Bösebrücke: Zwei Jahre Baustelle

von Juliane Schader 17. März 2015

Die Bösebrücke muss dringend abnehmen und ist auch sonst recht sanierungsbedürftig. Ab Mai beginnen die Arbeiten, für die Autos und ab 2016 auch die Tram weichen müssen.

Ein alter Spruch, den Teenager gerne auf Klowände bzw. ihre Facebookseite kritzeln, besagt, dass Hummeln eigentlich viel zu schwer sind, um mit ihren kleinen Flügeln durch die Luft zu schweben. Da sie von Gesetzen der Aerodynamik jedoch wenig wissen, stören sie sich nicht daran und fliegen dennoch.

Ein ähnliches Phänomen ist auch an der ungleich größeren Bösebrücke zu bewundern: Die Brücke ist eigentlich zu schwer, um ihren Aufgaben gerecht zu werden, haben Prüfungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ergeben. Dennoch steht und funktioniert sie seit vielen Jahren. Darauf verlassen will man sich jedoch nicht: Ab Mai soll die schon länger als baufällig geltende Brücke endlich grundlegend saniert werden. Im Zuge dessen wird sie auch abnehmen.

 

5,3 Millionen Euro für zwei Jahre Arbeit

 

„Derzeit liegt auf der Brücke eine bis zu 15 Zentimeter dicke Betonschicht, die durch acht Zentimeter Leichtbeton ersetzt wird“, erklärt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung. Darüber hinaus sollen Stützwände, Balustraden, Treppen und auch das Widerlager der Brücke erneuert werden, das den frei schwebenden Teil des Bauwerks mit dem festen Untergrund verbindet. Zudem soll der Korrosionsschutz erneuert werden. Zwei Jahren sollen die Arbeiten andauern. 5,3 Millionen Euro hat das Land dafür eingeplant.

Eine Brücke grundlegend sanieren? Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für den Verkehr, der bislang darüber rollt. In diesem Jahr soll die Tram für die Brücke zwar noch passierbar bleiben. 2016 wolle man aber auch in deren Gleisbereich arbeiten, erklärt BVG-Pressesprecher Markus Falkner. Zeitpunkt und Dauer ständen noch nicht fest, da die Abstimmungen noch liefen. „Wir arbeiten aber daran, den Bau und damit eine Unterbrechung der Linien M13 und 50 auf einen möglichst kurzen Zeitraum zu komprimieren.“

 

Umleitung durchs Wohngebiet

 

Der S-Bahn-Verkehr soll durch die Arbeiten nicht eingeschränkt werden; dafür müssen die Autos weichen. „Von Ost nach West bleibt die Strecke geöffnet, in umgekehrter Richtung gibt es eine Umleitung“, sagt Petra Rohland. Führen soll diese über die Jülicher, die Behm- und die Malmöer Straße. Diese wird während der Baumaßnahmen zur Einbahnstraße erklärt, damit der Verkehr zweispurig rollen kann. „Um die Lärmbelastung für die Anwohner möglichst gering zu halten, wird dort derzeit das Kopfsteinpflaster durch eine Asphaltdecke ersetzt “, erklärt die Sprecherin. Eine Erneuerung der Fahrbahn dort sei eh irgendwann fällig geworden. Die historischen Pflastersteine würden gereinigt und an anderer Stelle wiederverwertet. Weitere 110.000 Euro koste die Maßnahme, die derzeit durchgeführt wird und bis Ende April abgeschlossen sein soll.

Nicht jeder der Anwohner ist mit diesem Lärmschutz glücklich. Wie berichtet hat sich mittlerweile eine kleine Bürgerinitiative gebildet, die sich um den Charme der Malmöer Straße ebenso sorgt, wie sie sich vor Rasern auf der Umleitungsstrecke fürchtet.

 

Alternative Routen wurden geprüft und für schlecht befunden

 

„Die Leute haben einen Kühlschrank, der ihnen Bescheid gibt, wenn die Milch alle ist, aber auf der Straße wollen sie das vorige Jahrhundert erhalten“, kommentiert das Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung. Natürlich habe das Kopfsteinpflaster eine schöne, romantische Anmutung. „Aber es entspricht nicht dem technischen Standard unserer Zeit.“

Auch auf die Frage, ob die Umleitung denn überhaupt unbedingt durch das ruhige Wohngebiet geführt werden müsse, hat Kirchner eine Antwort: „Es gibt keine Alternative.“ Die Malmöer Straße sei schlichtweg die kürzeste Strecke; auf anderen Routen wären wesentlich mehr Anwohner vom zusätzlichen Verkehr betroffen. „Wir haben das ausführlich geprüft – die Eberswalder Straße ist so schon immer dicht, der Gleimtunnel zu schmal“, meint er: „Die Baumaßnahme, die keiner mitbekommt, ist leider noch nicht erfunden.“

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