Rock, äußerst deutsch

von Thomas Trappe 15. November 2012

Die Südtiroler Band Frei.Wild spielt im Velodrom. Die Gruppe ist auch unter Rechtsextremisten sehr beliebt.

Soviel kann man sagen: Die Band mag ihre Heimat. „Südtirol, wir tragen deine Fahne, denn du bist das schönste Land der Welt. […] Südtirol, du bist noch nicht verlorn, in der Hölle sollen deine Feinde schmorn.“ Frei.Wild ist eine Band aus Südtirol, und darauf hält sie viel. Von Leuten, die Südtirol nicht so innig lieben, hält sie weniger. „Ich dulde keine Kritik an diesem heiligen Land, das unsre Heimat ist. Darum holt tief Luft und schreit´s hinaus, Heimatland wir geben dich niemals auf.“ Martialische Texte, untermalt mit martialischen Tönen – dafür lieben die Fans die Band aus Italien. Freiwild, sagen sie, sind halt Südtiroler Patrioten und kräftige Deutschrocker. Nicht wenige Kritiker der Bands sehen das anders. Sie sagen, die Band Frei.Wild sei rechtsextrem. Am Freitag der kommenden Woche tritt die Band nun im Velodrom auf.

Dass die Band dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden muss, ist immer wieder zu hören. Der Undercover-Journalist Thomas Kuban schrieb davon – und eigentlich gibt es im Vorfeld fast jeden Auftritts der Band Proteste von Antifa-Gruppen oder Linken. Die uneindeutigen Texte der Band, siehe oben, machen eine Einordnung nicht leicht. Die Positionierung der Band hingegen ist klar: Sie distanzieren sich immer wieder von jeglichem rechtsextremen Gedankengut und der entsprechenden Vergangenheit des Sängers. Die Erklärungen klingen tatsächlich nach mehr als einem Alibi. Und auch der Verfassungsschutz erklärte auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Band nicht als rechtsextrem eingestuft werde.

 

Konzert ist ausverkauft

 

Was nichts daran ändert, dass manche Neonazis die Band trotzdem ganz gut finden. Im Oktober wurde die neueste CD von Frei.Wild „Feinde deiner Feinde“ im Internetauftritt FSN TV, ein eindeutig rechtsextremes Angebot, ausführlich besprochen. Im Studio würdigte der Junge-Nationaldemokraten-Funtionär Sven Diem die neue CD, anschließend folgte ein Gespräch über die Band. Auch die Amazon-Vorschlagslisten und genügend Internet-Foren lassen den Schluss zu, dass Frei.Wild unter Rechtsradikalen alles andere als verschrien ist.

Sally Rothholz ist Geschäftsführer der Velomax Berlin Hallenvertriebs GmbH, seine Gesellschaft vermietet das Velodrom an den Veranstalter, in diesem Fall Frei.Wild. Er erklärte auf Anfrage, dass er in dem Auftritt keine Probleme sehe und verweist darauf, dass auch beim Fifa-Fanfest in Berlin 2010 die Band auftrat und auch in anderen Städten große Hallen bespielte. Ganz ohne Sorge war Rothholz zu Beginn aber offenbar nicht. Er habe bei Polizei und Vermietern anderer Frei.Wild-Konzerte explizit nach rechten Umtrieben im Umfeld des Konzerts nachgefragt. Mit beruhigendem Ergebnis, so Rothholz: „Es gab immer mal wieder Diskussionen im Vorfeld, aber dann verlief alles ruhig“. Für Velomax jedenfalls war Frei.Wild ein guter Fang. Das Konzert ist bereits jetzt ausverkauft.

 

 

 

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