern befahren werden, Radfahrer dürfen nebeneinander rollen, für die Autos gilt darüberhinaus „mäßige Geschwindigkeit“, höchstens Tempo 30. Die weit überwiegende Zahl der Autofahrer nutzt die Straße dennoch zum Durchfahren.

Vielleicht liegt das Fehlverhalten der Autofahrer auch daran, dass die Fahrradstraßenschilder erst an Stellen angebracht sind, wo es für Autofahrer ohnehin zu spät wäre umzudrehen. Auf der Schönhauser Allee zum Beispiel findet sich kein Hinweis darauf, dass die Straße nur von Anliegern befahren werden darf. Der entsprechende Hinweis kommt erst nach etwa 50 Metern. Ähnlich sieht es im Kreuzungsbereich mit der Schwedter Straße aus. Am Ende müssen sich die Radfahrer auch auf „ihrer Straße“ den Gesetzen des Stärkeren beugen. Ob die Choriner Straße wirklich zur Entlastung der Kastanienallee taugt, wird sich erst noch zeigen müssen. 

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