„Die Unternehmen kommen, weil man hier junge, kreative Leute findet“

von Guido Walter 24. Februar 2011

Fabien Röhlinger ist Chef von AndroidPIT, der größten deutschsprachigen Android-Community. Der Jungunternehmer hat ganz gezielt nach Büros in Prenzlauer Berg gesucht. Wir fragten ihn, warum.

In der Welt der Handschmeichler gibt es einen Platzhirsch, und der heißt Apple. Obwohl der US-Konzern nach Berechnungen des Marktbeobachters Asymco nur vier Prozent der Mobiltelefone weltweit verkauft, landen gut die Hälfte der Gewinne bei den Kaliforniern. Die Marktforscher von Gartner gehen davon aus, dass Apple allein in diesem Jahr knapp elf Milliarden Euro durch Geschäfte mit Apps, also mit Programmen umsetzt, die auf iPhone oder iPad nutzbar sind. Auf der Hoffnung, dass es im Kosmos der Smartphones, Mobiltelefone, Netbooks und Tablets auch noch Platz für andere Betriebssysteme als das von Apple gibt, beruht das Geschäftsmodell von Fabien Röhlinger. Der 34-Jährige hat mit AndroidPIT die größte deutschsprachige Android- Community gegründet. Auf seiner Website veröffentlicht er Testberichte von Apps, die auf dem Betriebssystem Android laufen. Diese Apps kann man auf dem Portal kaufen, 70 Prozent gehen an den Entwickler, 30 Prozent an AndroidPIT. Die Büros des jungen Unternehmens liegen in der Greifswalder Straße, im Gebäude, in dem auch der Berlin Verlag residiert. „Wir haben gezielt Büros in Prenzlauer Berg gesucht“, sagt Röhlinger. „Man ist hier nahe an der City, es gibt Alleen und viele Kneipen, wo man nach getaner Arbeit gut hingehen kann. Kurz gesagt, ein extrem geiler Stadtteil mit vielen Vorteilen.“ Neben dem Freizeitwert liegen für ihn die Vorteile vor allem auch im unternehmerischen. 

Vom Silicon Valley nach Prenzlauer Berg 

Röhlinger glaubt, dass sich Prenzlauer Berg und Berlin in nächsten 10, 20 Jahren stark weiter entwickeln wird. In den hier entstehenden Netzwerke sieht er ein perfektes Umfeld, in dem junge Unternehmen wachsen können, auch international. „Ich kenne viele amerikanische Unternehmen, die gezielt nach Berlin gehen. Im Silicon Valley finden die keine Mitarbeiter mehr, oder nur noch zu horrenden Kosten, weil sich Facebook, Google und Apple Preisschlachten um Gehälter liefern.“ Berlin ziehe zunehmend auch Software-Entwickler aus dem Ausland an, es profitiere von einem neuen, sympathischeren Bild von Deutschland in der Welt. „Die Stadt steht für Kreativität, für die Überwindung von Grenzen“, glaubt Röhlinger. In Prenzlauer Berg sei das deutlich zu spüren. Alte Industrien seien abgewandert, aber es entwickeln sich neue. „Alle große und wichtigen Unternehmen aus den neuen Medien haben ihren Sitz in der Regel in Berlin. Die kamen her, weil man junge, kreative Leute findet. Und deshalb werden hier auch neue Arbeitsplätze entstehen.“ AndroidPIT sucht derzeit zum Beispiel englisch- und spanisch sprechende Contentmanager für das Portal. „Die findet man hier eben auch“, sagt Röhlinger, „es gibt ja fast alle Nationalitäten.“ Röhlinger selbst stammt aus Regensburg, in Berlin lebt er seit zweieinhalb Jahren. Zuvor war er in Süddeutschland tätig und hat sich unter anderem mit dem Vertrieb von Online-Spielen befasst. Mit dem neuen Portal glaubt er sich auf der Erfolgsspur, immerhin würden weltweit täglich 350.000 neue Android-Handys aktiviert, was die Nachfrage nach Empfehlungen rund um Apps erhöhe. Die können, wenn es nach Fabien Röhlinger geht, zunehmend in Prenzlauer Berg geschrieben werden.

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar