Ordnungsamt in Legoland

von Juliane Schader 1. Juni 2011

Dem Ordnungsamt wurde eine Imagekampage spendiert. Deren Subtext: Wir sind langweilig, überflüssig und kosten zu viel Geld.

Gucken Sie mal, ist es nicht hübsch, dieses Bild, wie es da so schön in seinen beruhigenden Pastelltönen über diesem Artikel prangt? All die niedlichen bunten Autos, der freundliche Mann am Parkscheinautomat und erst die altrosa Berliner Kaffee-Bar – was für eine Idylle!

Doch Moment: Berliner Kaffeebar? Das ist nicht die beschauliche Innenstadt von Königslutter am Elm, Marburg an der Lahn oder Bergen auf Rügen? Das ist eines der Plakatmotive, mit denen die Berliner Ordnungsämter seit kurzem für mehr Verständnis unter anderem für die Arbeit ihrer Parkraumkontrolleure werben? Das soll Berlin sein? Und wo sind die Graffitis? Die Tische der Straßencafés? Die Hundehinterlassenschaften? Und vor allem: Wo sind diese Parkraumüberwacher, die man sonst an jeder Ecke sieht? Da ist offenbar einiges ziemlich schief gelaufen.

 

Ein schlechter Ruf gehört zum Berufsbild

 

Im Prinzip, das muss man ja einräumen, ist die Idee gar nicht so schlecht. Denn wenn eines in Berlin einen schlechten Ruf hat, dann sind es doch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die Knöllchen verteilen, im Park die Freunde des Grillguts vertreiben oder in Kneipen die Raucher vor die Tür setzten.

Dabei machen sie doch, wie wir alle, nur ihren Job. Was uns im Idealfall davor bewahrt, folgenlos stundenlang eingeparkt zu werden oder beim Straßenfest Pommes zu essen, die in Altöl frittiert wurden. Dennoch ist das Image der Ordnungsämtler völlig im Eimer. Zum einen, weil sie uns am Parken in zweiter Reihe in einer Feuerwehreinfahrt hindern. Zum anderen einfach aus Neid, dass diese Parkraumüberwacher den ganzen Tag in lockern Zweiergrüppchen durch den Prenzlauer Berg spazieren dürfen und das dann auch noch Arbeit nennen. Eine Frechheit, und dafür zahlt man Steuergelder.

 

Nach diesem Kampange ist das Ordnungsamt nur eins: nervig naiv

 

A propos. 60.000 Euro hat die Kampagne gekostet, die uns unsere Kontrolleure lieben lehren soll. Geld, von dem man vielleicht mal besser einen Satz neuer Schulbücher hätte kaufen sollen, statt sie dem Illustrator der Medizini in den Rachen zu werfen, um pastellige Bilder von einer Kleinstadt zu malen, die er uns dann auch noch als Berlin verkauft. Damit soll der Ruf des Ordnungsamtes beeinflusst werden? Hervorragend – jetzt halte ich sie nicht nur für nervig, sondern auch noch für unfassbar spießig und zugleich für völlige Geldverschwendung.

Denn die Frage muss natürlich erlaubt sein: Wenn schon die Ordnungsämter eine Image-Kampagne bekommen, und das ganze auch noch unter dem bräsigen Motto „Gute Regeln machen Sinn – wir kümmern uns darum“ verkaufen – was erwartet uns dann als nächstes? „Kassieren statt Spendieren: Ihr Finanzamt“? „Nach einem anstrengenden Umzug endlich zur Ruhe kommen – wir lassen Sie warten: Ihr Bürgeramt“? „Sie wollen Grün? Wir zählen Baume: Ihr Amt für Naturschutz“?

Wohl besser nicht. Denn letztendlich ist die beste Werbung doch immer die eigene Arbeit – oder zumindest eine bessere Werbung als Plakatmotive aus Legoland und ein Spot, der die Versuchswerkstatt des Kinderkanals nie hätte verlassen dürfen.

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