Planetarium: Nie wieder Dia-Abend

von Juliane Schader 26. März 2014

Am Sonntag laufen im Planetarium das letzte Mal Shows mit Dias und Sternenprojektor Marke VEB. Dann wird das Haus für ein Jahr geschlossen und zum ersten Mal seit 1987 saniert.

Eine Pressekonferenz im Dunkeln abzuhalten, auf die Idee muss man auch erstmal kommen. Doch die Macher des Zeiss-Großplanetariums wollen uns ja beibringen, Dinge in ganz neuem Licht zu sehen, wie sie gerade erzählen. Oder offenbar auch mal ohne Licht. Das Ergebnis, ein Haufen kreuz und quer und übereinander platzierter Notizen, bringt zumindest die Erkenntnis mit sich, wie wichtig das Sehen fürs Schreiben ist.

Doch es hat einen Grund, dass es an diesem Mittwochmittag und auch sonst so oft dunkel ist unter der Kuppel des Planetariums an der Prenzlauer Allee. Denn nur so kann man die Sterne gut sehen, die der monströse Sternenprojektor, Modell Cosmorama aus den Werken des VEB Carl Zeiss Jena, an die riesige Leinwand wirft. So wie heute kann er bis Sonntag noch einmal zeigen, wie man mit viel Mechanik und ein paar kleinen, gut platzierten Löchern die Illusion schaffen kann, direkt unter dem Sternenhimmel zu sitzen. Dann wird der alte Knochen durch einen schlanken High-Tech-Nachfolger ersetzt und mit ihm gleich das ganze Planetarium technisch überholt.

 

13 Millionen für ein Wissenschaftstheater

 

Über 13 Millionen Euro soll das kosten. Das Geld kommt vor allem vom Land Berlin, aber auch vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre). Etwa ein Jahr soll die Sanierung dauern. Danach soll das Planetariums wieder sein, was es bei seiner Eröffnung im Oktober 1987 schon einmal war: eins der modernsten Europas. Auch an der inhaltlichen Ausrichtung soll sich einiges ändern. Neben der Astronomie sollen auch andere Wissenschaften wie Biologie, Geologie oder Chemie ihren Platz finden, sodass aus dem Planetarium ein Wissenschaftstheater wird.

„Hier kann jeder intellektuell und emotional verstehen, wo sein Platz im Universum ist“, meint Tim Florian Horn, der Leiter des Planetariums. Mühelos soll man mit der neuen Technik bis in die entlegensten Winkel des bekannten Universums oder auch quer durch die Blutbahn direkt ins Herz steuern können. Bislang ist das Planetarium in der Darstellung darauf beschränkt, was der Sternenprojektor und tausende von Dias abbilden können. In Zukunft wird es ein 80-Computer-Imperium geben, das auf stets aktualisierte Datensätze zugreifen kann, die dann wiederum mit mehreren Beamern an die Kuppel projiziert werden. „Mit Hilfe eines Joysticks können sich dann auch die Besucher selbst durch das Universum bewegen und an jeden Ort fliegen, der uns physisch verwehrt bleibt“, erzählt Horn.

 

Was kommt nach der Sanierung?

 

Neben der Technik soll auch das Gebäude ein wenig aufpoliert werden: neue Sitze, ein umgebautes Foyer, Restaurant, Museumsladen, Kino, Schulprojekte – an Plänen für das Haus mangelt es nicht. Bleibt nur die Frage, ob die paar Mitarbeiter, die Horn zum Abschluss der Pressekonferenz aufs Podium holt, ausreichen, ein so aufgerüstetes Wissenschaftstheater auch zu betreiben. In Prenzlauer Berg hat man Erfahrungen mit topsanierten Dingen, die vor sich hinrotten, weil das Geld für den Unterhalt fehlt (am Beispiel von Spielplätzen ist das hier nachzulesen). Mit einer einmaligen Investition dürfte es da nicht getan sein.

Doch so weit will hier und heute niemand denken. Jetzt gilt es erstmal, das alte Haus, das seit seiner Eröffnung noch nie modernisiert wurde und damit selbst musealen Charakter hat, fit für die Zukunft zu machen. Ein Teil der alten Technik wird ans Technikmuseum nach Kreuzberg gehen, während für den Sternenprojektor bereits ein Platz im Foyer reserviert wurde. Selbst das klackernde Geräusch, das die derzeit noch aktiven Dia-Projektoren in Vorbereitung auf ihren Einsatz machen, soll aufgenommen und archiviert werden.

Denn die Zeit der Dia-Abende ist nun auch im Planetarium endgültig vorbei. In der Zukunft wird hier zwar noch nicht gebeamt, aber immerhin gebeamert.

Am Samstag, 29. März und Sonntag, 30 März wird jeweils ab 14 Uhr noch einmal eine Auswahl an Shows aus der Geschichte des Planetariums gezeigt. Das genaue Programm steht auf der Internetseite. Der Eintritt ist frei. 

 

 

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