Ein bisschen sozialer Wohnungsbau

von Anja Mia Neumann 7. Juli 2015

Wie sozial soll eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft sein? Die Gewobag baut acht neue Häuser im Viertel. So weit, so wichtig. Aber die Mieten sind teurer, der Anteil der Sozialwohnungen geringer.

Darum geht’s:

 

• Die landeseigene Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag will bis 2025 rund 14 000 neue Wohnungen anbieten, 10 000 davon sollen neu gebaut werden.

• Prenzlauer Berg ist Startpunkt der selbst ernannten Neubau-Offensive: An acht Standorten entstehen 207 neue Wohnungen in fünf Kiezen.

• Die Durchschnittsmieten im Bestand der Gewobag werden voraussichtlich steigen. Die günstigste Miete in den neuen Wohnungen in Prenzlauer Berg liegt fast einen Euro über dem Durchschnitt von 5,52 Euro.

• Auch ist die Quote der Bleiben mit Wohnberechtigungsschein bei den neuen Wohnungen wesentlich geringer als beim Rest Prenzlauer Bergs. 20 bis 30 Prozent statt 60 Prozent.

 

Eines hat nicht funktioniert: Eigentlich wollte die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag riesige Luftballons aufsteigen lassen. Nämlich um ihre acht Neubau-Projekte in Prenzlauer Berg zu markieren. Der Wind war zu stark, Schilder mussten reichen. Stattdessen gab es für die Journalisten vom Dach des Wasserturms einfach nur einen fantastischen Blick auf die Dächer

Ansonsten aber feierte die Gewobag sich selbst mit Schnittchen, Percussion und Grundsteinlegung und wurde nicht müde sich eine großartige Zukunft zu prophezeien. 14 000 neue Wohnungen sollen in den nächsten zehn Jahren in Berlin entstehen – für 2,5 Milliarden Euro. 4000 will die Gesellschaft kaufen, 10 000 neu bauen. Das Land Berlin will mit Landesgrundstücken helfen. „Das ist kein Luftschloss, sondern schon sehr konkret“, sagt Markus Terboven vom Gewobag-Vorstand. Alles langfristig und nachhaltig, versteht sich.

 

Durchschnittsmieten werden steigen

 

Prenzlauer Berg macht den Anfang der „Wachstumsstrategie 2.0“. Auf acht Grundstücken sollen 207 Wohnungen entstehen. Im Winsviertel in der Chodowieckistraße 7 und 14, in der Zehdenicker Straße 7a und der Jablonskistraße 12, im Helmholtzviertel in der Schliemannstraße 23a, am Thälmann-Park in der Gubitzstraße 50, in der Grünen Stadt in der Bernhard-Lichtenberg-Straße 4a und im Nordischen Viertel in der Czarnikauer Straße 15 (Infos und Grafiken der Häuser in der Bildergalerie).

5,52 Euro beträgt die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter in einer Gewobag-Wohnung aktuell. Dieser Wert wird wohl steigen. Denn beim Neubau ist für den Bauherren alles teurer und das wird auf die Mieten umgelegt. Mit 6,50 Euro pro Quadratmeter geht es los bei den neuen Wohnungen in Prenzlauer Berg. „Dann geht es gestaffelt nach oben“, sagt Snezana Michaelis vom Gewobag-Vorstand. Sonst trage es sich nicht. Terrassenwohnungen kosten bis zu 12 Euro pro Quadratmeter.

 

60 Prozent Wohnungen mit Wohnberechtigungsschein war einmal

 

Steht die Frage im Raum, wie viel die Gewobag denn nun für sozialverträglichen Wohnungsbau tut. Denn das sei ja letztlich ihr Auftrag. Nicht nur, stellt der Senator für Stadtentwicklung auf Nachfrage klar, der eigens zur Präsentation nach oben in den Wasserturm gestiegen ist: „Es gehört zur Mischung dazu, dass es in der Mitte der Stadt auch Wohnungen für Menschen gibt, die ein hohes Einkommen haben“, sagt Andreas Geisel (SPD).

Markus Terboven vom Gewobag-Vorstand (l.) spricht mit dem Senator für Stadtentwicklung Andreas Geisel (SPD), im Vordergrund Snezana Michaelis vom Gewobag-Vorstand.

 

Im Falle der Neubauten bedeutet dies: 20 bis 30 Prozent der Wohnungen werden an Menschen mit einem Wohnberechtigungsschein vergeben. Der Rest an Mieter, die sich mehr leisten können. Diese Quote ist vergleichsweise gering. Denn bislang wohnen in 60 Prozent aller Prenzlauer Berger Gewobag-Wohnungen Menschen mit einem Wohnberechtigungsschein. 13 000 Wohnungen sind es an der Zahl.

Warum diese Quote nicht gehalten wird? Oder der Versuch dazu gemacht wird? „Mehr geht nicht, sonst können wir Neubau-Projekte nicht finanzieren“, erklärt die Gewobag-Pressesprecherin. Eine Wohnung in einem Neubau, ist für Menschen mit wenig Geld also wesentlich schwieriger zu bekommen als in einem Altbau.

 

Noch ist alles zu haben

 

Alle acht neuen Häuser in Prenzlauer Berg sollen 2016 oder 2017 fertig werden. Eines davon ist jenes in der Gubitzstraße. Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) sorgte gemeinsam mit dem Gewobag-Vorstand für die Grundsteinlegung – Trommelwirbel und bunte Bänder im Wind inklusive.

Eine Spitze von Köhne war dabei nicht zu überhören: „Wir freuen uns, dass die Buchstaben WoBa für Wohnungsbau bei der Gewobag zurückkehren.“ Und spielte damit auf die letzten 15 Jahre an, in denen sich die Gewobag vor allem auf die Verwaltung ihres Bestandes konzentriert hatte. Der Bezirk Pankow setzt laut Köhne auch auf größere Projekte, bei denen die soziale Infrastruktur mitgestaltet wird.

Vergeben sind die 207 neuen Wohnungen laut Gewobag noch nicht. Unter neubau@gewobag.de können Suchende ihr grundsätzliches Interesse anmelden. Der Startschuss ist förmlich zu hören: Der Sturm auf neuen Wohnraum ist eröffnet.

 

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