Schwarze Türen im Blackland

von Thomas Trappe 20. Oktober 2015

Für die meisten ist es eine Heavy-Metal-Kneipe, für einige ein „rechtsoffener“ Club. Nun gab es im Blackland einen Brandanschlag. Mit Pyrotechnik und einem Bekennerschreiben aus der linken Szene.

Im Blackland hört man Heavy Metal, trinkt Bier oder sucht Nazis. Das mit dem Bier und dem Heavy Metal liegt furchtbar nahe, weil es sich bei dem Club am Fuße des Thälmann-Parks um eine Heavy-Metal-Kneipe handelt, und zu Heavy Metal nun mal Bier gehört.

Das mit den Nazis ist schon etwas abwegiger, muss man nach einer kleinen Recherche vor einem Jahr konstatieren, weil sich der Naziverdacht schlechter erhärten ließ als die Leber. Anlass der Recherche waren damals Wortmeldungen des Antifa-Portals Indymedia, im Blackland gehe es „rechtsoffen“ zu, es werde hier gelegentlich nach Herzenslust abgehitlert.

 

Rechte Subkultur oder echte Suff-Kultur

 

Für die einen also ist das Blackland Bestandteil der rechten Subkultur in Prenzlauer Berg, für die anderen einfach nur eine Kneipe mit echter Suff-Kultur, die wenig Platz für Ambivalenzen bietet: Bier vom Fass, harte Bänke, harte Musik. Es spricht wenig dafür, dass das hier ein Nazischuppen ist, und viel dafür, dass entsprechende Anwürfe einer gewissen Hysterie entspringen. Letzteres ist deshalb relevant, weil das Blackland am Montagmorgen angezündet werden sollte. Was unabhängig von dem Charakter des Clubs, in heutigen Zeiten muss man das leider extra sagen, vollkommen asozial ist.

Inzwischen ist auch ein Bekennerschreiben im Netz aufgetaucht. Es trägt den Titel „Herbstoffensive gegen Nazistrukturen“ und stammt von Indymedia.

Ein Brandanschlag an der Eingangstür habe es gegeben, das teilten die Geschäftsführer im Blackland auf Ihrer Facebookseite mit. Die Feuerwehr sei rechtzeitig angerückt, das Feuer „ist zum Glück nicht auf das komplette Gebäude übergegangen“. Auf Anfrage erklärt Ladenbesitzer Michael Parlow, dass dafür mehrere zig Kilo gepresster Hartplastik vor die Tür gestellt und diese Klumpen mit extrem brennbarer Pyrotechnik angezündet worden seien. Gewartet hätten die oder der Täter damit, bis die Kellnerin am späten Abend das Lokal verlassen hatte. Humanistische Motive sind da nicht unbedingt zu unterstellen – es ging wohl eher darum, das Blackland ungestört runter zu zünden.

 

Im April gab es eine Bombendrohung

 

Michael Parlow ist spürbar sauer und auch etwas durch den Wind, zumal das kurze Telefonat durch einen Alarmton im Club gestört und schließlich abrupt beendet werden muss. Er hofft, sagt Parlow, dass die Täter gefasst werden können, scheint aber selbst nicht daran zu glauben. „Ich meine, das Haus hier steht unter Denkmalschutz, da kann man wahrscheinlich mit Einigem rechnen, wenn man erwischt wird.“ Seit April habe man „hier Ruhe gehabt“ – damals gab es eine Bombendrohung vor einem Konzert einer Band, deren ehemaliger Gitarrist Verbindungen zur Jenaer Neonaziszene der 90er, Stichwort „NSU“, gehabt haben soll.

Tatsächlich geht der Anschlag wohl auf militante Antifas zurück. Indymedia war eines der ersten Portale, in dem der Brandanschlag aufgegriffen wurde, in Form eines Links zu einem BZ-Bericht zum Vorfall. Am Tag drauf folgte das Bekennerschreiben. Die Ermittlungen zur Brandursache führt nun das Brandkommissariat des Landeskriminalamtes.

 

UPDATE: Am Dienstag, dem 20.10., hat Indymedia ein Bekennerschreiben zum Brandanschlag veröffentlicht, namens „Herbstoffensive gegen Nazistrukturen“.

 

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