Nachbarschaftshaus für den Bötzow-Kiez

von Juliane Schader 14. November 2013

Lange stand das ehemaligen Rektorenhaus in der Esmarchstraße 18 halb leer. Nun sollen Kultur- und Bildungsangebote einziehen und ein Nachbarschaftshaus für alle Generationen entstehen.

Vor der Esmarchstraße 18 ist an diesem Vormittag ordentlich Betrieb. Fünf Männer in Signalkleidung beraten ausführlich, wie das mit den neu zu verlegenden Steinen auf dem Bürgersteig weitergehen soll. Über ihnen flattert das Plakat der ehrenamtlich betriebenen Kurt-Tucholsky-Bibliothek im Wind. Sie und zwei Mietparteien sind derzeit die einzigen, die das ehemalige Rektorenhaus mit Leben füllen. Das soll sich nun ändern – auch im Haus soll es also betriebsam werden.

„Wir wollen einen Ort schaffen, an dem etwas passieren kann – ein Bildungs- und Nachbarschaftshaus für den Kiez“, erklärt Wiebke Weber-Garrelts, Mitglied des Vorstands der Homer-Freunde. So heißt der Förderverein der Homer-Grundschule, deren Schulhof an das frühere Rektorenhaus anschließt. Dieses gehört bis heute dem Bezirk und ist schon länger für eine intensivere Nutzung im Gespräch.

 

Schule, öffne Dich

 

„Der Bezirk hat es sich zum Ziel gesetzt, Schulen nach außen zu öffnen, auch anderen Angeboten gegenüber. Zudem sollen Bildung und Kultur besser vernetzt werden“, erzählt Weber-Garrelts. „Dort setzen wir an.“

Gemeinsam mit dem Bürgerverein Pro Kiez, der unter anderem die Bibliothek betreibt, haben die Homer-Freunde ein Nutzungskonzept für das Haus erarbeitet. Vorgesehen sind neben dem Erhalt der Bücherei zusätzliche kulturelle Angebote, etwa in Form von Lesungen und Leseförderung. Zwei Veranstaltungsräume im Erdgeschoss werden schon jetzt unter anderem von Pro Kiez derartig genutzt. Das soll ausgebaut werden.

Zudem geht es darum, ergänzende Angebote zum Schulbetrieb zu machen. Hausaufgaben-Betreuung, Förderkurse, Hochbegabten-Förderung oder sozialpädagogische Beratung für Lehrer und Eltern – Ideen und Interessenten, die gerne die Räume nutzen würden, gibt es genug. Was davon umgesetzt wird, dazu laufen derzeit Gespräche.

 

Keine Miete und viel Ehrenamt

 

„Unser Ziel ist es, möglichst viele Angebote kostenlos zu machen“, sagt Weber-Garrelts. Damit das klappt, sei zum einen viel ehrenamtliches Engagement von Nöten. Zum anderen bewerbe man sich gerade um Drittmittel, um Honorarkräfte zu finanzieren. „Dabei werden wir vom Bezirk unterstützt, der uns zudem die Räume mietfrei überlässt.“

Klingt alles nach einem guten Plan. Nur gilt es noch das Problem mit dem Brandschutz zu lösen, das bisher eine intensivere Nutzung des Hauses verhinderte. Derzeit dürfen sich in den Etagen drei und vier nur jeweils ein Erwachsener und sechs Kinder gleichzeitig aufhalten. Damit auch größere Gruppen zugelassen werden können, bedarf es einer Feuertreppe. Dafür fehle aber das Geld, hieß es bislang.

Doch nun hat Jens-Holger Kirchner (Grüne), der als Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung sonst wenig mit Schulen und kulturellen Angeboten zu tun hat, eine Lösung parat. Aufgrund der Tatsache, dass die Esmarchstraße im ehemaligen Sanierungsgebiet Bötzowstraße liege, könnten Städtebaumittel investiert werden, sagt er. Wie teuer die nötigen Baumaßnahmen würden, stände zwar noch nicht fest. „Aber wir haben ein großes Interesse daran, dass das Haus endlich genutzt wird und bürgerschaftliches Engagement im Kiez einen Ort findet“, so Kirchner.

 

Im ersten Quartal 2014 soll es losgehen

 

Auch Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), Pankows Schulstadträtin, ist „total froh“, dass sich mit Hilfe des Stadtentwicklungsamtes nun endlich die Möglichkeit bietet, die Esmarchstraße 18 vollständig in Betrieb zu nehmen. „Die Schule platzt aus allen Nähten, und auch den Kiezgruppen fehlt Platz – der einzige Grund, dass da so lange nichts passiert ist, war das Geld“, meint sie.  

Derzeit werden die letzten Formalien zwischen allen Beteiligten geklärt; ein Kooperations-Vertrag zwischen Homer-Freunden, Pro Kiez und Bezirk ist unterschriftsreif. „Im ersten Quartal des nächsten Jahres soll es losgehen“, sagt Weber-Garrelts vom Förderverein der Schule. Allerdings wird wohl nicht direkt mit der Möglichkeit, auch große Gruppen unterzubrungen, gestartet. Zwar habe man schon im August bei einer Begehung festgestellt, welche Baumaßnahmen dafür erforderlich seinen, sagt Immobilienstadträtin Christine Keil (Linke). Einen genauen Zeitplan für die Umsetzung gebe es aber noch nicht. 

Dieser Text wurde am 14. November um 15.00 Uhr um ein Statement von Stadträtin Keil ergänzt.

 

 

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