Pläne für die Pappelallee

von Juliane Schader 30. April 2013

Barrierefreiheit, mehr Bäume, ein Radweg ohne parkende Autos: an Wünschen von Bürgern mangelt es bei den Umbauplänen für die Pappelallee nicht. Seit gestern wissen wir, was praktikabel ist.

Von der Kastanienallee lernen, heißt, die Bürgerbeteiligung auszuweiten. Das hat Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, mitgenommen aus der monatelangen Diskussion um die Sanierung der Straße vor zwei Jahren. Dementsprechend intensiv sollen nun die Wünsche der Bürger beim geplanten Umbau der Pappelallee/Stahlheimer Straße zwischen Eberswalder und Erich-Weinert-Straße Berücksichtigung finden. Nach der Auftaktveranstaltung Anfang März wurde am gestrigen Montagabend folgerichtig präsentiert, was aus den ersten Entwürfen der Planer in Kombination mit der Vorstellungen der Anwohner geworden ist.

 

Radweg statt Haltezone

 

Fest steht mittlerweile, wie die verschiedenen Verkehrsteilnehmer die Straße unter sich aufteilen sollen: Die Fahrbahn wird um zwei auf neun Meter Breite verschmälert. Sechs Meter sind für Autos und Tram in beide Richtungen reserviert, woran an jeder Seite ein jeweils 1,5 Meter breiter Radweg anschließt. Auf diesem soll nach Wunsch von Politik und Anwohnern ein totales Park- und Halteverbot gelten. Ob das die aktuelle Rechtslage hergibt, muss aber noch geklärt werden.

Geparkt werden darf in Zukunft in Parkbuchten, wie man es auch schon aus der Kastanienallee kennt. Für den Lieferverkehr sollen gesonderte, im Verhältnis zum Status quo noch einmal gebündelte Ladezonen ausgewiesen werden. Alles zusammen soll dafür sorgen, dass der Verkehr in der Straße geordneter und sicherer abläuft. Ein Problem ist jedoch durch die Verschmälerung der Straße vorprogrammiert: „Wir kennen das schon aus der Kastanienallee: wenn morgens um sechs die Müllabfuhr durchfährt, kollabiert der Verkehr, weil die Tram nicht vorbeikommt“, sagte Kirchner. So lange man aber nicht über ein völlig anderes Belieferungskonzept nachdächte, sei ein derartiger Stau hinter LKWs nicht vermeidbar. Wie ein alternatives Konzept aussehen könnte, erklärte er aber nicht.

 

Eine Allee voller Problembäume

 

Darüber hinaus ist geplant, die Ampel an der Kreuzung zur Erich-Weinert-Straße vom nördlichen Ende der Kreuzung ans südliche zu verlegen, um den gesamten Bereich übersichtlicher zu gestalten. Zudem soll der Radweg an der Tramhaltestelle Eberswalder Straße umverlegt werden. Derzeit verläuft er noch hinter dem Wartehäuschen her über den Gehweg. Nach dem Vorbild der anderen Tramstopps in der Straße soll er zwischen Wartebereich und Bordstein Platz finden. Wer häufiger Rad fährt, weiß, dass es bei dieser Lösung öfter zu Konflikten zwischen wartenden Tramgästen und Radlern kommt. Weder von den Planern noch von den anwesenden Anwohnern wurde dieses Problem jedoch thematisiert.

Engagiert wurde hingegen die Frage des Baumbestands diskutiert. Etwa 75 Bäume stehen derzeit in der Pappelallee, überraschender Weise vorwiegend Eschen. Zum Glück keine Traubenkirschen, mag der erfahrene Prenzlauer Berger da denken, doch einer Entwarnung entspricht das nicht: „80 bis 90 Prozent der Bäume sind Problembäume,“ erläuterte eine Mitarbeiterin des Bezirksamts. Mal wachsen die Baumkronen in die Oberleitung der Tram hinein, mal drücken die Wurzeln den Bordstein nach oben. Ein Gutachten soll nun klären, ob und in welchem Maße gefällt werden muss. Die Sorge der Bürger vor einem Kahlschlag wurde jedoch gleich abgewiegelt: Falls Bäume gefällt werden müssen, soll nachgepflanzt und zudem sollen auch bereits bestehende Lücken geschlossen werden. „Der Alleecharakter bleibt erhalten“, so Stadtrat Kirchner.

 

Tempo 30 ist Sache des Senats

 

Auch ein weiteres Ansinnen der Bürger, das nach Barrierefreiheit, soll umgesetzt werden. Bereits vor zwei Wochen fand dazu eine sogenannte „Berollung“ statt, bei der der Stadtrat gemeinsam mit Menschen im Rollstuhl und mit Rollatoren die Pappelallee auf ihre Verbesserungsfähigkeit untersucht hat. Nur der Wunsch der Anwohner nach Tempo 30 konnte nicht so einfach übernommen werden: Zuständig ist hier nicht das Bezirksamt, sondern die Verkehrslenkung Berlin, und die braucht ganz konkrete Gründe dafür, dass der Verkehr auf der Pappelallee langsamer rollen soll als auf anderen Straßen. Mit Verweis auf die Schule sowie die Kita in der Pappelallee wolle man sich aber darum bemühen, erklärte der zuständige Planer Knut Zech.

Wer nun glaubt, diese vorläufigen Pläne wiesen noch einigen Verbesserungsbedarf auf, der kann sich noch bis Ende Juni einbringen. Per Mail geht das an truttmann@stern-berlin.de. Weitere Infos finden werden zudem auf der Internetseite des Bezirks veröffentlicht. Die nächsten Termine sind ein Treffen der Planer mit Schülern der Umgebung sowie die Vorstellung der weiter konkretisierten Planung am 27. August im Ausschuss für Stadtentwicklung. Im Oktober soll eine weitere öffentliche Informationsveranstaltung folgen, auf der die fast fertige Planung präsentiert wird. Bevor es im Frühjahr 2014 mit den Baumaßnahmen losgeht, ist eine weitere Bürgerversammlung geplant, auf der über das konkrete Vorgehen informiert wird. Bis Ende 2015 soll die Sanierung der Straße abgeschlossen sein, bis zu 3,5 Millionen soll sie kosten. Das Geld stammt aus den Ausgleichsbeträgen aus dem Sanierungsgebiet Kollwitzplatz.

 

 

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