Kommt jetzt die Dänenstraßen-Brücke?

von Constanze Nauhaus 26. April 2017

An der S-Bahn-Trasse wird seit neuestem gebaut. Passanten vermuten hinter der Baustelle die vieldiskutierte Verbreiterung der Fußgängerbrücke zwischen Sonnenburger und Dänenstraße.

„Jute Nachrichten, wir reißen eine Berliner Mauer ein! Woll’n Se ’n Stück haben? Als Erinnerung? Fuffzich Zent.“ Die Bauarbeiter sind offenbar bester Laune, trotz wiederholter Anfragen aufgeregter Passanten, ob nun die neue Fußgängerbrücke komme? Eine Brücke, nö, eine Brücke sollen sie hier nicht bauen. Nur die alte Mauer einreißen, denn die drohe umzukippen, und durch einen Zaun ersetzen. Tatsächlich neigen sich die rötlichen, Generationen von Graffiti wie Jahresringe tragenden Ziegelsteine bedrohlich Richtung Bürgersteig, hier, wo die Schönfließer auf die Dänenstraße trifft, wenige Meter neben der schmalen Fußgängerbrücke hinüber zur Sonnenburger Straße.

Ein junger Mann seufzt erleichtert. „Puh! Klar wäre es schön, wenn die Brücke breiter würde, da gibt es ja schon häufig Stress zwischen Fußgängern und Radfahrern.“ Aber er habe eben doch Sorge, dass eine breitere Brücke auch für Autos freigegeben werde. Zu Unrecht, schenkt man Aussagen der Senatsverwaltung Glauben. Für den Autoverkehr sei eine eventuelle neue Brücke „nicht geplant“, verkündete 2014 der damalige SPD-Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler. Für rund eine Million Euro soll die bislang 2,50 Meter schmale Fußgängerbrücke, auf der sich Passanten und Radfahrer öfters benehmen wie zwei Wildtiere in einem zu engen Zoogehege, auf vier Meter erweitert werden. Vermutlich mittels eines Neubaus etwas weiter westlich, also an der Stelle, an der sich auch früher einmal eine Brücke befand, das fehlende Puzzleteil auf der Schönfließer-Sonnenburger-Achse. Das Bauwerk wurde in den letzten Kriegstagen zerstört, noch sind die alten Brückenlager erkennbar. Und werden, zumindest auf der Dänenstraße, gerade abgerissen. „Das Mäuerchen gehört in die Zuständigkeit der Deutschen Bahn, die sich entschieden hat, die Mauer aus Sicherheitsgründen zu entfernen“, bestätigt Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne). Dem sei ein Termin mit Teilnahme des Straßen- und Grünflächenamtes vorausgegangen.

 

Konflikte vorprogrammiert

 

Was den Brückenneubau angeht, gibt es bislang nur vage Neuigkeiten. „Der Ersatzneubau der Schönfließer Brücke als Fußgängerbrücke wurde zur Investitionsplanung 2017- 2021 angemeldet“, so Matthias Tang, Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr. Biertrinkende Nachtschwärmer, Freigabe für den Autoverkehr, ein Neubau zwischen Kohlenquelle und S-Bahn, ein „Sonnenburger Platz“ – auf einer Informationsveranstaltung vor drei Jahren präsentierte sich bereits die ganze Palette von Anwohnersorgen und Bezirks- und Senatsplänen rund um den schmalen Übergang, der seit jeher als Provisorium gedacht war und der intensiven Nutzung langfristig nicht standhalten wird. Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto, der die Diskussionsrunde damals organisierte findet die „salomonische Lösung“ einer Vier-Meter-Brücke, über die „im Notfall auch mal ein Krankenwagen rüberfahren kann“, gut. Aber natürlich weiß er um die Interessenkonflikte und diagnostizierte bereits vor drei Jahren: „Da sind Konflikte vorprogrammiert“.

 

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