Verseuchtes Grundwasser: Brunnen für die Danziger

von Juliane Schader 21. März 2013

Wo heute der Thälmannpark steht, war einst ein Gaswerk. Bis heute zeugen davon Schadstoffe im Boden, die das Grundwasser belasten. Bis zur Christburger Straße reicht die Verseuchung mittlerweile. Nun soll auch dort das Wasser gefiltert werden.

Nun sollen auch die Schadstoffe im Untergrund südlich des Thälmannparks beseitigt werden. Das war die Neuigkeit, die die Anwohnerinformation der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Donnerstagabend bereit hielt. Bislang schöpfen vier Sanierungsbrunnen auf dem Gelände des Parks an der Danziger/Ecke Greifswalder Straße das kontaminierte Grundwasser auf seinem Weg Richtung Spree ab. Nun soll mindestes ein solcher Brunnen auch südlich der Danziger Straße aufgebaut werden.

Die Schadstoffe im Untergrund verdankt die Fläche seiner Geschichte: Seit dem 19. Jahrhundert stand dort ein Gaswerk, das Anfang der 80er Jahre der sozialistischen Wohnsiedlung Ernst-Thälmann-Park weichen musste. Weil es bei deren Bau sehr schnell gehen sollte, damit zum 100. Geburtstag Ernst Thälmanns 1986 auch alles fertig war, verzichtete man kurzerhand auf einen Bodenaustausch. Mit den Folgen dieser Nachlässigkeit kämpft man bis heute.

 

Mit Teeröl gefüllte Leitungen unter der Erde

 

Eine alte Benzolanlage in der Nähe der heutigen Jugendfreizeitstätte Dimi, zwischen Kulturareal und Greifswalder Straße gelegen, ist die Hauptursache für die Belastung. Zudem könnten auch durch die Flutung zweier Gasometer an dieser Stelle während des zweiten Weltkriegs belastende Stoffe in den Boden gelangt sein. Erst als 1991 Anwohner über Kopfschmerzen klagten, wurde eine Sanierung des Geländes angegangen, die fünf Jahre dauerte. Bis zu einer Tiefe von vier Metern wurde damals der Boden ausgetauscht. Dabei stieß man auf Fundamente und Rohrleitungen der alten Benzolanlage, die zum Teil noch mit Teeröl gefüllt waren. Neun Millionen DM wurden investiert. Den Schadstoffen, die durch Regen aus dem Boden gewaschen wurden und ins Grundwasser gelangten, konnte man damit jedoch nicht habhaft werden.

Dafür sind seit über zehn Jahren die vier Brunnen zuständig, die das Wasser abfangen und filtern. Die Belastung ist immer noch so hoch, dass ein Ende dieser Maßnahme derzeit nicht absehbar ist, wie Jens Naumann von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erklärte. Man habe die Lage aber im Griff. Die Alternative, eine komplette Sanierung des Geländes, sei vorerst vertagt worden, aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen.

 

Keine Gefahr für das Trinkwasser

 

Noch in diesem Jahr soll nun ein weiterer Brunnen südlich der Danziger Straße dafür sorgen, dass auch aus diesem Gebiet keine Schadstoffe mehr ins Grundwasser gespült werden. Bis unter die Christburger Straße reicht die Verseuchung der Bodens mittlerweile. Eine Gefahr für das Berliner Trinkwasser ginge davon aber nicht aus, erklärte Naumann.

Auf die mehrmalige Nachfrage, ob denn auch an anderen Orten im Thälmannpark noch Altlasten verborgen lägen, wurde nicht näher eingegangen. Das Gaswerk erstreckte sich einst L-förmig vom heutigen Planetarium aus bis zur Greifswalder Straße und von dort bis in den Süden zur Danziger Straße. Dafür erklärte der Naumann, dass die Belastung des Grundwassers Neubauten auf der Oberfläche nicht grundsätzlich ausschlössen. „Es ist alles möglich – aber da muss man viel Geld mitbringen.“

 

 

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