Unschätzbare Kacke

von Thomas Trappe 12. April 2013

Das Bezirksamt sieht sich außerstande, das Gewicht von Hunde- und Taubenkot im Bezirk zu messen. Fest stehe aber, dass es zu viel ist. Ein paar Maßnahmen sind geplant, weitgehend machtlos bleibt man aber trotzdem.


Torsten Kühne ist zwar promovierter Naturwissenschaftler, an der Quantifizierung von Kacke scheitert er dann doch, selbst wenn ihm ein gesamtes Ordnungsamt zur Verfügung steht. Wahrscheinlich werde er es nicht hinbekommen, erklärte der Stadtrat (CDU) jetzt auf Anfrage dieser Zeitung. Die Aufgabe wurde ihm von einer Bezirksverordneten von der SPD gestellt, sie wollte wissen, wieviel Tonnen aus Tauben und Hunden des Bezirks hinten so rauskommen. Für solche Anfragen ist Kühne zuständig, weil er Stadtrat für Kultur und, das ist in dem Zusammenhang relevanter, Ordnung, ist. Bei aller Ordnungsliebe, so Kühne, diese Aufgabe überfordert ihn dann doch. „Wir führen da keine Statistiken. Und mir ist auch nicht bekannt, wie das möglich sein sollte.“

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Claudia Rasch, die Bezirksverordnete von der SPD, stellte zwei Anfragen; eine zu den gefiederten Scheißern, eine andere zu den bellenden. Wie sich die Taubenpopulation entwickelt habe beziehungsweise die der Hunde? Gibt es ein Taubenfütterungsverbot? Wieviel Hunde- und Taubenkot ist auf den Wegen und Straßen des Bezirks zu finden? Und was tut das Amt dafür, dass es weniger wird? Claudia Rasch kam auf die Idee zur Anfrage, als im März das erste Mal der Schnee schmolz. „Es war erschreckend zu sehen, was da alles herumliegt.“

 

Schönhauser: Tauben lassen sich nicht vertreiben

Auch wenn die Anfrage in Teilen eine unlösbare Aufgabenstellung ist, so weist sie doch auf ein  „großes Ärgernis“ hin, so Kühne. Von unten wie von oben, Prenzlauer Bergern droht ständig ungewolltes Accessoire. Zum Beispiel am S-Bahnhof in der Schönhauser Allee. Dort habe man durch sogenannte „Verbrämungen“, also Tauben-diskriminierende Gegenstände, erfolgreich die Vögel von der Straße vertrieben – mit der Folge, dass sie jetzt den darunter gelegenen Bahnhof nutzen.

Bei den Hunden scheint die Sache auf den ersten Blick einfach, schließlich ist hier in aller Regel ein Mensch angeschlossen, der ordnungsamtlicher Regulierung zugänglich ist. Aber auch das sei ein Trugschluss, so Kühne. Denn Hundebesitzer würden den Kot ihrer Begleiter eben oft nur dann eintüten, wenn ein Ordnungsamtsmitarbeiter in Sichtweite sei. Im Umkehrschluss hieße das auch, dass höhere Bußgeldandrohungen nichts bringen. „Denn wenn das Amt vor Ort ist, handeln die Hundebesitzer ja vorbildlich.“ Die Lösung wären Ordnungsmitarbeiter, die inkognito die Hundebesitzer beobachten. Das wäre allerdings für die Arbeitsfähigkeit des Amts beschissen. „Wir  können uns ja schlecht an jeder Straßenecke positionieren“, so Kühne.

 

Turmfalken kommen für Berlin nicht in Frage

Aufgeben will das Amt den Kampf gegen die Kacke aber nicht. „Wir machen uns intensiv Gedanken“, sagt Stadtrat Kühne, und außerdem werde mit der Berliner Stadtreinigung über das Problem gesprochen. Ein Ergebnis: Es sollen mehr Hundekotbeutelspender aufgestellt werden, vor allem in Nähe von Grünanlagen. Oft, so heißt es in der Anfrage Claudia Raschs, scheitere die Kotbeseitigung ja doch schlicht am Mangel an Tüten.

Was nun die Tauben angeht, wird man sich wohl arrangieren müssen. Aus ihrer Heimatstadt Zwickau kennt Claudia Rasch den Einsatz von Turmfalken, die die Tauben nicht vorrangig verspeisen, sondern schon durch ihre schiere Anwesenheit für eine Verminderung des Taubenbestands sorgten. Allerdings sei diese Maßnahme für Berlin wohl eher ungeeignet. Nicht hingegen ein Fütterungsverbot, dass in andern Städten durchaus schon für Erfolge gesorgt habe, so Rasch. Auch Torsten Kühne weiß von rabiateren Methoden gegen Tauben, will das aber nicht in die Debatte einbringen. Zu groß seien da die zu befürchtenden Proteste durch die Tauben-Lobby.

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