Wo die teuren Autos parken

von Juliane Schader 8. Februar 2013

Nirgendwo in Berlin werden so viele Autos geklaut wie in Prenzlauer Berg. Dagegen tun kann man wenig – außer sich speziell zu versichern. Oder auf Carsharing umzusteigen.

Am Freitagmorgen war das Auto dann einfach weg. Zwei Tage hatte Andrea Fuhrken es in der Raumerstraße alleingelassen. Genug Zeit für ein paar gewitzte Diebe, den großen A5 verschwinden zu lassen.

„Erst habe ich gedacht, ich hätte mich im Parkplatz geirrt. Dann glaubte ich, es sei abgeschleppt worden“, erzählt Fuhrken. Doch bei der Polizei erfuhr sie dann, dass Autodiebstähle in Prenzlauer Berg so verbreitet sind wie Coffee to go. Auch unter Freunden und Bekannten konnte plötzlich jeder seine ganz persönliche Version des spurlosen Autoverschwindens berichten. Für Fuhrken ein guter Grund, mal bei der kleinen Lokalzeitung nachzufragen, ob sie sich nicht den Themas annehmen wolle.

Wollte sie. Und fand gleich heraus, dass in keinem anderen Berliner Ortsteil so viele Autos geklaut werden wie in Prenzlauer Berg. 563 Fälle waren es im Jahr 2011, wie aus der aktuellsten Kriminalitäts-Statistik der Berliner Polizei hervorgeht. Das sind fast acht Prozent aller in ganz Berlin gestohlenen Wagen. Auch wenn man berücksichtig, dass Prenzlauer Berg sehr dicht besiedelt ist und damit auch besonders viele Autos hier herumstehen, bleibt der Ortsteil Spitzenreiter. Nur in Villenvierteln wie Grunewald oder Nikolassee wird verhältnismäßig mehr geklaut.

 

Besonders beliebt: Audi, BMW, VW

 

Der Grund dafür ist leicht zu identifizieren: Die Zahl der hochwertigen Autos ist in Prenzlauer Berg besonders hoch. Die laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft bei Autoknackern besonders beliebten Marken Audi, BMW oder VW stehen hier an jeder Straßenecke. Für Diebe, die nicht selten im Auftrag ganz besondere Modelle stehlen, ist das der perfekte Selbstbedienungsladen.

Für Autobesitzer ist diese Situation doppelt ärgerlich: Zum einen wird die Versicherung ihres Wagens gleich teurer, wenn sie angeben, dass sie es regelmäßig auf offener Straße in einem so gefährdeten Gebiet abstellen. Zum anderen machen sie trotz dieser Versicherung massiv Verlust, wenn das Auto tatsächlich geklaut wird. Denn sowohl bei einer Teil- als auch Vollkaskoversicherung wird immer nur der Zeitwert des Wagens erstattet, wie ADAC-Sprecher Jochen Oesterle erklärt. „Ein Neuwagen für 30.000 Euro verliert in den ersten eineinhalb Jahren etwa 8.000 Euro an Wert.“

Allerdings gibt es die Möglichkeit, um diese Spanne herumzukommen: Für Neuwagen kann man auf seine Versicherung eine sogenannte Neuwert-Entschädigung aufsatteln, für gebrauchte Autos gibt es als Pendant die Kaufpreis-Entschädigung. „Ich würde mir das einfach mal durchrechnen lassen, wie teuer eine entsprechende Zusatzversicherung würde“, meint Oesterle. Allerdings müsse man sein Auto immer abschließen und auch das Lenkradschloss einrasten lassen – andernfalls könne die Versicherung auch mal gar nicht zahlen. Auch für Gegenstände, die sich im geklauten Auto befanden, käme niemand auf.

 

Autoknacken mit dem Laptop

 

„Auch wenn man sein Auto per Knopfdruck auf den Schlüssel verriegelt, muss man kontrollieren, dass es auch wirklich zu ist“, erklärt Oesterle. Denn die Diebe haben sich längst der elektronischen Aufrüstung der Wagen angepasst. Statt mit Draht und Hammer sind sie mittlerweile mit dem Laptop unterwegs, um zum Beispiel die Schließsignale vom Schlüssel abzufangen. Womit auch Andrea Fuhrens Frage beantwortet wäre, wie eigentlich so ein „vollelektronisches Hightech-Auto überhaupt noch zu knacken ist.“

Richtig beruhigend klingt das für Autobesitzer in Prenzlauer Berg alles nicht. Doch Oesterle hat noch einen letzten Tipp, wie man großen finanziellen Verlusten durch Autoklau vorbeugen kann: „Machen sie doch Carsharing“, sagt er. Und das aus dem Mund eines Mannes vom ADAC? „Ja, wir sind da moderner, als Sie denken.“

 

 

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