Smiley 2.0

von Juliane Schader 11. Oktober 2011

Der Smiley ist tot, es lebe der Smiley! Weil es bei der berlinweiten Veröffentlichung der Ergebnisse von Hygienekontrollen immer noch hakt, arbeitet man in Pankow schon wieder an einem neuen System.

So hatte sich Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für öffentliche Ordnung, die Ausweitung seines Modellprojektes nicht vorgestellt. Im Frühjahr 2009 hatte er das System der Hygiene-Smileys eingeführt, welche einem gleich beim Betreten eines Lokals verdeutlichten, ob es der Wirt mit der Sauberkeit in seinem Betrieb angemessen genau nimmt. Parallel wurden die Ergebnisse der Hygienekontrollen im Internet publiziert. Berlinweit war ein ähnliches Projekt dann im Juli dieses Jahres gestartet. Und nun meint Kirchner: „Ich bin zufrieden, dass es das System gibt, aber nicht mit dem System an sich.“ In Pankow arbeite man daher derzeit an einer verbesserten Version. „Es wird eine Art Sicher-Essen 2.0.“

Denn „Sicher essen in Berlin“, so heißt die Internetseite, auf der die Ergebnisse der Hygienekontrollen aus ganz Berlin veröffentlicht werden sollen. Doch seit Beginn hakt es. Erst wollten einige Bezirke gar nicht mitmachen, dann konnte man sich nicht auf ein einheitliches Vorgehen einigen. Nun stehen zwar an die 200 Ergebnisse mit Bewertungen von „sehr gut“ bis „nichts ausreichend“ im Netz, aber wirklich informativ sind diese für den Verbraucher nicht.

 

Es fehlt die Information, was genau in den Betrieben falsch läuft

 

„Es wird zwar vermerkt, wie viele Maluspunkte ein einzelner Betrieb kassiert hat, aber nicht, wofür“, meint Kirchner. In der Pankower Version der Hygienelisten hatte es genaue Beschreibungen und sogar Fotos aus den kontrollierten Betrieben gegeben, die teilweise so schockierend waren, dass dem Projekt schnell der Namen „Ekel-Liste“ verpasst wurde. Nun bleibt offen, ob die Maluspunkte an schlecht geschulten Mitarbeitern, nicht nachvollziehbaren Lieferwegen oder Schädlingsbefall liegen. „Das ist fast eine Nullinformation“, meint Kirchner.

Darüber hinaus fehle zum einen eine konkrete Ansage des Senats, in wie weit die betroffenen Betriebe vor der Veröffentlichung angehört werden müssten, sagt der Pankower Stadtrat. Fristen und Widerspruchsrechte würden von Bezirk zu Bezirk derzeit völlig unterschiedlich gehandhabt. Zum anderen würden gerade alte Diskussionen der Rechtssicherheit der Behörden bei diesem Vorgehen wieder aus der Schublade geholt, die man in Pankow schon vor zwei Jahren abgehakt habe. „Unsere Erfahrungen sind in das neue System nicht richtig mit eingeflossen“, meint Kirchner. Dabei sei ein Modellprojekt doch eigentlich genau dafür da.

 

Pankows Ekel-Liste ging mit dem Start des Berlinweiten Systems offline

 

Mit der Einführung der Internetseite für ganz Berlin hat man in Pankow die Veröffentlichung der Ekel-Liste eingestellt. Weiterhin nachlesbar ist nur die sogenannte Positivliste, auf der die Betriebe verzeichnet sind, die bei der Überprüfung besonders gut abgeschnitten haben. „Wir wollten die bis dahin gemessenen guten Ergebnisse nicht unter den Tisch fallen lassen“, erklärt Kirchner. Neue Listen würden aber nicht mehr erstellt, sodass auch dieses Relikt des Pankower Modells mittelfristig auslaufen werde.

Doch aufgeben will Kirchner das Projekt trotz des Fehlstarts auf Landesebene natürlich nicht. „Wir arbeiten gerade daran, wie man das Gerüst des Senats mit mehr Informationen anreichern und damit für die Verbraucher transparenter und auch nützlicher machen kann“, sagt er. Sein Ideal sei aber immer noch das dänische System, bei dem Smileys mit einem passenden Gesichtsausdruck gleich an der Tür jeder Gaststätte verdeutlichen, wie die letzte Hygienekontrolle ausgefallen ist. „Wenn wir über Umwege dahin kommen, soll es mir auch recht sein.“

 

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