10 Jahre

Nachtigall, ick hör dir trapsen

von Redaktion 15. März 2021

Von verpatzten Interviews über ‚Mansplaining‘ bis hin zu Recherche am eigenen Leib: Wie sieht journalistische Arbeit wirklich aus? Wir haben ein paar Anekdoten gesammelt. Hier kommt Teil 1.


Es gehört schon etwas Wahnsinn dazu, sich weit nach Mitternacht für eine Geschichte durch Prenzlauer Berger Gebüsche zu schlagen. Trotzdem habe ich das für die Prenzlette mehrfach gemacht. Der Grund ist meine etwas eigenartige Leidenschaft für ein kleines braunes Vögelchen – die Nachtigall. Wann immer ich in Frühlingsnächten durch den Kiez ziehe und es plötzlich aus einem Gesträuch heraus stimmgewaltig schmettern höre, bleibe ich verzückt stehen und lausche. Meine Freunde freuen sich dann regelmäßig über nächtliche Sprachnachrichten mit Aufzeichnungen meiner ornithologischen Feldforschung.

Bei der Recherche stellte ich sogleich fest: So eigenartig ist meine Begeisterung für die nächtlichen Schreihälse gar nicht. Denn Prenzlauer Berg ist nicht nur eine wichtige Anflugstelle für die Zugvögel, sondern auch ein Zentrum der internationalen Nachtigallenforschung. Auf den nächtlichen Streifzügen rund um Arnimplatz und Thälmannpark habe ich von meinen professionellen Begleiterinnen aus Naturkundemuseum und Leibniz-Institut sodann vieles über die Tiere gelernt: Dass sie jedes Jahr an dieselbe Stelle, oft sogar denselben Baum zurückkehren, dass sie tausende Strophen auswendig können und sich über Straßenlärm freuen, um ihre akustische Potenz bei den Weibchen noch besser unter Beweis stellen zu können. Und, kein Witz: Dass sie im Kiezjargon tirilieren! Jawohl, eine Nachtigall vom Kollwitzplatz klingt anders als eine aus der Hasenheide.

Einmal sind wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern auf Nachtigallen-Expedition gegangen – und wurden richtig viele Leute! Bald wird es Frühling und ich freue mich jetzt schon wie Bolle auf das Gezwitscher. Ich bin halt ein Nachtigallen-Nerd. Es gibt seltsamere Hobbies, oder?

Kristina Auer war von 2016 bis 2018 Redaktionsleiterin


Hat er wirklich den Fall der Mauer ausgelöst? Im Oktober 2019 war es so weit: „The Hoff“ kam zum Tag der Deutschen Einheit für ein großes Konzert in die Max-Schmeling-Halle! Ich war natürlich für die Prenzlauer Berg Nachrichten dabei. Hasselhoff gab in der halb gefüllten Halle wirklich alles, aber den wahren Fan in mir konnte er leider nicht erwecken. Zum Glück gingen nach ungefähr 90 Minuten die Lichter an, The Hoff verschwand und ich bewegte mich erleichtert Richtung Ausgang. Wie enttäuschend, als ich merkte, dass dies nur die Pause war! Nach geschlagenen drei Stunden war das Konzert vorbei. Mir summten die Ohren von „Jump in my Car“ und „Looking for Freedom“ – und ich war froh, den Heimweg anzutreten.

Ungestört in einer fremden Wohnung stöbern – das durfte ich Anfang 2019 ihm Rahmen meines Artikels über sogenannte „Zimmerreisen“. Etwas Neues sehen, die Wohnung von Fremden ausprobieren, ohne die eigene Stadt zu verlassen (oder AirBnB zu nutzen). Ich „reiste“ also in die Wohnung einer Prenzlauer Bergerin und öffnete im Gegenzug der Wohnungsinhaberin meine Eingangstür. Ein komisches Gefühl, einer Fremden meinen Wohnungsschlüssel in die Hand zu drücken und sie dort für eine Stunde allein zu lassen. Fazit: Wir fanden die Erfahrung beide interessant, ich zumindest bin aber keine regelmäßige Zimmerreisende geworden. Heute, in Corona-Zeiten klingen Zimmerreisen so spannend! Ich sehne mich nach jeder Art von „die eigenen vier Wände verlassen“ – und die Fahrt ins Büro wird wahrlich zu einer kleinen Reise.

Victoria Scherff war von 2018 bis 2019 freie Mitarbeiterin

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