Nach dem Kulturabbau ist vor der Strukturreform

von Juliane Schader 21. März 2012

Pankows Bibliotheken kommen auf den Prüfstand, um nicht länger eine halbe Millionen Euro jährlich Miese zu machen. Auch die Kultureinrichtungen im Thälmann-Park müssen sich auf Mit-Mieter einstellen.

Pankow möchte seine Kultureinrichtungen behalten, das haben die Bezirkspolitiker in der vergangenen Woche mehr als deutlich gemacht. Auch wenn die Lösung mit der Übertragung des Kulturareals am Thälmann-Park an einen Treuhänder durchaus umstritten ist, mit ihrem Haushaltsbeschluss setzte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein eindeutiges Zeichen gegen den Kulturabbau. Doch völlig aus dem Schneider sind die Kultur- und Bildungseinrichtungen damit noch nicht.

„Jedes Jahr fehlt für den Unterhalt unserer Bibliotheken eine halbe Millionen Euro“, sagt Kulturstadtrat Torsten Kühne. Derzeit müsse man dieses Geld dann an anderen Stellen einsparen, aber eine dauerhafte Lösung sei das natürlich nicht. „Es ist schwer erklärlich, warum etwa ein Bezirk wie Steglitz-Zehlendorf mit drei Bibliotheken jährlich 120.000 Besucher mehr verzeichnet als Pankow mit seinen acht Häusern.“ Ein Gutachten solle nun die Struktur der bezirklichen Bibliothekslandschaft auf den Prüfstand stellen. Dabei gehe es jedoch nicht nur darum, Einsparpotentiale aufzudecken. „Wir wollen auch analysieren, wie man die Bibliotheken attraktiver machen kann. Im 21. Jahrhundert müssen sie mehr sein als reine Buchentleihstationen“, meint der Stadtrat. Jedoch seien auch Schließungen nicht ausgeschlossen. „Wir müssen über alles reden können.“ Hier stehen die Zeichen auf Strukturreform.

 

Kulturareal wird auf Effizienz getrimmt

 

Beim Kulturareal im Thälmann-Park tritt der Bezirk derweil nun in Verhandlungen mit der Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE), die das Gelände treuhänderisch übernehmen soll. Zu klären sind dabei nicht nur die Formalitäten der Übernahme, sondern auch, wie die überfälligen Sanierungen angegangen werden sollen und wie teuer die Rückmietung wird. Schließlich sollen die Wabe, das Theater unterm Dach und auch die Galerie Parterre an ihren jetzigen Standorten erhalten bleiben. Allerdings müssen wohl auch sie in Zukunft ein wenig enger zusammenrücken, denn Stadtrat Kühne sieht auch hier noch Optimierungsbedarf: „Damit es sich für den Treuhänder lohnt, muss er die Häuser effektiver bewirtschaften“, sagt er. Konkret bedeutet das, dass bislang ungenutzte Räume und Zeiten Dritten zur Verfügung gestellt werden sollen.

Die kommenden Monate halten demnach einige Veränderungen in der Kultur- und Bildungslandschaft des Bezirks bereit. Der Kulturstadtrat spricht dabei immer wieder von Synergien, die durch das Bündeln an einem Standort oder die bessere zeitliche Ausnutzung vorhandener Räume entstehen könnten. Die bislang äußert wehrhaften Kulturschaffenden sollten ihre Protestplakate demnach nicht zu tief im Schrank verstauen. „Die Veränderungen kommen nicht von heute auf morgen“, sagt Kühne. „Aber wir brauchen neue Strukturen, die langfristig überlebensfähig sind.“

 

 

 

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