Privat-Hort steht vor dem Aus

von Thomas Trappe 11. Juni 2012

Der Schülerladen „Komet“ wird von Eltern am Teutoburger Platz organisiert, er ist einer der letzten in Berlin. In spätestens einem Jahr wird es ihn wohl nicht mehr geben.

Eltern von Kindern der Grundschule am Teutoburger Platz bangen um die Hortplätze ihrer Sprösslinge. Nachdem der Bezirk angekündigt hat, keine Mietzuschüsse mehr für den Schülerladen Komet zu zahlen, ist es wahrscheinlich nicht mehr möglich, diesen Hortbetrieb aufrecht zu erhalten. 30 Betreuungsplätze gibt es in dem Haus an der Templiner Straße, das von einer Elterninitiative 2003 gegründet und bis heute ehrenamtlich betrieben wird – diese Plätze sollen zwar weiter bezahlt werden, nicht aber das Haus. Für die Eltern ist das faktisch der Todesstoß für ein bewährtes Betreuungsmodell, das auf der Eigeninitiative von Anwohnern beruht.

In den 70er-Jahren wurden Schüler- und Kinderläden in West-Berlin gegründet – Eltern reagierten damit auf den gravierenden Betreuungsnotstand und schufen so ein Gegenmodell zu Hort-System und Ganztagsbetreuung in Ost-Berlin. Nach dem Mauerfall etablierten sich ein paar Schülerläden auch im Ostteil der Stadt, der „Komet“ wurde 2003 gegründet. Bezirk und Senat zahlten seitdem Sach- und Personalkosten. Eltern schätzen an der Einrichtung vor allem den besseren Betreuungsschlüssel. Da die Einrichtung ehrenamtlich geleitet wird, können Verwaltungszuschüsse für zusätzliche Erzieher verwendet werden. Doch mit all dem soll jetzt Schluss sein.

 

Eltern unterstellen falsche Grundannahmen

 

Begründet wird dies von der Verwaltung mit der Erweiterung der Grundschule am Teutoburger Platz. Da dort mehr Räume als bisher zur Verfügung stünden, sei es nicht mehr nötig, die Hortbetreuung auszulagern. Der Verein bekäme weiterhin Personalzuschüsse, müsste die Kinder eben nur in der Schule unterbringen. Keine gute Idee, sagen nun die Eltern der Komet-Kinder: Denn die Grundannahmen der Raumplanungen des Amtes seien schlicht falsch. 

Susanne Böhmig ist Mitglied der Elterninitiative. Sie verweist darauf, dass sich die Schülerzahlen in den kommenden Jahren an der Schule deutlich erhöhen würden. Unter anderem durch den Plan des Senats, künftig auch Fünft- und Sechstklässler im Hort zu betreuen, aber auch durch eine absehbare Steigerung der Schülerzahlen pro Klasse. „Die Schule vergrößert sich von Jahr zu Jahr, daher werden die Hortplätze nur übergangsweise ausreichen“, sagt Böhmig. „Daher werden die 30 Schülerladenplätze in zwei bis drei Jahren deutlich fehlen.“

 

Weitermachen in der Schule will man nicht

 

Auch eine Unterschriftenliste, die die Eltern jetzt der zuständigen Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) übergeben haben, wird wohl an den schlechten Aussichten für den Schülerladen nichts ändern. Zürn-Kasztantowicz hat Verständnis für die Proteste, „auch mir liegt ja eine gute Kinderbetreuung am Herzen“. Es sei allerdings nicht vermittelbar, eine Schule für mehrere Millionen Euro auszubauen und dann trotzdem einen extra Hort bereit zu stellen. Sie geht davon aus, dass der Platz an der Schule ausreicht. „Natürlich wird es da aber enger als im Komet. Toll finde ich das auch nicht. Aber es gibt nun mal gesetzliche Raumvorgaben, und die werden erfüllt.“

Theoretisch könnte der Schülerladen in der Grundschule weitermachen. Dazu werde es aber wohl nicht kommen, sagt Susanne Böhmig. „Auf so engen Raum ist unser pädagogisches Konzept nicht umsetzbar.“ Immerhin einen Kompromiss konnte man aushandeln. So darf der Schülerladen noch das kommende Schuljahr im alten Haus bleiben, die Erzieherzuschüsse werden gezahlt. Der Rest wird mit Eigenmitteln gestemmt. Dann wären die Rücklagen alle und der Schülerladen müsste schließen – so wie die meisten anderen Berliner Schülerläden in den vergangenen Jahren.

 

 

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