Windows XP: Es läuft und läuft und läuft

von Juliane Schader 14. Mai 2014

Im Pankower Bezirksamt sind etwa 1800 PCs im Einsatz. Sie alle laufen noch mit Windows XP – obwohl dieses Betriebssystem mittlerweile ein Sicherheitsrisiko birgt. Alles nicht so wild, heißt es.

Gut einen Monat ist es her, da hat Microsoft den Support für sein Betriebssystem Windows XP eingestellt. Wer einen Computer mit dem entsprechenden System hat, wird seitdem nicht mehr mit Updates versorgt, was den Rechner anfälliger etwa für Viren und Hackerangriffe macht.

Windows? Haben im ach so szenigen Prenzlauer Berg nicht eh alle Macs?, könnte man nun ketzerisch fragen. Aber es gibt tatsächlich einen Ort, an dem Windows noch das Betriebssystem der Stunde ist: das Bezirksamt.

 

„Kein Mitarbeiter geht ins Internet“

 

Etwa 1800 Computer sind laut der zuständigen Pankower Stadträtin Christine Keil (Linke) im Amt im Einsatz. Und alle laufen bis heute mit Windows XP. 95 Prozent von ihnen verfügen zudem über einen Internetanschluss. Macht sie das nicht zum Einfalltor für Hacker mit Lust auf Daten aus dem Bürger- oder dem Sozialamt? Alles nicht so wild, meint Keil. „Kein Mitarbeiter geht direkt von seinem Arbeitsplatz in das Internet. Auch der Internetzugang wird intern und extern über das IT-Dienstleitungszentrum Berlin (ITDZ) mittels Sicherheitskomponenten abgesichert.“

Das ITDZ hat dafür extra mit Microsoft eine Notversorgung vereinbart, das den Rechnern in der Berliner Verwaltung einen sicheren Weiterbetrieb bis 2015 gewährleisten soll. Denn nicht nur Pankow hat die Umstellung pünktlich zum April 2014 nicht gepackt: Berlinweit sind noch über 30.000 Rechner mit Windows XP im Einsatz. Und das, obwohl Microsoft schon vor über einem Jahr angekündigt hatte, die technische Unterstützung für sein altes Betriebssystem einzustellen.

In Pankow hat man gleich drei Erklärungen, warum trotzdem nicht pünktlich technisch aufgerüstet wurde, wie aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Pankower Bezirksverordneten Claudia Rasch (SPD) hervorgeht: Es fehle an Personal, Geld und der Zuarbeit durch die Senatsverwaltungen. Diese seien dafür zuständig gewesen, dass die speziellen Computerprogramme, mit denen die einzelnen Fachabteilungen arbeiten, auch auf dem XP-Nachfolger Windows 7 liefen. Sie hätten sich aber nicht rechtzeitig gekümmert. Daher könne man erst jetzt langsam mit der Umstellung beginnen.

 

Jeder PC ist anders

 

Mit Kosten von über 140.000 Euro für Soft- und Hardware rechnet der Bezirk, um die Computer aufzurüsten, die zwischen 2009 und 2010 angeschafft wurden. Für alle jüngeren Rechner lägen die Lizenzen für Windows 7 bereits vor; alle älteren müssten eh ersetzt werden, heißt es. „Die Kosten müssen aus dem laufenden Haushalt bezahlt werden. Die Mittel wurden für 2014/2015 eingeplant“, erklärt Stadträtin Keil.

Und wie lange wird die Umstellung dauern? Das könne man derzeit nicht absehen, erklärt das Amt. Jeder PC sei anders; zudem fehlten Erfahrungswerte. „Erst im Herbst wird die Meldesoftware der Bürgerämter für die Umstellung auf Windows 7 freigegeben. Das ist ein repräsentativer Bereich“, lautet die Antwort auf die kleine Anfrage. Erst danach könne ein grober Zeitplan entwickelt werden, den einzuhalten man allerdings nicht versprechen könne – sonstiger Arbeitsaufwand für die IT-Abteilung, Umzüge und Krankheiten könnten immer noch dazwischenfunken.

 

 

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