M10 bleibt unpünktlich

von Anja Mia Neumann 17. November 2016

Sie hatten so einen schönen Plan, unsere Bezirkspolitiker. Nämlich, wie sie die Straßenbahn M10 dazu bringen können, endlich pünktlich zu sein. Aber daraus wird erst mal nichts.

Im Mai 2015 haben Pankows Politiker beschlossen: Die Straßenbahn M10 soll pünktlich fahren. Darüber waren sich alle einig. Denn die Partytram zwischen Friedrichshain und Hauptbahnhof kommt gerne mal zu spät, viel zu spät. Als Ursache für diesen nervigen Umstand hatten die Bezirksverordneten zwei Dinge ausgemacht.

Erstens: Das Überfahren der Tramgleise durch Autos an der Eberswalder Straße zwischen Topsstraße und Haltestelle in Richtung Friedrichshain. Deshalb steht die Bahn dort oft im Stau, sobald eine rote Ampel die Autos zum Halten zwingt. Vorgeschlagene Lösung: Die Gleise sollen als Sperrfläche für Autos gekennzeichnet werden.

Zweitens: An der gleichen Stelle ist eine sogenannte Pförtnerampelschaltung eingerichtet. Die stoppt Autos oder die Straßenbahn in regelmäßigen Abständen vor dem Bahnsteig. Die vorgeschlagene Lösung hier: Ampel abschalten.

 

Eine zyklische Schaltung und ein Gutachten

 

Und schon eineinhalb Jahre später hat die zuständige Verkehrslenkung auf die Vorschläge der Politiker reagiert. In feinstem Behördendeutsch gespickt mit Substantivierungen und Schachtelsätzen sagt sie: Nein, machen wir nicht.

Die Idee mit der Ampel ist hart abgelehnt. Der Grund: Sie schaltet „zyklisch“ und sorgt dafür, dass alles frei ist, wenn die Tram einfährt – und das dann in voller Länge. Der Stau verlagere sich nur, meint die Verkehrslenkung. Außerdem berge die Ampelschaltung „sicherheitsrelevante Vorteile“, die „beim Queren der Fahrbahn entstehen können“.

Für die vorgeschlagene Sperrfläche – und damit irgendwie auch wieder für die Ampel – gibt es noch eine Chance: Zwar seien es eigentlich Falschparker, die den Stau an der Kreuzung Eberswalder Straße/ Schönhauser Allee verursachten. Aber um die Auswirkungen einer „Abmarkierung des Gleises als Sperrfläche im Annäherungsbereich“ zu beurteilten, bedürfe es einer „eingehenden verkehrstechnischen Untersuchung“. Heißt: Die Verkehrslenkung will ein Gutachten in Auftrag geben.

So in eineinhalb Jahren könnte dann vielleicht feststehen, ob die Gleise zwischen Topsstraße und Haltestelle allein der Straßenbahn gehören.

 

 

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