Kennzeichen B

von Juliane Schader 21. August 2012

Endlich werden auch Deutschlands Autokennzeichen hyperlokal. Warum PB für Prenzlauer Berg gar nicht geht und ein Kiez im Süden bald voller WIN-NER stehen könnte.

Sie haben es sicher mitbekommen: Deutschlands Autokennzeichen sollen regionaler werden. Zu verdanken haben wir das, glaube ich, Patrioten aus dem Ruhrgebiet, die als Castrop-Rauxelianer einfach nicht länger mit einem Nummernschild aus Recklinghausen in der Öffentlichkeit gesehen werden wollten. Unser Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, stets das Ohr am Puls der Zeit, hatte da nun ein Einsehen. Wovon auch die Autobesitzer im fernen Prenzlauer Berg bald profitieren könnten.

Was böte sich denn an? Das naheliegende, PB, müssen wir leider gleich vergessen. Denn PB bedeutet, derzeit zumindest, Paderborn, und irgendwo hört der Spaß ja auch auf. PBG ginge, klingt aber nach einem staubtrockenen Gesetzbuch, PRB sieht ein bisschen aus wie eine Schreibübung für Erstklässler, die das P schon können und das B noch lernen müssen. Und PG ist leider der Name einer britischen Teemarke mit der Affenwerbung, in der nicht Herr Grupp auftritt.

 

Kennzeichnungspflicht für Zugezogene?

 

Aber seien wir doch mal ein bisschen kreativ. NZL ginge, dürfte aber nur von den Leuten benutzt werden, die tatsächlich immer Prenzlberg sagen. Oder WMB für historisch Interessierte, die sich noch an die ursprüngliche Funktion des Prenzlauer Bergs als Windmühlenberg erinnern. Woraus sich auch eine schöne Herausforderung für die Besitzer einer bayrischen Automarke ergäbe, die sich heute gerne als weitere Buchstaben M und W wünschen. Oder natürlich SWY für Schwabylon, womit böse Zungen dann auch endlich mit Fug und Recht behaupten dürften, dass jetzt sogar die Autokennzeichen aussähen, als kämen sie aus abgelegenen Landkreisen fragwürdigen Namens der süddeutschen Provinz.

Aber würde es bei der Regionalisierung überhaupt auf der Ebene Prenzlauer Berg stehen bleiben? Möchten dann nicht vielleicht die Menschen aus der Rykestraße viel lieber mit einem KWP für Kollwitzplatz am Auto herumfahren als mit einem schlichten SWY? Wird der Winskiez bald von WIN-NERn zugeparkt, darf man Klassikfans aus dem Skandinavischen Viertels das Kennzeichen SKA zumuten?

Ach ja, wie sprechen ja von Prenzlauer Berg. Wirklich emotional wird diese Debatte ja erst bei der Einführung der Kennzeichenpflicht für Lastenfahrräder.

 

 

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