Turnhalle, später vielleicht

von Susanne Grautmann 26. Oktober 2015

Die Hallensaison steht vor der Tür. Doch die Hallenkapazitäten reichen hinten und vorne nicht. Jetzt gibt es ein privates Angebot, eine zusätzliche Halle zu bauen. Der Bezirk schiebt das Angebot aber auf die lange Bank.

Man könnte meinen, der Vorschlag käme wie gerufen: Eine private Schule hat dem Bezirk angeboten, beim Neubau einer Turnhalle gleich noch eine Ein-Feld-Halle zusätzlich zu errichten. Die würde er dem Bezirk für die Nutzung durch öffentliche Schulen und Vereine zur Verfügung stellen.

Der Bezirk müsste die Kosten für die zweite Halle zwar selbst tragen, aber sie wären wohl geringer: „Die Baugrube wird ja sowieso ausgehoben“, meint Wolfgang Stock, der Geschäftsführer der gemeinnützigen Christburg Campus GmbH. Der Bildungsträger betreibt unter anderem die Elisabeth-Abegg-Grundschule an der Christburger Straße. Dort soll die alte Sporthalle aus DDR-Zeiten abgerissen und durch einen Neubau unter der Erde ersetzt werden.

 

Baubeginn könnte schon 2017 sein

 

Daneben wäre noch ausreichend Platz für die zweite Halle. Und Platz ist in Pankow mindestens genauso knapp wie öffentliche Gelder. Nach Auskunft von Stock könnte vielleicht schon 2017 mit dem Bau begonnen werden: „Ein privater Träger kann eine Turnhalle schneller und günstiger bauen als der Bezirk“. Einer der Gründe dafür sei, dass ein privater Träger ein Bauvorhaben nicht erst europaweit ausschreiben müsse. 

Die Sporthalle aus DDR-Zeiten soll ersetzt werden. Foto: Susanne Grautmann

 

Die Christburg GmbH ist eine Gesellschaft in kirchlicher Trägerschaft. Bis Sommer 2014 trug sie den Namen „Freie Evangelische Schulen Berlin“. Der reinen Nächstenliebe entspringt der Vorschlag trotzdem nicht. Für Stock wäre zum Beispiel denkbar, dass der Bezirk im Gegenzug die Pachtsumme, die die Schule für das Schulgrundstück an den Bezirk zahlen muss, reduzierte. 

 

Auch der Schulunterricht ist betroffen

 

Das Angebot kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die bezirklichen Hallen voll sind „bis unter die Dachkante“, wie die zuständige Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantovicz (SPD) sagt. Die Auslastung der Turnhallen in Prenzlauer Berg liegt nach Auskunft des Bezirksamts bei 99 Prozent. 

Insgesamt kommt das Bezirksamt in seiner Rechnung auf 40 Turnhallen in Prenzlauer Berg – allerdings wird eine Doppelhalle wie die an der Wichertstraße dabei auch zweifach gezählt. Sechs Hallen sind zurzeit aber nicht nutzbar, weil sie saniert werden, Flüchtlinge beherbergen oder prozessiert wird.

Auch die Schulen in Prenzlauer Berg sind von den fehlenden Hallenkapazitäten betroffen. Laut Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) müssen die Schüler des Heinrich-Schliemann- und des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums sowie der Grundschule im Eliashof derzeit für den Sportunterricht ausweichen. 

 

Der Bezirk hat es nicht eilig 

 

Die Sportvereine in Prenzlauer Berg könnten sich wegen der fehlenden Hallenplätze nicht weiter entwickeln, sagt der Vizepräsident des Bezirkssportbundes Pankow, Reinfried Kugel: „Das Sportangebot hier ist durch die Hallenkapazitäten gedeckelt.“ Er fürchtet, dass die Vereine ihren sozialen Auftrag unter diesen Bedingungen nicht mehr erfüllen können. Daran dürften auch die beiden gerade im Bau befindlichen Hallen an der Kniprode- und an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße nicht viel ändern. Immerhin rechnet Pankow bis 2030 mit einem  Bevölkerungszuwachs von 16 Prozent. 

Stock ist es jedenfalls ernst mit seinem Angebot. Er hat es schon der Bezirksverordneten-Versammlung präsentiert. Vor einem knappen Jahr war das. „Ich hatte den Eindruck, dass unser Vorschlag auf Interesse gestoßen ist“, sagt er. 

Seidem hat er aber nichts mehr gehört. Die für Immobilien zuständige Bezirksstadträtin Christine Keil (Die Linke) scheint auch keine besondere Dringlichkeit darin zu erkennen: „Es gibt aktuell keinen Termin und keine Veränderung in den Kapazitäten“, teilt sie mit. Die Frage, ob der Bezirk das Angebot weiter verfolgen wolle, blieb ohne Antwort. 

 

 

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