Bezirksamt will Krankenhaus halten

von Anja Mia Neumann 13. September 2016

Das Krankenhaus Prenzlauer Berg soll schließen – neuer Termin 2018. Doch Berlin wächst, vor allem Pankow. Und so befürchtet der Bezirk einen Mangel in der Gesundheitsversorgung.

Seit acht Jahren steht fest: Die Betten aus dem Vivantes-Klinikum in der Fröbelstraße, dem einzigen Krankenhaus in Prenzlauer Berg, ziehen um. Und zwar in einen Neubau im Krankenhaus Friedrichshain. Der alte Standort schließt. Und das sorgt erneut für heftige Kritik.

Dass sich die Fertigstellung des Friedrichshainer Baus immer wieder verzögert hat – inzwischen reden wir vom Jahr 2018 – ist für Berlin wirklich keine Neuigkeit mehr. Neu könnte dagegen die rasante Bevölkerungsentwicklung in Prenzlauer Berg und ganz Pankow sein: Der Bezirk wächst wie keiner in Berlin. Schüler bekommen schwer einen Oberschulplatz ihrer Wahl, es fehlt an Grundschulplätzen, der Wohnungsmarkt ist angespannt. Nicht umsonst hat sich vor einigen Monaten in Prenzlauer Berg eine Mieterpartei gegründet. Kurzum: In Prenzlauer Berg wird Mangel verwaltet, an Schulplätzen, an Wohnungen. Möglicherweise auch bald an Krankenhausbetten.

 

Bettenmangel befürchtet

 

Das zumindest legt die Stadträtin für Gesundheit, Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), nahe. Viele im Bezirk waren schon immer gegen die Schließung des Krankenhauses in der Fröbelstraße, nun hat die Politikerin noch mal an den Senat appelliert, die Entscheidung der Schließung zu überdenken.

„Wir gehen davon aus, dass bei dem Bevölkerungswachstum, das wir in Friedrichshain, Pankow und Lichtenberg haben, gleich oder innerhalb kurzer Zeit die Versorgung nicht mehr gewährleistet ist“, erklärt Stadträtin Zürn-Kasztantowicz. Berlin müsse, was die Infrastruktur angeht, mit der Bevölkerung mitwachsen. In der Klinik in der Fröbelstraße gibt es derzeit Betten für die Geriatrie und eine Rettungsstelle, vor allem für Kinder.

„Wenn dieser innerstädtische Standort weg ist, ist der Standort weg – dann bleibt nur noch die grüne Wiese irgendwo.“ Diese Warnung von Zürn-Kasztantowicz ist die letzte nach 17 Jahren Verwaltungsarbeit im Bezirk, denn die SPD-Politikerin scheidet nach der Wahl aus dem Amt aus.

 

Neubau vielleicht schon zu klein

 

Hinzu kommen Ankläge an das Desaster mit dem Flughafen BER. Der neue Standort am Krankenhaus Friedrichshain werde bei Fertigstellung wohl schon zu klein sein, befürchtet die Stadträtin. Aus ihrer Sicht müsse man ein Konzept entwickeln, das „ohne Komplett-Sanierung“ des alten Krankenhauses auskomme.

Der zuständige Senator Mario Czaja (CDU) erteilt den Warnungen aus dem Bezirk eine klare Absage. In einem Antwortbrief an Zürn-Kasztantowicz und Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) schreibt er: Die Schließung des Standortes „wird vom Träger sowohl für die Steigerung der Qualität der medizinischen Versorgung als auch aus wirtschaftlichen Gründen für erforderlich gehalten“.

Ähnlich äußert sich Vivantes selbst: Es gehe um eine „zukunftsorientierte medizinische Versorgungsstruktur“, aber auch um „wirtschaftliche Aspekte“.

2018 soll die Entscheidung laut Senator vielleicht noch einmal geprüft werden – abhängig vom Bevölkerungswachstum.

 

 

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