Wie Paris, bloß hier

von Thomas Trappe 3. Februar 2012

Die französische Hauptstadt ist so groß wie unser Bezirk Pankow. Das ist doch mal eine Ansage. 

Es ist gar nicht so lange her, da pflasterte die  FDP überall im Kiez und wohl auch drumherum diese Plakate mit den lustigen Knobelsprüchen. Sie stellte darauf die Frage, ob die FDP eine Ausbeuterpartei sei und antwortete, man wolle nur Geld verdienen. Oder so ähnlich. Man hat das ja alles verdrängt. Und dann gab es noch dieses andere Plakat, auf dem stand, man solle in Paris keine Schrippen bestellen. Die FDP hatte es damit geschafft, Paris in den politischen Diskurs Pankows einzubringen, eine nachhallende Leistung.

Der neu ins Amt gewählte Stadtrat für Ordnung und Kultur, Torsten Kühne, gehört nicht der FDP an, sondern der CDU. Mit den Liberalen teilt er eine Vorliebe für Paris. Um die Reichweite, wahlweise auch Überforderung oder Unterfinanzierung, seines Amtes für öffentliche Ordnung und Kultur zu verdeutlichen, greift Kühne seit neustem gerne auf diesen Vergleich zurück: Pankow, ein Bezirk von der Fläche Paris‘. 

 

Mit dem Kärcher in Französisch-Buchholz

 

Zunächst: Kühne hat recht. Laut Wikipedia nimmt Paris eine Fläche von 105 Quadratkilometer ein, Pankow 103. Dann wird es aber schwierig mit der Vergleichbarkeit. In Pankow leben nicht einmal 400.000 Einwohner, in Paris sind es zwei Millionen mehr. Außerdem schmecken in Paris die Baguettes besser und in Pankow Schrippen. Prenzlauer Berg, bekanntlich ganz im Süden Pankows gelegen, würde im Pariser Maßstab, rein geografisch, auf Höhe des 14. Pariser Arrondissements liegen. Das Arrondissement de l’Observatoire ist ein sehr schönes, leidet allerdings unter Bevölkerungsrückgang. Darauf kann Kühnes Vergleich aber kaum abgezielt haben.

Nein, es geht um was Anderes. Kühne will vermitteln, dass er und seine gefühlt drei Mitarbeiter im Ordnungsamt Pankow nicht mehr so recht bewirtschaften können. Ein Problem, dass ein anderer Politiker ganz gut kannte, einer, dessen Hauptstadt die Fläche Pankows einnimmt. Nicolas Sarkozy war es, wir erinnern uns, der die öffentliche Ordnung in Paris, und damit indirekt auch Pankow, einmal thematisierte, es war kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten. Mit Hochdruckreinigern der Marke Kärcher, sagte er damals, solle man „das Gesindel von den Straßen“ aus den Vororten, also Brandenburg, pusten.

Womit die Festigkeit des Vergleichs endgültig bezweifelt werden muss. Man stelle sich Ordnungsamtsmitarbeiter vor, die im äußersten Norden Pankows mit einem Kärcher durch die Straßen gehen, so sie denn eine Straße finden, bei all der Landschaft. Nein, Pankow ist nicht Paris, genauso wenig wie Französisch-Buchholz es ist. Aber eine nette Idee war das Ganze allemal.

 

 

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