Verzögert und teurer: Barrierefrei zum Mauerweg

von Juliane Schader 25. Juni 2013

Mit zwei Jahren Verzögerung wird nun für über 500.000 Euro ein barrierefreier Zugang vom Mauerdenkmal zum Mauerweg gebaut. Gespart werden dadurch ein paar Minuten Umweg.

Manchmal verzögern sich Bauvorhaben in Berlin so lange, dass man sie schon völlig vergessen hat, wenn es dann plötzlich losgeht. Am Mauerdenkmal an der Bornholmer Straße ist ein derartiges Projekt nun zu bewundern. Soviel sei schon verraten: Teurer geworden ist es derweil auch.

Bereits vor über zwei Jahren haben wir schon einmal darüber berichtet, dass an der Bösebrücke ein barrierefreier Zugang vom Mauerdenkmal an den unter der Brücke gelegenen Mauerweg geschaffen werden sollte. Bislang gibt es dort nur eine Treppe. Geplant war, den Weg von der Björnsonstraße aus in den parallel zur Straße verlaufenden Hang an der Kleingartenanlage Bornholm I zu fräsen. 350.000 Euro an Kosten waren eingeplant, bis zum 9. November 2011 sollte alles fertig sein. Doch dann passierte erstmal gar nichts.

 

Finanzierung wurde optimiert, mit anderen Worten: teurer

 

Erst vor ein paar Wochen rückte schweres Gerät an, der komplette Mauerweg wurde bis auf einen schmalen Trampelpfad abgesperrt und mit der Anlage des Weges begonnen. Verzögert habe sich das Ganze aufgrund „notwendiger Variantenuntersuchungen zur  Böschungssicherung, auch unter anderem in Hinblick einer möglichen optimierten Finanzierung“ sowie aufgrund des schlechten Wetters, schreibt das Amt.

Übersetzt bedeutet das, dass es doch nicht so einfach ist, den Hang anzufräsen, ohne die Stabilität der Bornholmer Straße zu gefährden. Da die Bauarbeiten nun begonnen haben, scheint eine sichere Lösung  gefunden zu sein. Wie das mit der „optimierten Finanzierung“ zu verstehen ist, bleibt hingegen unklar. Immerhin wurde vor zwei Jahren noch mit 350.000 Euro an Kosten gerechnet. Nun ist von 530.000 Euro die Rede. Das Geld stammt aus einem Ausgleich der S-Bahn für das winterliche Chaos der vergangenen Jahre.

Für den Bezirk ist der Bau natürlich ein Erfolg. Immerhin werde durch die Rampe ein barrierefreier Zugang zur Tram-Haltestelle Bornholmer/Björnsonstraße sowie eine infrastrukturelle Verbesserung für Anlieger und Touristen geschaffen, heißt es aus dem Amt. Nur sind die Anlieger selbst für diese Verbesserung nicht sonderlich dankbar. Schließlich kommt man bereits jetzt barrierefrei von der Brücke auf den Mauerweg. Es bedarf nur eines kleinen Umwegs über den Parkplatz des Lidls beziehungsweise über die Malmöer und die Finnländische Straße.

 

Kleingärtner sprechen von „Geldverschwendung“

 

„Für uns erschließt sich der Sinn nicht“, erklärt eine Kleingärtnerin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Investitionen in Schulen oder Radwege seien aus ihrer Sicht derzeit doch deutlich notwendiger als diese Rampe. Egid Riedl, Vorstand der Prenzlauer Berger Kleingärtner, nennt sie schlicht „Geldverschwendung.“

Zwar hat Pankow in Sachen Barrierefreiheit noch einen großen Nachholbedarf. Vor allem bezirkliche Einrichtungen wie das Theater unterm Dach, die Brotfabrik oder der Standort der Volkshochschule in der Schulstraße bleiben Rollstuhlfahrern verschlossen. Oft mangelt es auch an Gehwegabsenkungen; für eine Nachbesserung fehlt das Geld. Doch ob die Rampe an der Bornholmer Straße angesichts dieser Lage oberste Priorität genießen sollte, diese Frage blieb vom Bezirksamt unbeantwortet.

Bis Ende September sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Zusätzlich zum Weg wird noch eine Hecke als Abgrenzung und Schutz der anliegenden Kleingärten gepflanzt. Zudem sollen neue Tore den Weg in die Anlage versperren.

 

 

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