Radweg Schönhauser Allee

Schönhauser Allee: Radler werden auf die Straße gesetzt

von Juliane Schader 9. Januar 2013

Die Schönhauser Allee soll Fahrad-freundlicher werden. Indem man die Radler zu den Autos auf die Straße schickt. Ideal findet das niemand, aber Senat und Auto-Lobby wollen es so.

Auf der Schönhauser Allee mit dem Rad unterwegs zu sein ist in etwa so lustig wie Badeurlaub auf dem Mururoa-Atoll oder eine FDP-Parteitag im Jahr 2013. Pankows Bezirksverordnete haben das Problem schon vor einiger Zeit erkannt und im Frühjahr letzten Jahres ein paar Verbesserungsvorschläge präsentiert. Nun geht es an die schrittweise Umsetzung.

Bereits jetzt können sich Radfahrer auf der Strecke zwischen Danziger und Bornholmer Straße aussuchen, ob sie lieber auf dem Radweg oder auf der Straße unterwegs sein wollen. Bis vor kurzem war letzteres verboten. Als nächstes soll auf Höhe der Tramhaltestellen die Radspur gänzlich vom Bürgersteig auf die Straße verlegt werden, um den Konflikt mit dort wartenden Fahrgästen zu beenden. Zuletzt ist die Umlegung der Tramhaltestellen vom Straßenrand unter das U-Bahn-Viadukt geplant. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die BVG auf dieser Strecke Bahnen mit Türen zu beiden Seiten einsetzt, die erst jetzt bestellt wurden. Aus der Pressestelle der BVG heißt es, besonders die Situation an der Haltestelle Schönhauser Allee sei sehr komplex, weshalb man derzeit noch mit Prüfungen beschäftig sei und daher keinen genauen Zeitpunkt für die Umsetzung nennen könne. Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, rechnet mit einer Realisierung frühestens 2015. 

 

Gefahrenherd wird auch die Straße verlagert

 

Zwar entlastet die gefundene Lösung die übernutzten Radwege auf der Schönhauser etwas. Allerdings wird der Konflikt zwischen Radfahrern und Fußgängern nur Richtung Autoverkehr verlagert. Zudem erscheint es nicht sonderlich sicher, wenn Radler nun munter zwischen Bürgersteig und Fahrbahn pendeln sollen. Stadtrat Kirchner bezeichnet diese Variante daher auch nur als Provisorium. „Ideal wäre es, wenn wir für den Radverkehr eine eigene Spur auf der Straße freimachten“, so der Stadtrat.

Das war auch der ursprüngliche Wunsch der Bezirksverordneten, der jedoch von der entscheidungsbefugten Senatsverwaltung abgewiesen wurde: Eine Straße von der Bedeutung der Schönhauser Allee könne nicht einfach so um eine Autospur verschmälert werden, hieß es. Die Straße ist dreispurig, wobei sich Tram und Autos eine Spur teilen, eine weitere nur den fahrenden Autos vorbehalten und die dritte vorwiegend zugeparkt ist. „Natürlich könnte man die Parkplätze in die Seitenstraßen verlegen und die freiwerdende Spur den Radlern überlassen“, meint Kirchner. „Aber derzeit ist so ein Eingriff nicht vermittelbar.“ In ein paar Jahren könne man darüber vielleicht noch mal nachdenken.

Ähnlich sieht es auch Wolfram Kempe (Linke), der Vorsitzende des Verkehrsausschusses. „Der Bezirk kann über die Umgestaltung der Straße nicht entscheiden, aber wir bleiben an dem Thema dran“, sagt er. Die Verlegung der Tramhaltestellen sei schon mal ein Gewinn.

 

Viele Radfahrer brauchen auch viel Platz

 

Auch Roland Schröder (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, hält die geplanten Veränderungen für eine Verbesserung. „Ganz ungefährlich finde ich das auch nicht, dass die Radfahrer nun auch auf der Straße fahren dürfen“, meint er. Aber es ermögliche allen, die es besonders eilig hätten, schnell vorwärts zu kommen. Wer lieber langsam, aber sicher unterwegs sei, für den bliebe der Radweg ja erhalten. „Aber wir bleiben am Ball, um die Situation der Radfahrer weiter zu verbessern.“ Als nächste soll eine Verkehrszählung belegen, dass auf der Strecke sehr viele Radler unterwegs sind, denen durchaus mehr Straßenraum zusteht.

Das eigentliche Problem der Schönhauser Allee ist, dass ihre letzte Sanierung noch nicht lange genug her ist, aber ihr Verkehrskonzept dennoch veraltet. Die Greifswalder Straße sei ein gutes Beispiel dafür, wie Straßen heute aussehen müssten, meint Stadtrat Kirchner. Dort fährt die Tram auf einer eigenen Trasse in der Straßenmitte, und für Radfahrer ist eine Spur auf der Straße reserviert, die breit genug für Lastenräder und Überholmanöver ist. Einen entsprechenden Umbau der Schönhauser sowie der Prenzlauer Allee, die unter ähnlichen Problemen leidet, will aber derzeit niemand bezahlen. 

 

Dieser Artikel wurde am 9. Januar um 12.15 Uhr um ein Statement der BVG ergänzt.

 

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