Am Anfang war das Loch

von Juliane Schader 15. April 2013

Jede gute Parkraumbewirtschaftung beginnt – ja, mit Verspätung. Aber auch mit einem ordentlichen Loch sowie ausreichend Zeit, es in seiner formvollendeten Grabung zu bewundern. 

Das Bezirksamt hatte uns vorgewarnt: Mit der Ausweitung der parkraumbewirtschafteten Zone und dem 1. April, das wurde nichts. Der Schnee, der Frost, Ostern und die Tatsache, dass das Ganze in Berlin stattfinden sollte, alles sprach gegen einen pünktlichen Auftakt. Wir hatten uns arrangiert, wir wussten Bescheid. Und nahmen sonderbarer Weise einfach so an, die Aufstellung dieser Parkscheinautomaten würde wohl nachgeholt, wenn Eis und Schnee dem Frühling gewichen wären. Also jetzt.

Doch wir irrten. Denn statt mit Automaten ist der nördliche Teil des Prenzlauer Bergs derzeit mit Löchern übersäht. Flächendeckend und akkurat wurden sie ausgehoben; in ihrer Formvollendung dienen sie derzeit als perfekte Kleinkindfallen. Auch als Kunstprojekt würden sie jederzeit durchgehen, als Beweis für die bundesweite Suche nach einem Atommüllendlager oder als Wahlwerbung für eine Maulwurfspartei. Nur die Verbindung zur Zone des Parkens, die ist nicht ganz so leicht zu ziehen.

 

Spezialisten, überall Spezialisten

 

Sollte wirklich zuerst eine Armee der Graber durch den Stadtteil gezogen sein, ausschließlich kundig in der Kunst des Erdaushubs? Muss ihr, zu einem späteren Zeitpunkt, ein Spezialistenteam folgen, welches sich gut und ausschließlich auf das Setzen von Fundamenten versteht, und geht die Spezialisierung im Baugewerbe so weit, dass auch für die Aufstellung der Automaten noch einmal extra Arbeiter anreisen müssen?

Und was wurde aus dem schönen Wort zeitnah?

Bislang wissen wir nur eins: Wir könnten an dieser Stelle einen Witz über den Flughafen machen, tun es aber nicht. Sondern einigen uns statt dessen lieber vorerst auf die Annahme, eine Art Berliner Banksy, Spezialgebiet Grabung, hätte das Ganze zu verantworten. Mit diesem Wissen macht es geradezu Freude, sich hier einmal durch die Bildergalerie zu klicken, oder selbst etwa an den Arnimplatz aufzubrechen, um das Kunstwerk mit eigenen Augen zu sehen. Zu sehr müssen sie sich aber wohl nicht beeilen: Erfahrungsgemäß dürfte die Viel-Loch-Kunst noch etwas länger das Straßenbild zieren.

 

 

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