Kulturtipps der Woche (#13)

von Brigitte Preissler 13. September 2011

Currywurst, Hundekacke, Babypopos – so riecht Prenzlauer Berg. Und dieser Duft ist reine Poesie. Glauben Sie nicht? Dann lesen Sie unsere Kulturtipps. 

Das Berlin-Gedicht ist fertig! Im Auftrag der Literaturwerkstatt, angeleitet von professionellen Mentoren, haben 75 Berliner Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Monaten an dieser lyrischen Großproduktion gearbeitet, über jeden Bezirk entstanden dabei 100 Verse. Und wenn die Literaturwerkstatt am kommenden Samstag ihren zwanzigsten Geburtstag feiert, wird man es zum allerersten Mal hören können – die Autoren selbst lesen es vor. „Die Schwüle bebt in den Objekten,“ so heißt der Pankow-Part dieser originellen Kollektivarbeit, die übrigens kommenden Montag auch als Buch erscheinen wird (Das große Berlin-Gedicht. Hrsg. Thomas Wohlfahrt und Matthias Kniep, be.bra Verlag, 80 Seiten, 8 Euro).

Kleine Kostprobe gefällig? „In der Prenzlberger Luft liegt ein ganz besondrer Duft, ein Gemisch/ aus Currywurst, Rülpsern nach dem Schwarzbierdurst, Auspuff-/ gasen vom Verkehr, Hundekacke kreuz und quer, Blütendüften vom/ Balkon, Achselschweiß vom Stadion, Babypopos, frisch und rein,/ parfümierten Mägdelein …“  Wem angesichts dieser schönen Verse nach Bocksprüngen zumute ist, der kann sich ja am lyrischen Bullriding-Contest beteiligen: Hier dürfen Kinder und Jugendliche so lange auf einer elektronischen Rodeo-Maschine reiten, wie ein Cowboy-Gedicht von Ulf Stolterfoht dauert. Also sehr lange – hoffentlich.

Dichter dran. Das große Berliner Lyrikfest. Am Samstag, den 17. September 2011 ab 14 Uhr in der Kulturbrauerei, Eintritt frei. Das weitere Programm ist hier zu finden.


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In Sachen wundgesaugte Brustwarzen und vollgeschissene Windeln auf dem Wohnzimmerteppichboden kennen Julia Heilmann und Thomas Lindemann sich bestens aus. Schon in ihrem Bestseller „Kinderkacke(Hoffmann & Campe 2010) redeten sie Klartext über Quinn und Leo, jene das Sexleben und die Karriere ruinierenden zwei kleinen Nervensägen, die sie selbst in die Welt setzten. Auf betuliche Ratgeber und abgehangene Oma-Opa-Sprüche à la „Die werden doch so schnell groß“ haben die Autoren nun mal keine Lust, sie wollen lieber ehrlich und witzig übers Elternsein reden. Das tun sie nun auch in „Babybeschiss – Wie Eltern über den Wickeltisch gezogen werden(Hoffmann & Campe, 240 Seiten, 14,99 Euro). Hier geht es den Autoren – die übrigens in Prenzlauer Berg leben, wo sonst –  hauptsächlich um den Teuer-Wahnsinn, den das Elternsein so mit sich bringt. Spezielle Kinderprodukte, Holzspielzeug, Erstausstattung, was braucht man eigentlich wirklich? Und wie kommt man mit Kindern durch Supermärkte und Kinderklamotten-Läden, ohne sich im Handumdrehen selbst zu ruinieren? Bei der Buchpremiere im NBI geben die Autoren am Donnerstag Auskunft.

Am Donnerstag, 15. September um 20 Uhr im NBI, Schönhauser Allee 36 (Kulturbrauerei). Infos auch hier: www.babybeschiss.de

 

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Zu den Studenten der Ostkreuzschule für Fotografie, die 2010 die Galerie Exposure Twelve in der Senefelderstraße gründeten und den Kiez seither allerlei ungewöhnlichen Fotoausstellungen beglücken, gehört auch Birgit Krause. Die 1975 in Hildesheim geborene freie Fotografin, die von 2005 bis 2009 bei Sybille Bergemann studierte und derzeit Arno Fischers Meisterklasse besucht, nennt ihre Ausstellung „Unwillkürliche Erinnerungen“, kommenden Samstag wird sie eröffnet. Von Kindheit und Jugend handeln die beiden Bilderserien, die sie hier zeigt. „Recherche“, die eine, ist eine fotografische Auseinandersetzung mit Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Und „Blue Monday“, die andere, eine schwarzblaue Erinnerung an eine Jugend in den 80er Jahren. Überhaupt keine Erinnerungen dürften dafür an der Kamera hängen, mit der Krause die Bilder aufnahm: Es war nämlich eine Einwegkamera

Birgit Krause, Unwillkürliche Erinnerungen. Eröffnung am Samstag, den 17. September um 19 Uhr in der Galerie exp12, Senefelderstraße 35. Die Ausstellung läuft bis zum 6. November und ist freitags bis sonntags von 14 bis 20 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. 

 

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