Der Imker als Honigdieb

von philipp 10. Februar 2014

 

(Fortsetzung)

 

Der Imker als Honigdieb

 

Und der Imker? „Ist ein Massentierhalter – schließlich hält er in Hochzeiten 50.000 bis 60.000 Bienen in einer Beute!“, scherzt er und schiebt hinterher: „Aber ein Honigdieb ist er wohl“. Denn nur zum Spaß macht Idzikowski das Ganze nicht. Er will auf seinem Frühstückstisch selbstgemachten Honig haben und er will auch ein bisschen was davon an Freunde und Bekannte verkaufen. Auch für die selbstgemachte Marmelade sind die Bienen zuständig, denn sie müssen die Blüten der Obstbäume und Sträucher ja bestäuben und damit befruchten. Beides klappte in den zwei Jahren, die der Prenzlauer Berger sich nun drei Bienenvölker hält, ganz gut: In der vergangenen Saison etwa sprangen 60 Gläser Honig raus, 30 Kilo sind das. Dafür ist der Süßfrühstücker dann auch bereit, ein wenig Zeit und Geld zu investieren.

Denn natürlich ist Imkern auch Arbeit: Regelmäßig überprüfen, ob das Volk genug Futter hat, ob sich Krankheiten ausgebreitet haben, den Honig ernten und schleudern. Idzikowski hat sich seine Bienen sogar selbst eingefangen – natürlich nicht Stück für Stück von Blumen herunter, sondern gleich einen ganzen Schwarm, der sein früheres Zuhause verlassen hatte und gerade auf der Suche nach einem neuen war. „Fürs Imkern gibt es kein Schema F, da muss man immer wieder auf neue Begebenheiten reagieren“, betont er. Da heißt es Ruhe bewahren, keine Angst haben, vor allem aber muss man Verantwortung für die Bienen übernehmen. „Ein Imker muss für die Sache brennen. Aber das kommt von alleine, wenn man mal angefangen hat. Das ist wie ein Fieber.“

 

Kampf gegen die Varroamilbe

 

Ein Fieber, das Geld kostet. Ein paar tausend Euro müsse man nach und nach schon investieren, zum Beispiel für eine Honigschleuder, die kleinen Beutekästen, die Schutzkleidung – und für den Kampf gegen die Varroamilbe. Der Parasit, der nicht nur in Deutschland als Hauptverursacher eines tragischen Bienensterbens gilt, macht auch Idzikowski das Leben schwer: „Es gibt keine Bienen, die davon nicht betroffen wären“. Und so müssen sich auch Hobby-Imker darauf einstellen.

Zwei Mal im Jahr besprüht Idzikwoski einen Teil der Bienenbehausung mit einer bestimmten Säure, die in den Kästchen verdunstet. Die stecknadelgroßen Milben fallen ab, der Imker kann sie einsammeln. „Ich grusel mich auch jedes Mal davor. Aber wer seine Völker schützen will, dem bleibt nichts anderes.“ Denn die Milben schwächen nicht nur die Bienenlarven, sie tragen auch jede Menge Viren von Bienenvolk zu Bienenvolk – und die sind meist tödlich.

Imkern, das läuft eben selbst in der Stadt nicht immer glatt. Das ist in Prenzlauer Berg nicht anders als anderswo. Aber wenn es wirklich Probleme gibt, holt sich Idzikowski Tipps beim Imkerverband. Der bietet übrigens regelmäßig Einsteiger- und Schnupperkurse an, falls jemand Lust bekommen hat.

Ach so, eine Frage hätten wir noch, schließlich sind wir in Prenzlauer Berg: Ist der Honig bio? Idzikowski lacht. Ein Siegel dafür hat er nicht, das ist ihm zu teuer und es lohnt sich nicht. Aber er verwendet keine verbotenen Medikamente oder Pestizide, und läge auch bei den anderen Bio-Merkmalen im Rahmen. Nur: „Wo die Bienen sammeln, das kann ich natürlich nicht beeinflussen.“

 

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Teil 1: „Honigmäulchen in Prenzlauer Berg“

 

 

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