Wer kennt wen?

von Juliane Schader 1. August 2011

Mit dem Hängen der Plakate begann am Wochenende der Wahlkampf. Blöd nur, dass die Plakate weniger der Orientierung als mehr dem lustigen Kandidatenraten dienen.

Man will ja gar nicht zu kritisch sein. Schließlich haben es die fleißigen Helferchen sicherlich nicht leicht gehabt, als sie ausgerechnet an diesem Wochenende bei zumeist strömendem Regen die Wahlkampfsaison mit dem Aufhängen der Plakate eröffneten. Aber bei allem Wohlwollen – ist das Euer Ernst?

Nein, es geht mir nicht darum, warum die Wahlkampfslogans so nichtssagend sind oder die Plakate so langweilig zurechtgephotoshopped. Aber könnte man nicht wenigstens auf ihnen vermerken, wo sich die werten Damen und Herren hineinwählen lassen wollen? Immerhin gibt es drei Stimmen zu vergeben im September, für den Direktkandidaten im Abgeordnetenhaus, für eine Partei im Abgeordnetenhaus und damit den Berliner Bürgermeister sowie für eine Partei auf Bezirksebene und damit den Bezirksbürgermeister. Allein in Prenzlauer Berg kommen so insgesamt an die dreißig unterschiedliche Plakatgesichter zusammen. Da sollte es doch als Service am Wähler möglich sein, kurz zu vermerken, ob dies nun mein Kandidat fürs Abgeordnetenhaus oder der für die BVV ist. Und falls ersteres der Fall ist, vielleicht noch einen Hinweis anzubringen, um welchen Wahlkreis es sich denn eigentlich handelt. Schließlich gibt es allein vier davon in Prenzlauer Berg – wer sich für die genauen Grenzen interessiert, liest sie entweder hier unter „Wahlkreis 6 bis 9″ nach oder versucht sie anhand der unterschiedlichen Gesichter zu rekonstruieren.

 

Köhne und Kirchner sind Pankows Wowereit und Künast

 

Zum Glück gibt es ja unsere kleine serviceorientierte Zeitung, die sagt: Matthias Köhne von der SPD und Jens-Holger Kirchner von den Grünen wollen in Pankow Bezirksbürgermeister werden – für sie kann man also auf Bezirksebene abstimmen. Nicht wundern sollte man sich aber, wenn deren Namen auf den Wahlzetteln nur im Kleingedruckten erscheinen: die Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung läuft nach Parteien und nicht nach Personen. Die Partei mit den meisten Stimmen stellt in der Regel den Bürgermeister.

Menschen wie Roland Schröder (SPD/Wahlkreis 6), Torsten Kühne (CDU, Wahlkreis 7), Volker Ratzmann (Grüne, Wahlkreis 8) und Marion Seelig (Linke, Wahlkreis 9) wollen als Direktkandidaten ins Abgeordnetenhaus und stehen damit mit Namen unter „Erststimme“ auf dem Wahlzettel. Um tatsächlich im Abgeordnetenhaus zu landen, müssen sie die meisten Stimmen auf sich vereinen. Es gilt die Regel: Nur ein Kandidat pro Wahlkreis kann gewinnen.  

Und dann gibt es noch die Zweitstimme fürs Abgeordnetenhaus, die man einer Partei geben kann und der wir somit die Themenplakate für diese Wahl verdanken. Sowie die zwei Gesichter, die wohl als einzige den meisten bekannt sein dürften: Klaus Wowereit (SPD) und Renate Künast (Grüne) als Kandidaten für den Berliner Bürgermeisterposten. In diese Kategorie gehören übrigens auch die meisten Plakate der Kleinstparteien, die nicht mit Direktkandidaten antreten – der nette kleine Junge mit dem Hund, mit dem die Tierschutzpartei wirbt, ist also nur ein Symbolbild und kein Direktkandidat.

 

Stempeln gegen die Orientierungslosigkeit

 

Soweit die grobe Orientierung. Falls sich aus den Parteien nach dem Ende der Regenzeit noch jemand bemüßigt fühlen würde, die unzähligen Gesichter mit Stempeln wie „Ihr Kandidat fürs Abgeordnetenhaus im Wahlkreis x“ zu versehen, soll es mir recht sein. Ansonsten verweise ich auf die PBN, die sich in den nächsten Wochen vorgenommen haben, ein wenig Licht in das Personendickicht des Wahlkampfs zu bringen.

Ausgenommen von der Kritik sind übrigens Linke und FDP. Die wohl mit dem Hängen der Plakate lieber abwarten, bis sich die dunklen Wolken verzogen haben.

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