Supermarkt statt Eigentumswohnungen

von Juliane Schader 20. Juni 2011

An der Stahlheimer Straße entsteht ein neuer Netto-Supermarkt – ohne Diskussionen, Probleme oder Flächenkampf mit der Immobilienbranche.

Woher kommen eigentlich die neuen Supermärkte? Der dänische Netto, von seinem deutschen Discounter-Konkurrenten leicht durch den Hund im Logo zu unterscheiden, hat da seine ganz eigene Erklärung, wie man auf dem Foto sieht. Dabei ist die eigentliche Frage nicht, wie dessen neue Filialen entstehen, sondern warum eine davon ausgerechnet an der Stahlheimer Straße und damit mitten in Prenzlauer Berg. Wo eigentlich die Immobilienfürsten Schlange stehen, um teure und vor allem luxuriöse Eigentumswohnungskomplexe mit euphemistischen Fantasienamen zu errichten.

„Wir beschäftigen uns nur im Einzelfall mit Einzelbauten“, sagt Roland Schröder (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung. Da der Bau dieses Supermarktes ohne Diskussionsbedarf in der Bevölkerung vor sich ginge, und auch kein Ausschussmitglied ihn auf die Tagesordnung gesetzt habe, habe sich der Ausschuss nie damit befasst. „In solchen Fällen ist die Baugenehmigung ein normaler Verwaltungsvorgang, mit dem wir als Ausschuss nichts zu tun haben.“ Sorgen, dass der geplante Flachdachbau die Altbauästhetik des Prenzlauer Bergs stören könnte, hat sich im Umkehrschluss also niemand gemacht.

Schröder verweist darauf, dass im Rahmenplan für das Sanierungsgebiet Helmholtzplatz, zu dem das Grundstück gehört, an dieser Stelle Gewerbe vorgesehen sei. Bevor das Gelände an Netto ging, beherbergte es einen Autohandel. Zudem liege es direkt an der S-Bahn-Trasse zwischen Schönhauser Allee und Prenzlauer Allee. „Das ist nicht die optimalste Wohnlage“, meint Schröder.

 

Netto hatte keine Probleme beim Grundstückskauf

 

Anruf in der Netto-Zentrale in Stavenhagen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der hörenswerten Warteschleife, in der ein schlechter Comedian mit Kinderstimme darum bettelt, man möge bitte nicht auflegen, der Supermarkt habe schließlich viel zu bieten, etwa einen lustigen Hund im Logo, wird man gleich zum Geschäftsführer durchgestellt.

Morten Møberg Nielsen hat nicht nur ein Unternehmen mit 3200 Mitarbeitern und einer Milliarde Euro Umsatz pro Jahr unter sich, sondern auch die Filiale in der Stahlheimer Straße auf dem Schirm. „Natürlich war das Grundstück in der Lage ziemlich teuer, aber es wird sich lohnen“, meint er. Probleme beim Erwerb habe es nicht gegeben; auch er verweist darauf, dass das Gelände bereits früher Gewerbefläche gewesen sei. „Anfang November soll die Filiale eröffnen.“

Von den sonst üblichen Diskussionen um Neubauten im Speziellen und Veränderung im Allgemeinen scheint dieser neue Netto also verschont zu bleiben. Den Kaisers auf der anderen Seite der S-Bahn-Gleise wird das ärgern, war er doch bislang der einzige Supermarkt in der Ecke. Dafür bekommen die zukünftigen Bewohner des „Sunny 13″ dann wirklich das „Einkaufsparadies“ in der Nachbarschaft, mit dem das Unternehmen Ziegert Immobilien für die Eigentumswohnungen wirbt, die um die Ecke des neuen Nettos in der Wichertstraße auf einer bisherigen Brache entstehen sollen.

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