Raubüberfälle verschrecken Juweliere

von Ute Zauft 17. Oktober 2011

Innerhalb von drei Monaten gab es zwei bewaffnete Raubüberfälle auf Juweliere im Bötzowviertel. Der eine wird zum Jahresende schließen, der andere denkt darüber nach.

Joachim Körber hatte Anfang Oktober um kurz nach neun gerade erst seine Ladentüren geöffnet, als zwei Männer sein Uhren- und Schmuckgeschäft in der Danziger Straße betraten. Sie schauten sich kurz um und baten ihn dann eine der Uhren genauer anschauen zu dürfen. Doch als der Uhrmachermeister die Vitrine öffnen wollte, rissen die beiden Männer ihn nieder und fesselten ihn. Anschließend zogen sie ihn in den hinteren Teil seines Geschäftes und besprühten ihn mit Reizgas. „Ich war 24 Stunden wie ausgeknockt“, erinnert der 50-Jährige sich. Während er gefesselt in seiner Werkstatt lag, zerschlugen die Täter einige Vitrinen und erbeuteten vor allem Goldschmuck. „Ich bin noch nicht fertig mit der Inventur, aber der Schaden liegt bei mehreren 10000 Euro“, so Körber.

Es war der zweite Raubüberfall auf seinen Laden innerhalb eines guten Jahres, beim ersten Mal wurde ihm eine Pistole vor die Brust gehalten. Seitdem fühlt sich Körber in seinem Geschäft nicht mehr sicher: „Ich beobachte immer ganz genau, wer in den Laden kommt.“ Und er überlegt inzwischen, seinen Laden aufzugeben. „Ich will nicht warten, bis ich wieder Opfer von körperlicher Gewalt werde“, sagt Körber ruhig, aber bestimmt. Eine Entscheidung, die ihm nicht leicht fallen wird, denn er führt den Laden seit zwanzig Jahren. Nach Angaben eines Polizeisprechers gibt es keine Statistik, die Fälle von Raub nach den einzelnen Bezirken aufschlüsselt. Doch in ganz Berlin hat die Anzahl von Raubüberfällen auf Geschäfte und Zahlstellen wie Banken von 2009 auf 2010 tatsächlich um 38,5 Prozent zugenommen. 2010 wurden 720 Fälle von der Polizei erfasst, 2009 waren es noch 520 Fälle. Besonders stark zugenommen hat dabei allerdings die Anzahl der Überfälle auf Spielhallen.

 

Erster Überfall in Jahrzehnten

 

Auch Manfred Gorz ist Uhrmachermeister, zusammen mit seiner Frau führt er seit mehreren Jahrzehnten den Juwelier und Uhrenladen in der Bötzowstraße. Doch auch das Ehepaar fühlt sich in ihrem Laden nicht mehr sicher, seitdem sie vor gut drei Monaten das erste Mal überfallen wurden. Anfang August bedrohten zwei Männer die beiden mit einer Pistole, erzwangen zunächst Bargeld, sperrten das Ehepaar dann auf die Toilette und raubten anschließend Schmuck aus der Auslage. „Das war das I-Tüpfelchen“, sagt Manfred Gorz. Die beiden werden ihren Laden zum Jahresende schließen. Ehepaar Gorz ist bereits im Rentenalter, trotzdem konnten sie sich bisher nicht von ihrem Traditionsgeschäft trennen. Der Überfall hat jetzt den Ausschlag gegeben.



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