Stadtbad muss kein Bad bleiben

von Juliane Schader 9. September 2011

Genauestens unter die Lupe nahmen die Bezirksverordneten am gestrigen Donnerstag die Konzepte für das Stadtbad Oderberger Straße. Eine Entscheidung wurde noch nicht gefällt, dafür die Nutzungsbindung in Frage gestellt.

Auch wenn die Zukunft des Stadtbades in vielen Belangen noch völlig offen ist, eines schien doch bislang gesichert: Das historische Gebäude in der Oderberger Straße sollte wieder ein öffentliches Bad werden. So steht es in der Sanierungssatzung Teutoburger Platz und im aktuellen Kaufvertrag. Doch dann kam Holger Lippmann, Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds, und sagte zum Ende der ersten Beratungen über einen neuen Investor für das Bad am gestrigen Donnerstagabend: „Es wird nur ein Vertrag unsere Zustimmung finden, der auch die Zustimmung dieses Hauses gefunden hat. Die Nutzungsbindung ist anpassbar.“ Und Roland Schröder, Vorsitzender des Pankower Stadtentwicklungsausschusses, stimmte zu: „Die Nutzung ist nicht abschließend geklärt.“ Damit ist das Rennen um den Zuschlag für das Stadtbad wieder offen und Realace, die für die Realisierung ihrer Pläne von einem Hotel mit offenem Spa-Bereich eine Änderung der Nutzung benötigen, kann wieder hoffen.

Von einer Entscheidung, welchen der drei Investoren die Mitglieder der Ausschüsse für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung und für Finanzen, Immobilienmanagement und Personal bevorzugen, ist man aber noch weit entfernt. Die gestrige Sitzung war zunächst ein Abklopfen der drei Konzepte auf Realisierbarkeit, und die Vertreter der drei Investoren mussten sich einem Kreuzverhör durch die sehr gut vorbereiteten Bezirksverordneten stellen.

Das Ehepaar Jaeschke von der GLS kam dabei noch recht glimpflich davon. Mit Verweis auf die erfolgreiche Sanierung und Bewirtschaftung der Schule in der Kastanienallee und die Synergien, die zwischen Bad und Schule möglich wären, konnte sie Bedenken bezüglich der Finanzierung gut kontern.

 

Unterschiedliche Investitonsvolumen werfen Fragen auf

 

Schwerer hatte es Jasper de Gier, der die Frage, warum sein kalkuliertes Investitionsvolumen mit 50 Millionen Euro weit über dem der Mitbewerber von 12 Millionen (GLS) bzw. 22 Millionen (Realace) liege, nur ausweichend beantwortete. Auch eine plausible Erklärung bezüglich seiner nach Einschätzung der Ausschüsse sehr hoch kalkulierten Besucherzahlen blieb er schuldig. Sein geplantes Day-Spa habe nun mal Größenordnungen, die man bislang in Deutschland nicht kenne. Daher sei es schwer, Vergleiche zu ziehen, lautete sein Hauptargument.

Ebenfalls Federn lassen musste Realace, deren Idee von einem abgeschlossenen Kubus in der Badehalle nach Ansicht einiger Ausschussmitglieder die Wirkung des Denkmals schwäche. Zwar bemerkte Stadtentwicklungsstadtrat Michail Nelken (Linke), dass dieser Kubus nicht gegen den Denkmalschutz verstieße. Die Behauptung von Realace, die Einhaltung des Denkmalschutzes und eine Nutzung des Gebäudes als Bad schlössen sich aus, wies er aber als falsch zurück. Hinzu kamen Bedenken, dass dieses Konzept einen elitären und abgeschlossenen Ort mitten in Prenzlauer Berg schaffen würde. Er könne diese Sorgen zwar verstehen, meinte Daniel Bormann von Realace. Damit sich das Spa rechne, müssten neben den Hotelgästen aber zwei Drittel der Besucher von Außerhalb kommen. Ein Anschluss ans Umfeld sei damit gegeben.

Welchem der interessierten Investoren die Mitglieder der beiden Ausschüsse die Sanierung und den weiteren Betrieb des Stadtbads zutrauen, entscheidet sich in einer weiteren Sondersitzung in zwei Wochen. Planungs- und denkmalschutzrechtlich seien alle drei Konzepte grundsätzlich genehmigungsfähig, soweit man das bei dem derzeitigen Stand der Planungen beurteilen könne, meinte Stadtrat Nelken. Christian Melcher als stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Denkmalschutz Berlin sagte, die Stiftung würde Realace als neuen Eigentümer bevorzugen. Das letzte Wort haben jedoch nun die Bezirksverordneten. Ob die Stiftung den geforderten Abschlag für ihre eigenen Investitionen und Planungsleistungen für das Stadtbad von einer halben Millionen Euro bekommen wird, wurde nicht abschließend geklärt.

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