Kino mit Kafka

von Juliane Schader 9. Dezember 2013

Diese Woche bietet: Volker Braun in der Literaturwerkstatt, Nazis in der DDR, Weihnachtsmarkt im Biergarten, Kopf zum Mitnehmen in der Galerie unter der Treppe und Kafka im Kino im Ballhaus Ost.

Wir machen ein kleines Spiel: Bringen Sie folgende vier Begriffe in die richtige Reihenfolge: Krieg – Frieden – Hütten – Paläste.

Kommt bei Ihnen „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ heraus, sind sie wohl eher der Typ Georg-Büchner-Fan. Falls Sie das Ganze umdrehen zu „Krieg den Hütten. Friede den Palästen“ und davor noch ein „Da bin ich noch: mein Land geht in den Westen“ setzen, dann mögen Sie Volker Braun und wir haben gute Nachrichten für Sie: Dieser „Klassiker der Gegenwartslyrik“ (Literaturwerkstatt Berlin) ist am Montagabend zu Gast in der Knaackstraße. Es liest und spricht mit Thomas Rosenlöcher.

Klassiker der Gegenwartslyrik: Volker Braun, Montag, 9. Dezember, 20 Uhr, Literaturwerkstatt Berlin, Knaackstraße 97, Karten kosten 5, ermäßigt 3 Euro.

 

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Da haben wir uns wohl geirrt. Irgendwie hatten wir gedacht, in der DDR wurde die Entnazifizierung betrieben, indem behauptet wurde, alle Nazis seien nun im Westen. Ganz so einfach hat man es sich aber doch nicht gemacht. Sonst hätte es ja die Hauptabteilung IX/11 des Ministeriums für Staatssicherheit nicht geben müssen, Aufgabengebiet: Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen.

Vierzehn Bände dick ist die Sammlung mit Urteilen gegen Naziverbrecher aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR, die der niederländische Strafrechts-Professor Christiaan Frederik Rüter herausgegeben hat. Ein bisschen viel Stoff, dachte sich Dieter Skiba, letzter Leiter besagter Abteilung IX/11 und fasste das Ganze in dem Buch „Im Namen des Volkes: Alle Ermittlungs- und Gerichtsverfahren in der DDR gegen Nazi- und Kriegsverbrecher“ zusammen, das im Januar 2014 erscheint.

Schon am Dienstag stellt er es im Habbema vor und spricht darüber.

„Was geschah wirklich mit Nazis in der DDR?“, Gespräch mit Dieter Skiba, letzter Leiter der Hauptabteilung IX/11 des MfS, zuständig für die Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen, Dienstag, 10. Dezember, 19.30 Uhr, Habbema, Mühlhauser Straße 6, Karten kosten 6, ermäßigt 4 Euro.

 

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Die alte Willner-Brauerei liegt eigentlich vor den Toren des Prenzlauer Bergs, an der Berliner Straße im Ortsteil Pankow. Aber da wir schon mal damit angefangen haben, sie einzugemeinden, machen wir einfach weiter. Und empfehlen hiermit den Weihnachtsmarkt, der zwischen Freitag und Sonntag auf dem Gelände stattfindet. Wo im Sommer der Biergarten namens Emil ist, werden nun Glühwein, Pfefferkuchen und Handgemachtes unter die Leute gebracht. Zudem gibt es nachmittags Kinderprogramm und abends Tanz. Das genaue Programm steht hier.

„Emils Weihnachtsmarkt“, Freitag, 13. Dezember, 17 bis 22 Uhr und Samstag, 14. und Sonntag, 15. Dezember, 13 bis 22 Uhr, Willner Brauerei Berlin, Berliner Straße 80-82, Eintritt frei. Kino und Puppentheater für Kinder am Nachmittag kostet bis zu 3 Euro.

 

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Sie kennen das: Man geht zu einer Vernissage, um ein paar Bilder zu betrachten und an günstige Kaltgetränke zu kommen (nicht zwingend in dieser Reihenfolge). Und dann steht man da und weiß irgendwie nicht so richtig wohin zwischen all den Hipstern in Bert-Brecht-Gedächtnis-Joppen und Oberstudienräten mit Cord-Jackett, nur echt mit Flicken an den Ellbogen.

Die Künstlerin Julia Gebauer hat dafür vollstes Verständnis und hat daher zum Besuch ihrer Ausstellungseröffnung am Freitag in der Galerie unter der Treppe sechs Punkte ausgearbeitet, an die sich zu halten sich bewährt habe. Beispiel gefällig? Bitteschön: „Gerne können Sie Teile meines Kopfes zu Zwecken der Kontemplation nach Hause mitnehmen. Es ist genug für alle da!“ oder „De-Hypnotisiere Dich selbst; Anleitung vor Ort.“ oder „ Wenn möglich, große Erwartungen hegen, denn: TAT TWAM ASI – Alles, was Du sehen wirst, bist Du.“

Alles klar? Dann nichts wie hin!

„Heads to go – Julia Gebauer 1982*-2012*“, Vernissage am Freitag, 13. Dezember, 19 Uhr, die Ausstellung läuft bis zum 10. Februar und ist geöffnet Montag bis Freitag 10 bis 16 Uhr, bei Veranstaltungen auch abends, Galerie unter der Treppe, Zentrum Danziger50, Danziger Straße 50, Eintritt frei.

 

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Franz Kafka ging gerne ins Kino. Das kann jedem mal passieren, werden Sie jetzt sagen, und zwar mit recht. Da Kafka aber nun mal Kafka war, erscheint es doch schwer vorstellbar, dass der Mann mit den vollständig trostlosen Werken sich im schnöden Amüsement des Bewegtbildes verlor. Doch tat er das überhaupt?

Im Ballhaus Ost feiert am Freitag ein Stück Premiere, das „Die Kinogänge des Franz K.“ als mulitmediale Collage auseinandernimmt und wieder zusammenbaut, und zwar aus Filmen, Texten, Projektionen und Pappkartons.

„Die Kinogänge des Franz K.“, Premiere am Freitag, 13. Dezember, 20 Uhr, weitere Vorstellungen am Samstag, 14., Sonntag, 15. und Montag, 16. Dezember sowie am 17. und 18. Januar, jeweils 20 Uhr, Ballhaus Ost, Pappelallee 15, Karten kosten 15, ermäßigt 10 Euro. 

 

 

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