Kiez-Posse Schwimmhalle

von Anja Mia Neumann 4. März 2016

UPDATE Seit mehreren Jahren ist die Schwimmhalle im Mühlenkiez dicht. Als Konsequenz lernen Kinder später schwimmen. Doch jetzt kommt die News: Im Januar 2017 soll Wiedereröffnung sein.

UPDATE 4. März 2016:

Ein Jahr nach Erscheinen dieser Chronik und einer Baustellen-Besichtigung heißt es: Die Fertigstellung ist für das dritte Quartal dieses Jahres vorgesehen. Eröffnet werden soll im Januar 2017. Darauf legten sich jetzt die Berliner Bäder-Betriebe fest. (ane)

 

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ARTIKEL vom 4. März 2015:

Hin und her, rauf und runter. Die Sanierung der Thomas-Mann-Schwimmhalle im Mühlenviertel entwickelt sich zur Kiez-Posse. Ankündigungen gab es viele, geschehen ist wenig und was folgt? Weniger junge Schwimmer können sich derzeit auf die verbliebenen Wasserbahnen stürzen. Im besten Fall lernen sie einfach etwas später schwimmen, im schlechtesten Fall gar nicht. 

Erst hieß es Anfang 2013: Die Halle –  reserviert für den Schul- und Vereinssport – ist zwar schon seit Sommer 2011 geschlossen, aber wir haben das Geld für eine Sanierung. In zwei Jahren werden hier wieder Schulkinder schwimmen. Das ist jetzt. Schwimmen tut hier aber niemand.

Denn: Die Sanierung wurde teurer. Erst war von einer Komplettsanierung für 3,6 Millionen Euro die Rede, um die Baustellen zu beseitigen. Doch die Mängelliste ist zu lang für diesen vermeintlichen Klecker-Betrag: ein undichtes Dach, gesprungene Fliesen, marode Sanitäreinrichtungen und eine Technik aus dem Eröffnungsjahr 1977. Deshalb sollten die Berliner Bäder-Betriebe 4,4 Millionen Euro für die Thomas-Mann-Schwimmhalle berappen. Reicht aber auch nicht. Besonders schlägt die Modernisierung des Brandschutzes zu Buche.

 

Erneute Ankündigung: In zwei Jahren soll das Wasser ins Becken

 

Und so steht die ruinöse Halle in der Gegend rum. Bis es jetzt, tatatatataaaaa: Eine neue Ankündigung gibt. Bald soll sie wie neu sein und für Schulen und Vereine stundenlanges Nass bieten. Das hat Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) angekündigt: „Die Hälfte der gesamten zur Verfügung stehenden Investitionsmittel der Bäderbetriebe wird in diesem Jahr für die Sanierung der Schwimmhalle in der Thomas-Mann-Straße aufgewendet.“ Das sind 2,5 Millionen. Erst mal. Was danach kommt? Ein Fragezeichen.

Laut Köhne folgt dennoch daraus: „Nach jetzigem Stand soll die Halle in gut zwei Jahren wieder eröffnet werden.“ 2017 also. Wenn jetzt alles ins Laufen kommt. Und wenn das kommende Jahr finanziell gesichert wird. Wenn das nicht rosige Aussichten sind.

 

Bahnen sind limitiert – Rückgang bei Nichtschwimmer-Gruppen

 

Die Konsequenz jedenfalls ist bitter: Schon jetzt lernen einige Prenzlauer Berger Kinder später schwimmen – oder womöglich auch erst mal gar nicht. „Die Schulklassen und Vereinen zur Verfügung stehenden Bahnen sind limitiert“, antwortet Pankows Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) auf eine Kleine Anfrage zur Thomas-Mann-Schwimmhalle. „Dies hat zu einem Rückgang des Kinder- und Jugendvereinsschwimmens – auch bei den Gruppen für junge Nichtschwimmer geführt.“

Heißt im Klartext: Schwimmen als Vereinssport oder in der Schule ist out im Kiez, weil es nicht genügend Hallen gibt. Zwar gebe es für alle Drittklässler in Pankow, auch aus dem Mühlenviertel, Schwimmen auf dem Stundenplan, erklärt Zürn-Kasztantowicz. Nur müssen alle dafür entweder zum Europa-Sportpark am Velodrom oder zur Schwimmhalle nach Buch, wo es Vereins- und Schulschwimmen gibt. Und in diesen beiden verbliebenen Hallen sei es „sehr eng“.

Eltern, die ihrem Nachwuchs mit Hilfe eines Vereins schon früh das Seepferdchen angedeihen wollen, verschieben das Schwimmenlernen ob dieser Engpässe möglicherweise auf die Schulzeit – in der es dann erst recht knapp wird mit einem Zeitfenster in den Schwimmhallen.

Besonders bitter ist das auch in Anbetracht der Tatsache, dass es Prenzlauer Berg sowieso an Sportstätten für Kinder und Jugendliche mangelt. Vereine werden nicht müde, darauf hinzuweisen. Linderung soll der neue Jahn-Sportpark schaffen. Und das schon im Jahr 2024.

 

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