Aktiv Lernen im Passiv-Haus

von Kristin Freyer 8. März 2012

Noch bis Juli wird die Grundschule am Teutoburger Platz energetisch saniert. Neben der neuen Wärmedämmung wird eine Lüftungsanlage installiert, um für frische Luft in den Klassenzimmern zu sorgen.  

Noch immer ist das Gelände der Grundschule am Teutoburger Platz in der Templiner Straße von Bauzäunen umgeben. Einen neuen Außenanstrich hat das Gebäude bereits bekommen, doch die Arbeiten an den Eingangstüren und im Inneren der Schule sind noch im vollen Gange. Die Bauarbeiter tragen Platten durch die Gänge, hämmern und bohren. Überall liegen Kabel, die darauf warten, verlegt zu werden. Auch die vielen Rohre an den Decken sind noch nicht verkleidet.

„Bereits in zwei Wochen wird von den Rohren nichts mehr zu sehen sein“, sagt Jürgen Bornschein vom Pankower Hochbauamt, der sich um die energetische Sanierung der Grundschule kümmert. Am gestrigen Mittwochnachmittag führte er eine Gruppe von Architekten und Vertretern seines Amtes durch das Gebäude. Auch Christine Keil (Linke), Stadträtin für Immobilienmanagement, war bei diesem Rundgang dabei, um einen Einblick in die bei der Sanierung eingesetzte Technik zu bekommen.

 

20 Zentimeter Dämmung und dreifach verglaste Fenster

 

Doch was bedeutet diese energietische Sanierung konkret, von der immer alle sprechen? Am Beispiel der Grundschule ist das gut zu erkennen. So wurden etwa an der Außenfassade der Schule 20 Zentimeter dicke Dämmplatten angebracht, um den Wärmeverlust einzuschränken. Auch die dreifachverglasten Holzfenster sind neu. Mit dem Einbau einer komplizierten Lüftungsanlage erfüllt die Schule nach der Sanierung zudem annähernd den Standard eines Passivhauses. Das heißt, dass sie aufgrund ihrer guten Wärmedämmung und des neuen Lüftungssystems sowohl im Winter als auch im Sommer keine klassische Heizung oder Kühlung benötigt. Das funktioniert aufgrund eines Verfahrens namens Wärmerückgewinnung.

Bei dieser wird aus der verbrauchten Luft mithilfe eines Wärmetauschers Wärme zurückgewonnen und der frischen Luft, die von draußen angesogen wird, zugeführt. Somit kann die Frischluft ohne zusätzliche Heizenergie erwärmt werden. Ein angebrachter Filter reinigt die Luft zudem von Staubpartikeln. Nach Angaben des Energiebeauftragten Jürgen Bornschein verfügt jeder der mehr als 30 Klassenräume über eine eigene Lüftungsanlage, die je nach Bedarf mehr oder weniger intensiv arbeitet. Trotz geschlossener Fenster sind die Zimmer der Schule somit immer gut durchlüftet.

 

Besseres Lernklima dank weniger CO2

 

„Da bei normalem Unterrichtsbetrieb die Anlagen nicht zu hören sind, werden die Schüler auch nicht beim Lernen gestört“, so Bornschein. Um ein gutes Lernklima zu schaffen und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder zu erhöhen, werde zudem der CO2-Gehalt der Raumluft geregelt. „Wir haben uns einen Grenzwert von 800 ppm gesetzt.“ Zum Vergleich: in normaler Stadtluft liegt der CO2-Anteil zwischen 400 und 600 ppm, der Grenzwert in Aufenthaltsräumen in der Regel bei 1000 ppm.

Neben der Belüftungsanlage verfügt die Schule auch über einen neuen Brennwertkessel und ein Brennwertheizkraftwerk, mit denen Wärme erzeugt wird. Im Vergleich zu früher sollen durch alle Maßnahmen mehr als 50 Prozent des sogenannten Primärenergiebedarfs eingespart werden. Hier werden neben den tatsächlichen Energiebedürfnissen für Heizung und Warmwasser auch die Verluste berücksichtigt, die beispielsweise beim Transport des Energieträgers anfallen.

 

Nach den Sommerferien soll der Schulbetrieb starten

 

Allerdings geht es bei den Baumaßnahmen nicht ausschließlich ums Energiesparen. Um den Bedarf an Grundschulplätzen in Prenzlauer Berg abzusichern und künftig drei Klassen pro Jahrgang unterrichten zu können, wird die in den 1970er Jahren errichtete Schule zudem erweitert. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten im Juli sollen circa 400 Kinder an der Schule betreut werden. „Wir wollen im neuen Schuljahr hier beginnen und freuen uns schon sehr darauf, die Schule den Lehrern und Schülern zurückzugeben“, sagte Immobilienstadträtin Christine Keil. Derzeit sind die Schüler noch Übergangsweise in der Grundschule in der Danziger Straße 50 untergebracht.

Insgesamt belaufen sich die Kosten der Sanierung und Erweiterung der Grundschule am Teutoburger Platz auf knapp 6 Millionen Euro. Mehr als ein Drittel davon trägt der Bezirk Pankow. Weitere 2 Millionen Euro stammen aus Mitteln des Umweltentlastungsprogramms von EU und Land, knapp 1,75 Millionen Euro stammen aus dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost.

 



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