Baustelle #22

von Thomas Lindemann 3. Dezember 2012

Und was machst Du so? In unserer Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute Bernhard Deutz, Konstrukteur therapeutischer Instrumente in der Christburger Straße.

Woran arbeiten Sie gerade?

Wir haben gerade drei Klangliegen fertiggestellt. Die Liege ist eines der Körperinstrumente, die ich in den zwanzig Jahren meiner Tätigkeit in Berlin entwickelt habe. Sie erinnert entfernt an eine Massageliege, die Fläche ist aber ein Resonanzkörper aus Kirschholz, Bergahorn und Bergfichte. Auf der Unterseite sind 64 Saiten angebracht, ein Teil davon in der so genannten Monochord-Stimmung, bei der alle auf den gleichen Ton erklingen, ein Teil in der Tambura-Stimmung mit einer Oktave und der Quinte darin. Diese Saiten streicht ein Therapeut. Wer dann darauf liegt, wird in ein intensives Klangbad eingetaucht und spürt Schwingungen und Vibrationen am ganzen Körper.

 

Und für wen machen Sie das?

Die wenigsten meiner Kunden kommen aus Prenzlauer Berg, maximal ein Viertel aus Berlin. Wir beliefern ganz Deutschland, auch etliche europäische Länder. Diese drei Liegen gehen an eine Kundin in Berlin, die Klangmassagen mit Klangschalen anbietet, eine an eine Heilpraktikerin aus Freiburg. Und eine an eine Kinderkrebsklinik an der Nordsee. Dort wird das Instrument eingesetzt, auch weil diese Klänge den ganzen Körper harmonisieren – und damit auch die Körperzellen.

 

Wann soll es fertig sein?

Heute noch. Für jede Liege waren rund 90 Arbeitsstunden nötig. Nun ist noch die abschließende Stimmung fällig.

 

Irgendwelche Schwierigkeiten?

Kleine Schwierigkeiten gibt es immer. Holz ist ein lebendiges Material, das arbeitet. Wir arbeiten auch mit gebogenen Flächen, bearbeiten das Holz hier selbst mit Hitze und Wasser. Außerdem hatte ich zwei Mitarbeiterwechsel und lehre immer noch meine Bauweise dieser Instrumente. Es gibt also vieles zu beachten. Aber alles ist gelungen.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?

Neben dem Erscheinungsbild und dem runden Klang des Instruments selbst ist das Schönste die Resonanz bei den Kunden. Oft melden die sich nämlich wieder, manchmal sogar nach langer Zeit. Bei der Kinderkrebsklinik würde mich das besonders freuen. Einfach nur anonym zu verkaufen, würde mich nicht sehr interessieren. Ich möchte auch in Beziehung zu meinen Kunden stehen.

 

KURZBIOGRAPHIE: Bernhard Deutz studierte zunächst in Berlin Sozialpädagogik und arbeitete dann in der Nähe Bremens auch in diesem Beruf mit Jugendlichen. Das Bauen von Instrumenten lernte er in zwei Kursen zunächst nebenher, fing dann Feuer für das künstlerische Handwerken und sattelte um. Im Jahr 1991 kam er zurück nach Berlin, eröffnete seinen ersten Laden in der Auguststraße, floh später vor steigenden Mieten und Touristenströmen in die Christburger, in der er heute mit vier Mitarbeitern seine Werkstatt leitet. Man kann in der Klangwerkstatt in seinen Seminaren auch Instrumente selbst bauen.

Informationen unter www.deutz-klangwerkstatt.de (keine festen Öffnungnszeiten, Termine sollten vereinbart werden).



 

 

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