Tanzensemble bleibt, Kulturstandort entsteht

von Thomas Trappe 26. April 2013

Die renommierte Halle Tanzbühne Berlin in der Eberswalder Straße stand kurz davor, ihre Proben- und  Spielstätte zu verlieren. Jetzt rettet sie eine Schweizer Stiftung. Diese will das Gelände ausbauen.

Es war ein wahres „Sorgenkind“, sagt André Schmitz (SPD), Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten. Er konnte bei der heutigen Pressekonferenz dabei zufrieden lächeln, denn den Status als Sorgenkind sind das Tanzensemble cie. toula limnaios und damit die Halle Tanzbühne Berlin ja jetzt erst einmal los. Seit 2003 residiert eines der renommiertesten Tanzensembles Europas weitgehend unauffällig in einer Halle im Hinterhof der Eberswalder Straße 11, und lange sah es so aus, dass das zehnte Jubiläum das letzte werden könnte. Der Liegenschaftsfonds Berlin suchte einen Käufer für das Gelände, und mit der Übernahme durch einen Investor wäre wohl auch das Ende der Halle gekommen – sie befindet sich auf einem verwertungsaffinen Gelände und hätte wohl einer Bebauung weichen müssen. Es kam nun anders. 

Die Schweizer Stiftung Edith Maryon engagiert sich für soziale Wohn- und Arbeitsstätten, auch in Berlin hat sie schon zwei Grundstücke für eben jenen Zweck erworben, eines davon in der Pankower Thulestraße. Thomas Bieri ist Maryon-Stiftungsrat und wurde vor einem Jahr von Staatssekretär Schmitz auf das „Sorgenkind“ in Prenzlauer Berg angesprochen. Die Stiftung entschied sich für den Kauf, nicht nur der Halle, sondern auch des benachbarten ehemaligen Polizeigebäudes und des dazwischen liegenden Gartengrundstücks. Die gesamte Fläche wird jetzt zu vergünstigten Konditionen an die Tanzbühne vermietet, und zwar mit der langfristigen Zusicherung, das Gelände in der jetzigen Form zu erhalten und das alte Polizeigebäude zur kulturellen Nutzung auszubauen. Mindestens 25 Jahre soll die Miete nicht steigen. „Wir wollen Raum schaffen für Kunst“, erklärte Bieri bei der Pressekonferenz. Und versprach: „Ohne uns inhaltlich in irgendeiner Form einzumischen.“ 

 

„Ruhe und Perspektive“

 

Staatssekretär Schmitz machte deutlich, dass die Verhandlungen nicht ganz einfach verliefen. Nachdem er vor Kurzem die Abschiedsankündigung von Star-Choreografin Sasha Waltz verkraften musste, hatte er kein Interesse an einer weiteren Verlustmeldung. Auch der Berliner Liegenschaftsfonds – der das Grundstück einst vom Bezirk mit der Auflage übertragen bekam, die Bühne zu erhalten – wollte eine Lösung im Sinne des Ensembles, erklärte Geschäftsführer Holger Lippmann. „Nur fehlte das Geld. Dann kam die Stiftung auf uns zu.“ Zu den genauen Konditionen der Verkaufs machten die Beteiligten keine Angaben. 

Das Ensemble cie. toula limnaios gibt es seit 1996 und wurde von der Choereografin Toula Limnaios und dem Komponisten Ralf R. Ollertz gegründet. 60 bis 70 Vorstellungen gibt es pro Jahr, mit einer, nach Ensemble-Angaben, Zuschauerauslastung von 98 Prozent. Für das Goethe-Institut ist toula limnaios seit 2005 als Botschafter der deutschen Tanzszene weltweit auf Tournee. Mitbegründer Ralf R. Ollertz freute sich jetzt „über Ruhe und Perspektive“. Und über neue Büros, ein Studio und eine Werkstatt im Nachbargebäude. „Bis jetzt sind unsere Mitarbeiter ja über die ganze Stadt verteilt.“ 

 

Auch andere Künstler sollen profitieren

 

Der Ausbau des alten Polizeihauses soll dann auch anderen Künstlern der Stadt zur Verfügung stehen, kündigte Ollertz an. Eine wichtige Botschaft, machte Staatssekretär Schmitz deutlich und verwies auf die nicht von der Hand zu weisenden Verdrängungsprozesse von Kunst aus dem Berliner Zentrum. Mit der Halle Tanzbühne sei somit auch ein „innerstädtischer Freiraum“ erhalten und erweitert worden, sagte Schmitz.

 

 

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