Ewig währt der Navi-Klau

von Anja Mia Neumann 22. Mai 2015

Jeden Tag drei Mal machen sich Diebe an Prenzlauer Berger Autos zu schaffen. Beliebtes Ziel: Navigationsgeräte. Sind die Wagen aufgerüstet, kommen die Täter wieder. Auch zum Polizeiparkplatz.

Die Täter kommen zwischen zwei und vier Uhr nachts. Routiniert brechen sie das Auto auf. Etwa vier Minuten dauert das. Die beiden jungen Männer gucken ganz entspannt bei ihrer Arbeit. Weitere vier Minuten später ist sie erledigt: Alle Steuergeräte und das Navigationsgerät sind ausgebaut. Sie gehen.

So schildert es der Autobesitzer Andre Burgemeister. Die acht Minuten des Einbruchs in seinen Wagen hat er auf Band, eine Kamera hat er extra installiert. Er ist überzeugt: „Das waren Vollprofis.“ Innerhalb eines Dreivierteljahres hat Burgemeister das Ganze fünf Mal erlebt, auf der Straße vor seinem Haus im Blumenviertel am Volkspark Prenzlauer Berg. Navigationsgeräte ausgebaut und weg.

 

Aufklärungsquote? Unklar.

 

„Die Täter merken sich, dass der Wagen wieder aufgefüllt wird und kommen wieder“, sagt Burgemeister. Bei über 60 000 Euro liegt der Schaden inzwischen. Ein Kreislauf, bei dem letztlich auch die Hersteller verdienten, sagt er. Hinter den Einbrüchen vermutet er kriminelle Banden, die die Geräte im Internet oder in Osteuropa verscherbeln. Und die Polizei? Die ist aus seiner Sicht mit den vielen Fällen überlastet. „Mittlerweile entwickelt sich das zu einer Serie.“

Im letzten Jahr hat es jeden Tag drei Diebstähle an und aus Prenzlauer Berger Autos gegeben: 1075 insgesamt. Von Januar bis März dieses Jahres waren es 287 Fälle. Bargeld oder Gegenstände, die sich leicht verkaufen lassen, sind laut Polizei in der Hälfte der Fälle das Ziel. Aufklärungsquote? Unklar. Diese Daten werden für die Ortsteile nicht erhoben, antwortet die Polizei.

„Zu den Taten mit Zielrichtung ‚Navigationsgeräte‘ liegen Erkenntnisse vor, dass diese überwiegend von Tätern aus dem osteuropäischen Ausland und meist zu zweit verübt werden“, heißt es. Von Bandenkriminalität wollen die Beamten aber nicht sprechen.

Wie lange denn ein Fall bearbeitet wird bis er zu den Akten gelegt wird und ob Personalmangel bei der Bearbeitung eine Rolle spiele – dazu gibt es von der Polizei nur ausweichende Antworten. Man gehe allem nach, es gebe keinen festen zeitlichen Ablauf.

 

Diebstahl vom Polizeiparkplatz

 

Autobesitzer Burgemeister hat inzwischen resigniert. Der Grund: die letzten beiden Diebstähle, Nummer vier und fünf. An einem verlängerten Urlaubswochenende wollten er und seine Frau auf Nummer sicher gehen und stellten ihr Auto samt Navi an einem vermeintlich geschützten Ort ab: auf dem Parkplatz der Polizei. Als sie wiederkamen, war das Auto aufgebrochen, das Navigationsgerät weg. „Das Argument der Mitarbeiter war: ‚Wir sind auch betroffen.’“

Eine Woche später gab es gleich zehn Autoaufbrüche in seiner Straße. Burgemeister vermutet einen „Ausbildungs-Bruch“. Diese Mal sei es an ihrem Auto nur ein Täter gewesen und der sei ungewöhnlich stümperhaft vorgegangen. Gefasst wurde seines Wissens bislang niemand.

Von der Polizei wünscht er sich mehr Engagement und Aufklärungsarbeit. „Nicht immer nur die Ansage: ‚Da können wir Ihnen wenig Hoffnung machen.’“ Mittlerweile sind die Bauarbeiten beendet und Burgemeister stellt sein Auto auf seinem Grundstück ab. Ansonsten wäre er sich fast sicher, dass am Wochenende sein Navigationsgerät wieder stiften geht.

 

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