Townhouses und Hochhaus an der Greifswalder geplant

von Thomas Trappe 27. April 2012

Das alte Bahngelände ist an einen Investor verkauft, der hat große Pläne. Im Bezirk spricht man von einem neuen Stadtviertel – und zeigt sich äußerst skeptisch.

Noch ist überhaupt nichts genehmigt. Der für Stadtentwicklung zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) weiß, warum er darauf Wert legt, dass es um „informelle Vorgespräche“ geht und die Ideen des Investors am alten Güterbahnhof in der Greifswalder Straße nur Ideen sind; und „auf keinen Fall Pläne, die jetzt sofort verwirklicht werden“. Denn die Pläne sind tiefgreifend, es geht um ein neues Stadtviertel. Mit Townhouses und einem Hochhaus, mindestens. Aber, wie gesagt, „noch führt man nur Gespräche“. Was nichts daran ändert: Der Investor Christian Gérome hat das Gelände, das eigentlich mal der Bezirk kaufen wollte, erworben. Und jetzt will er dort bauen.

Vorgestellt hat Kirchner die Pläne des Berliner Investors Christian Gérome kürzlich im Pankower Bezirksverordneten-Ausschuss. Der Ausschussvorsitzende Roland Schröder (SPD) berichtet von Townhouses, Stadvillen und einem Hochhaus, das an der Ella-Kay-Straße gebaut werden soll. Von „300 oder mehr Wohnungen“ sei die Rede gewesen. 

Große Begeisterung haben die Pläne bei dem meisten Ausschussmitgliedern und bei Kirchner offenbar nicht ausgelöst, nach allem was zu hören ist. Schröder: „Wir sind dort ja nicht grundsätzlich gegen Wohnbebauung. Aber so einfach, wie sich der Investor das offenbar vorstellt, wird das nicht funktionieren.“ Ähnlich wie Kirchner rechnet Schröder damit, dass noch zwei Jahre vergehen, bevor man von konkreten Projekten sprechen kann. „Bis dahin müssen wir als Bezirk sagen, was wir uns auf dem Gelände vorstellen.“ 

 

Günstige Terrassenhäuser

 

Christian Gérome ist seit vergangenem Jahr im Handelsregister als einer von zwei Geschäftsführern der Bahngelände Greifswalder GmbH registriert, gleichzeitig auch als ein Eigentümer. Es ist nicht seine einzige Firma: So ist er auch Geschäftsführer der Gleimstraße 52 GmbH. In diesem Haus wehren sich Mieter gerade gegen eine Verdopplung der Mieten – wenn sie nicht schon längst ausgezogen sind. 

Auf Anfrage der Prenzlauer Berg Nachrichten konkretisierte Gérome die Pläne für das Bahngelände. „Wir sind da aber noch ganz am Anfang.“ Es gehe vor allem darum, „günstigen Wohnraum für Familien“ zu schaffen. Avisiert seien Wohnungen, die dann für rund 3.000 Euro pro Quadratmeter verkauft werden könnten. Würden diese vermietet, spräche man wohl von sieben bis acht Euro Quadratmeter-Kaltmiete. 

Auch die Hochhauspläne bestätigte Gérome – auch wenn noch nicht klar sei, wieviel Geschosse es haben könnte. Zwischen acht und achtzehn Etagen, so ist von verschiedenen Gesprächspartnern zu hören, scheint alles möglich. Gérome spricht von Terrassenhäusern, in denen es Familienwohnungen und Appartements geben soll.

 

Gelände wird „wachgeküsst“

 

Mit der Planung des neuen Wohnquartiers ist das Berliner Architekturbüro Patzschke & Partner betraut. Laut Eigenbeschreibung ist das Büro spezialisiert auf „klassisch-traditionelle Neubauten“. Die Entwürfe der Architekten „respektieren stets sowohl den historischen als auch den augenblicklichen Kontext eines Standortes“. Als Referenzbauten werden unter anderem Objekte in der Villensiedlung Griebnitzsee und das Quartier am Auswärtigen Amt angegeben. Im Architekturbüro wollte man sich nicht ausführlich zum Projekt äußern, nur so viel: „Die Bauherren haben erkannt, dass dort ein seit Jahrzehnten brach liegendes Gelände im Dornröschenschlaf liegt und jetzt wachgeküsst werden kann.“

Die Gespräche im Bezirksamt schienen weniger poetisch abgelaufen zu sein. Bauherr Gérome berichtet von seinen Treffen mit Stadtrat Kirchner. Townhouses würden „Spießer“ anziehen, fasst Gérome Kirchners Reaktion zusammen. „Dabei weiß ich gar nicht, was gegen Spießer einzuwenden ist. Die kümmern sich doch um ihre Wohnungen.“ Auch um Krach durch Rasenmähen sei es bei den Gesprächen gegangen, so Gérome. Insgesamt herrschte bei ihm offenbar der Eindruck vor, dass in Pankow noch dicke Bretter gebohrt werden müssen, bis der erste Bagger anrollen kann.

Ausführlich äußern will sich Stadtrat Kirchner zu Plänen und Gesprächen nicht. Er verweist aber auf einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung vom März diesen Jahres. Mit diesem wurde die Verwaltung beauftragt, ein Entwicklungskonzept für den in der Nachbarschaft zum Gelände liegenden Thälmann-Park auf den Weg zu bringen. Zu diesem Konzept müsste auch jede Planung von Wohnbebauung an der Greifswalder Straße passen. Von dieser Vorgabe seien die aktuellen Ideen des Investors weit entfernt, so Kirchner.

 

 

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