Die Bösebrücke hält (wahrscheinlich)

von Thomas Trappe 30. September 2013

Sie ist Symbol für den Mauerfall – und inzwischen selbst ganz schön marode. In zwei Jahren soll die Bösebrücke saniert werden. Schon jetzt ist sie nicht mehr voll tragfähig.

Die Bösebrücke hält viel aus, sogar Weltgeschichte. Schwer zu schätzen, wie viele Menschen am 9. November 1989 die Brücke bestürmten, äußerst viele waren es allemal. Jetzt gibt es einen Grund mehr, sich zu freuen, dass der Brückensturm schon mehr als zwanzig Jahre zurückliegt – denn im Jahr 2013 hätte die Revolution wohl wegen statischer Gefahrenlage abgesagt werden müssen. Soll heißen: Der Bösebrücke geht es schlecht, so schlecht, dass sie bereits jetzt nicht mehr voll einsatzfähig ist. Doch zwei Winter muss die Brücke, die Prenzlauer Berg über die S-Bahn-Station Bornholmer Straße mit dem Wedding verbindet, mindestens noch durchhalten. 

Für den Zustand von Brücken vergibt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Noten, und derzeit gibt es für das gesamte Stadtgebiet da eher bedenkliche Auskünfte. Auch der Bösebrücke, erklärte Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung, nun, gehe es „relativ schlecht“, bei der jüngsten Prüfung im vergangenen Jahr habe das Tiefbauamt die Note 3,0 vergeben. „Eine Note, bei der man tätig werden muss“, sagte Rohland. Die Brücke solle deswegen auch saniert werden, und zwar im dritten Quartal 2015 – so jedenfalls die Ansage. Bis dahin, so hofft man, helfen die vorübergehenden Entlastungsmaßnahmen, die schon eingeleitet sind und die Brücke entlasten sollen.

 

„Flächenartige Sprengungen“ werden befürchtet

 

So gelte auf der Brücke bereits seit längerem Tempo 30, zudem dürften Lkws nur mit einem Mindestabstand von 50 Metern queren – damit soll verhindert werden, dass zu viele von ihnen gleichzeitig auf der Brücke sind. Grund für die Vorsichtsmaßnahme ist eine sogenannte Spannungsüberschreitung, soll heißen, das Gewicht der Fahrbahndecke und der von ihr zu tragende Verkehr überschreiten das zulässige Maß, so Sprecherin Rohland. Außerdem stünden auf der Mängelliste defekte Übergangskonstruktion, mit ihnen werden Bewegungen und Verformungen an den Brückenenden ausgeglichen. Zudem gebe es Rostschäden an der Stahlkonstruktion und Risse in der Fahrbahndecke, die unter anderem dazu führen, dass es inzwischen massiv in die S-Bahn-Station Bornholmer Straße tropft. „Beim nächsten Frost sind da flächenartige Sprengungen zu befürchten.“ 

Die Sanierung ist für 2015 geplant, so die Sprecherin; allerdings stand auch bereits 2010 eine Sanierung der Brücke auf dem Plan, mit den heute sichtbaren Ergebnissen. Dass die Bösebrücke auch in zwei Jahren noch im bisherigen Umfang nutzbar ist, ist laut Senatsverwaltung wahrscheinlich. „Sie steht unter ständiger Kontrolle und ist selbstverständlich sicher. Unsere Fachleute gehen davon aus, dass das auch in zwei Jahren noch gilt.“ Wie lange die Grundinstandsetzung dauern und was sie kosten könnte, darüber gibt es noch keine Prognosen. Auch nicht darüber, ob die Brücke für die Sanierung teilweise oder voll gesperrt werden muss.

 

Baubeginn: Stadtrat skeptisch 

 

Jens-Holger Kirchner (Grüne), beim Bezirk für Straßenbau zuständiger Stadtrat, erklärte auf Anfrage, dass er von einer Umleitung über die Behmstraße ausgeht – wenn denn die Bauarbeiten pünktlich beginnen. Er verweist auf vorangegangene Sanierungsankündigungen durch das Land. „Und eigentlich ist der Zustand der Brücke so, dass schon dieses Jahr mit der Instandsetzung begonnen werden müsste.“ 

Auch im Sinne der Aufrechterhaltung des Tram-Verkehrs der Linien 13 und M50, die beide über die Brücke fahren. Die BVG ist bei den Vorbereitungen der Sanierungsplanungen eingebunden. Dort erklärte eine Sprecherin, dass die Gleisanlagen voll funktionsfähig seien, „wäre es anders, würde dort nicht mehr gefahren“. Mit der Brücke sollen auch die Schienen erneuert werden, so die Sprecherin. Die Bahn erklärte, dass die S-Bahn-Station in einem guten Zustand sei und kein Sanierungsbedarf bestehe.

 

 

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