Der Müll, der Park und die Stadt

von Juliane Schader 28. November 2012

Was macht man, wenn das Geld für die Parkpflege ins Beseitigen von Müll investiert werden muss? Ein kindisches Videospiel und eine Diskussion im Jahre 2017. Typisch Berlin.

Die Berliner Verwaltung hat die Hoffnung, jemals wieder vorzeigbare Parks zu haben, offenbar völlig aufgegeben. So lesen sich zumindest die beiden Schreiben aus Bezirk und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die die Initiative Arnswalder Platz nun auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. Deren Botschaft: Der Stadt fehlt das Geld, um ihre Grünanlagen in Schuss zu halten. Und die wenigen Mittel, die es gibt, fließen in die Beseitigung von Müll.

Viel diskutiert wurde dieses Problem in Prenzlauer Berg bislang am Mauerpark, wo in den letzten Jahren erfolgreich bewiesen wurde, dass weder riesige Container noch unterirdische Astronauten-Mülleimer die Menschen dazu bringen, ihren Abfall selbst wegzuwerfen. Nicht das Angebot an Entsorgungsorten ist also entscheidend, sondern das bislang fehlende Bewusstsein, als Gast eines Parks auch für dessen Sauberkeit verantwortlich zu sein.

 

Spielerisch Müll entsorgen 

 

Der Senat hat da im vergangenen Jahr schon einen gewissen Handlungsbedarf erkannt und die Aktion „Kein Müll im Park“ ins Leben gerufen, auf die im angesprochenen Schreiben auch stolz verwiesen wird. Zentraler Bestandteil der Kampagne ist das Online-Spiel „Trash it!“, bei dem man virtuell Müll entsorgen und potentielle Müllvergesser ermahnen kann. Was in etwa so spannend ist, wie es klingt, nämlich gar nicht. Dementsprechend schlecht wurde es auch bisher angenommen: Wer wahllos ohne die Regeln zu kennen ein wenig auf dem Bildschirm herumklickt, kommt mit seinem Ergebnis gleich unter die Top 30. Der mangelnde Erfolg dieser Aktion spiegelt sich auch in der Höhe der Dreckberge in Berliner Parks wider.

Dabei ist es ja nicht so, als ob die Menschen nicht sensibilisierbar für ein derartiges Thema wären. Seit Jahren halten wir alle ohne zu Murren fünf Behälter für Müll der verschiedensten Aggregatszustände in unserer Küche vor. Warum sollten wir dann nicht auch lernen können, auch nach fünf Bier noch unser Grillgut ordnungsgemäß zu entsorgen? Eine Kampagne, die nicht für Menschen aus dem Jahr 1987 gemacht wurde, könnte da helfen. Sowie die Parks so zu gestalten, dass man sie auch als Parks erkennen kann.

 

Das schlechte Gewissen bei englischem Rasen

 

Denn wo es eh schon ungepflegt und chaotisch aussieht, da lässt man seine Picknickreste viel leichter mal liegen. Auf englischem Rasen wirkt eine vergessene Chipstüte viel vorwurfsvoller als auf der Steppe, die wir Mauerpark nennen. Nicht unwahrscheinlich also, dass eine Investition in die Grünflächenpflege mittelfristig weniger Geld für die Müllbeseitigung bedeutete. Doch wie kommt man dahin, wenn die Kassen wie in Berlin leer sind? Man muss die motivierten Bürger einbeziehen, die derzeit an vielen Stellen zu Zeit und Kasse gebeten werden.

Mal sind es Spenden für neue Bäume, und mal werden an einem Tag Gartengeräte oder Container bereit gestellt – punktuell und individuell wird durch die Verwaltung das Engagement derzeit gefordert und gefördert. Doch Engagierte wie etwa am Teutoburger Platz, am Mauerpark oder jetzt auch am Arnswalder Platz müssen immer wieder neu den Kontakt mit dem Bezirksamt suchen. Auch hier hat die Senatsverwaltung mittlerweile Bedarf an einem „praktikablen Rahmen für bürgerschaftliches Engagement im Bereich der Umweltkultur“ ausgemacht, wie er in dem bereits oben angesprochenen Schreiben andeutet. Diskutieren könne man das gerne, und zwar – und diesmal geht die Zeitreise in die andere Richtung – im Jahr 2017 zur Internationalen Gartenausstellung. Wenn es dann noch Gärten gibt, und nicht nur noch Müllberge.

 

 

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